Herdecke. . Regionalplan: Ein Arbeitskreis in Herdecke ist gegen die Ender Talstraße als Gewerbegebiet und für eine Wiese an der B54 (Wittbräucker Straße).
Verwundert und verärgert haben viele Herdecker im vergangenen Jahr registriert, dass der Regionalverband Ruhr (RVR) ein Gewerbegebiet auf einer derzeitigen Ackerfläche an der Ender Talstraße für denkbar hält. So steht es im Entwurf für den Regionalplan.
Dazu können Bürger, Kommunen oder Kreise bis zum 27. Februar Stellungnahmen abgeben. Die Stadtverwaltung hat eine solche gemeinsam mit einem Arbeitskreis und Fraktions-Vertretern zum nächsten Politik-Sitzungsblock vorbereitet – und bringt überraschend eine neue Fläche ins Spiel.
Leitlinien, Entscheidung vor Ort
Schnell lässt sich beim Blick in die Vorlage feststellen, dass die Kommentierung eines Regionalplan-Entwurfs ein komplexes Unterfangen ist. Grob skizziert, geht es dabei um eine übergeordnete Flächenentwicklung, die nach einer angestrebten Verabschiedung im Ruhr-Parlament 2020 für rund 20 Jahre Leitlinien vorgibt. Die Hoheit für kommunale Entscheidungen bleibt aber in den Städten.
Ein wichtiges Themenfeld betrifft Gewerbeflächen. Bekanntlich könnte es davon in Herdecke und im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis mehr geben. Also haben auch hiesige Politiker mit dem Bau- und Planungsamt darüber diskutiert. Abschließend kamen sie nach einem Arbeitskreis-Treffen Mitte Dezember zu der Einschätzung, dass die Fläche neben der Ender Talstraße für ein Gewerbegebiet aus vielerlei Gründen nicht geeignet sei und im Regionalplan-Entwurf „dringend zurückgenommen werden muss“.
Diese Position hatte sich schon im Laufe des letzten Jahres abgezeichnet. Neu aber ist: Im Gegenzug wollen Stadt und Fraktionen eine Wiese an der Wittbräucker Straße (B54), westlich angrenzend an Bonsmanns Hof bzw. neben der Halle der Firma Green IT, als Gewerbefläche für den Regionaplan ausweisen. Dieser Hang an der Straße Im Kleff sei mit rund 25.000 Quadratmetern zwar deutlich kleiner als das knapp zehn Hektar große Areal in Ende, doch biete sich diese Örtlichkeit vor allem wegen der verkehrsgünstigen Lage direkt an der Bundesstraße und der Nähe zur Autobahn 45 an.
Für Industrie-Betriebe unpassend
„Vorstellbar sind dort Gebäude für Dienstleister und Büros. Für das produzierende Gewerbe oder Industrie erscheint die Fläche wegen der Hanglage nicht geeignet“, heißt es seitens der Pressestelle der Stadt. Bekanntlich suchen heimische Firmen seit Jahren geeignete Stellen zur Erweiterung vor Ort, daher könnten auch kleinere Flächen wie jene an der B54 oder auch die im Flächennutzungsplan eingezeichnete Wiese am Ende des Gahlenfelds von Bedeutung sein.
Die Freifläche an der Wittbräucker Straße (im Privatbesitz, landwirtschaftlich genutzt) ist im alten Regionalplan als regionaler Grünzug eingetragen. Der Arbeitskreis räumt ein, dass es zu diesem Vorschlag in den kommenden Sitzungen Diskussionsbedarf gibt.
Erschließung neuer Wohngebiete „sehr schwierig“
Der Regionalplan gibt die Linien für die nächsten Jahre zu den Entwicklungen in den Themenfeldern Siedlung, Freiraum, Kulturlandschaft, Klimaschutz- und -anpassung, Verkehr, Ver- und Entsorgungsinfrastruktur vor. Er soll veränderte Rahmenbedingungen der Raumentwicklung, den demografischen Wandel, Struktur- und Klimawandel sowie die Chancengleichheit berücksichtigen.
In der Metropole Ruhr geht es um elf kreisfreie Städte und vier Kreise. Im Ennepe-Ruhr-Kreisausschuss kam bereits Kritik auf, da der Entwurf viele veraltete Zahlen beinhalte.
Nächste Woche drei Sitzungen zu dem Thema
Über den Regionalplan beraten am Dienstag, 29. Januar, drei Ausschüsse (Bauen/Planen/Verkehr, Umwelt/Klima und Wirtschaftsförderung/Tourismus) in einer gemeinsamen Sitzung, die um 17 Uhr im Herdecker Ratssaal beginnt und wie die folgenden Beratungen öffentlich ist.
Am Donnerstag, 31. Januar, 17 Uhr, befasst sich der Hauptausschuss an gleicher Stelle mit dem Thema, bevor dann unmittelbar im Anschluss der Rat den endgültigen Entschluss fasst. Weitere Informationen dazu im Internet (www.herdecke.de).
Die Stadt begrüßt einen neuen Plan und die Ziele grundsätzlich. Sie meldet zugleich Bedenken an. Es sei festzuhalten, dass die Neuausweisung von Gewerbe- und Wohnflächen hier „sehr schwierig und die Anzahl geeigneter Potenzialflächen gering ist“. Die Siedlungstätigkeit stoße an Grenzen, um gleichzeitig die „hochwertigen Landschaftsräume, die die Attraktivität der Stadt Herdecke wesentlich ausmachen“, beizubehalten.
Damit zum Thema Wohnen. Im Gespräch ist für den Regionalplan auch eine Erweiterung der Siedlungsfläche hinter dem Kirchender Dorfweg hin zum Kallenberger Weg. Das hält der Arbeitskreis aufgrund von ablehnenden Äußerungen vom Grundstückseigentümer aber für kaum realisierbar.
Naherholungsgebiet belassen
Weitgehend Einigkeit herrscht in der Runde auch über die Entwicklung der Gegend am Piepensack. Das Naherholungsgebiet zwischen Kirchende und der Firma Siepmann soll ein solches bleiben und kein Wohnland werden. Dagegen soll eine Fläche am Vaerstenberg nahe der St.-Elisabeth-Waldkapelle weiterhin als Siedlungsgebiet gelten, auch wenn im Regionalplan-Entwurf etwas anderes steht.