Herdecke. Bonsmanns Wiese in Herdecke ist als Gewerbefläche im Gespräch. Die Anwohner „Im Kleff“ wollen das nicht hinnehmen.
Die Mühlen der Politik mahlen langsam. Aber plötzlich rückt doch Gewerbe auf Bonsmanns Wiese ins Blickfeld der Anwohner. Noch sind es nur Einstufungsänderungen und vorbereitende Aufträge für die Verwaltung. Aber jüngst im Bauausschuss machten drei Nachbarn von den Zuschauerbänken aus den Politikern klar: „Seien Sie sicher, wir werden gegen halten.“ Notfalls mit juristischem Beistand.
Die Straße Im Kleff führt von der Wittbräucker Straße den Hang hinauf. Rechts von der schmalen Fahrbahn stehen Häuser, links erstreckt sich bis zum Ausflugslokal Bonnsmanns Hof und zum Fußweg auf der Höhe Bonnsmanns Wiese. Aus vielerlei Gründen können sich Claus Gerlach, Ingo Lossin und Manfred Pichura hier keine Gewerbeansiedlung vorstellen. Ihr Besuch im Bauausschuss war nicht die einzige Aktion, um das deutlich zu machen.
Claus Gerlach fängt an bei der Tierwelt. Ringelnattern, Feuersalamander, Fledermäuse und Greifvögel hätten hier ihren Lebensraum. Naturschützer hätten sich von der geplanten Gewerbeansiedlung entsetzt gezeigt. Manfred Pichura verweist beim Ortstermin auf die Lage am Hang und fragt zudem: „Ist das überhaupt groß genug für ein Gewerbegebiet?“ Ingo Lossin kann auch so schon kaum vermieten wegen des Lärms auf der Wittbräucker Straße. Wie soll bei Tempo 70 eine Verkehrsanbindung funktionieren?
Für Claus Gerlach ist das schlagende Argument die Topographie. Im Winter sei die Steigung für Fahrzeuge manchmal kaum zu schaffen. Eine große Kiste mit Splitt am Straßenrand scheint das zu unterstreichen. Dazu kommt für Gerlach und seine Mitstreiter der Aufwand beim Lärmschutz, der für ein Gewerbegebiet womöglich betrieben werden muss. Und dann liege die Wiese wohl in einem Korridor für die Frischluftzufuhr des benachbarten Ahlenbergs.
Aktuell ist Bonnsmanns Wiese als Fläche für die Landwirtschaft ausgewiesen und Landschaftsschutzgebiet. Auf der Suche nach zusätzlichen Gewerbeflächen in Herdecke gab es vor zwei Jahren eine Mehrheit für eine Änderung im Regionalplan. Die Stadt hat das beim RVR beantragt, wartet aber noch auf Antwort. Die Grünen waren zunächst nicht für diese Änderung. „Das wird nicht stattfinden“, erinnert sich Manfred Pichura noch an die Aussage eines grünen Kandidaten vor der jüngsten Kommunalwahl im letzten Jahr.
Mittlerweile gibt es einen gemeinsamen Antrag von CDU, Grünen und FDP. Ein Beschluss soll der Verwaltung den Auftrag geben, „die Fläche Bonsmanns Hof im Bereich Wittbräucker Straße für die Aufnahme in den Regionalplan als Gewerbefläche verbindlich anzumelden und gleichzeitig das notwendige Bauleitplanverfahren einzuleiten.“ In der Bauausschusssitzung, in der die Anwohner ihre Ablehnung vorgebracht haben, hatte das zu einem Schlagabtausch innerhalb der drei Antragsparteien geführt. Grund war weniger Bonnsmanns Wiese und mehr ein möglicher Ausgleich für das neue Gewerbe.
Vermesser auf dem Gelände haben die Anwohner misstrauisch gemacht. Und so haben sie mit der Herdecker Bauverwaltung und dem Kreis Verbindung aufgenommen. Insgesamt aber sehen sie sich als Betroffene äußerst schlecht informiert durch die eigene Stadtverwaltung. Die Stadt bestätigt das in gewisser Weise: Konkret seien die Anwohner nicht informiert worden, heißt es auf Nachfrage der Redaktion, „da noch keine Stellungnahme des RVR zu einer möglichen Gewerbegebietsausweisung vorliegt“. Auf Nachfrage hin hätten einzelne Bürger aber Infos bekommen.
Claus Gerlach, Manfred Pichura und Ingo Lossin wollen nichts dem Zufall überlassen. Für die nächsten Wochen kündigen sie großflächige Plakate auf eigenem Grund an. QR-Codes sollen zu Informationen über die befürchteten Änderungen führen. Herdecker wollen sie damit „aufwecken“, wie Gerlach sagt, aber auch Ausflügler. Über die Wittbräucker Straße kommen sie von Dortmund oder der A45 runter nach Herdecke. Noch geht ihr Blick dabei ins Grüne.