Ennepe-Ruhr. Seit Dienstagabend gibt es einen erneuten Impfstopp mit Astrazeneca. Diesmal betrifft es die Jüngeren. Das sind die Auswirkungen auf den EN-Kreis.

Die Ansage kam nicht unerwartet. Nachdem bekannt wurde, dass es erneut zu schweren Nebenwirkungen sogar mit Todesfolge beim Impfen mit dem Wirkstoff Astrazeneca gekommen war, wurde auch im Ennepe-Ruhr-Kreis das Impfen damit ausgesetzt. Dennoch überraschend die Aussage des Kreises: „Der erneute Stopp für den Einsatz des Impfstoffes von Astrazeneca führte und führt im Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises zu keinen Terminabsagen.“

Das habe einen ganz einfachen Grund, wie Kreissprecher Ingo Niemann in der Mitteilung erläutert. „Für diejenigen, die gestern Nachmittag nach der Entscheidung einen Termin hatten oder heute erwartet werden, stand und steht der Impfstoff von BioNTech zur Verfügung. Für die nächsten Tage waren vom Impfzentrum aufgrund der unklaren Lieferlage noch keine weiteren Astrazeneca Impftermine vergeben worden“, so Niemann. Der Kreis reagierte gestern nach Bekanntwerden des Impfstopps direkt und verabreichte den Stoff nicht mehr an unter 60-Jährige. „Die letzten sieben im Impfzentrum vorrätigen Dosen wurden am Dienstagnachmittag Bürgern über 60 Jahren verabreicht“, berichtet Dr. Christian Füllers, ärztlicher Leiter der Einrichtung in Ennepetal.

BioNtech wird weiter verimpft

Ausdrücklich weist er daraufhin, dass das Impfen mit BioNtech unverändert fortgesetzt werden kann. Das heißt, alle von der Altersgruppe 80 plus gebuchten Termine stehen nach wie vor ebenso auf dem Plan wie die für die vorerkrankten Bürger. „Hier geht es, übrigens auch während der Osterfeiertage, unverändert weiter“, so Dr. Füllers. Allerdings sei momentan noch unklar, was das für die bundesweite Impfstrategie bedeute. Außerdem stünden Mitte April auch bereits die Zweitimpfungen mit dem Astrazeneca-Impfstoff an. Der Kreis warte nun auf eine Entscheidung des Bundes.

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Keine Auswirkungen hingegen hat das Aussetzen mit Astrazeneca auf das Impfen der chronisch Kranken. Der Kreis hatte kurzfristig zusätzliche Dosen von BioNTech bekommen, die ursprünglich vom Land für die Zweitimpfung vorgehalten, nun aber freigegeben wurden. Seit Samstagvormittag ruft der Kreis daher 1700 Bürger an, um ihnen kurzfristig Termine anzubieten. Das Engagement habe dazu geführt, dass bereits am Samstagnachmittag die ersten chronisch Kranken geimpft werden konnten. Den Beteiligten im Zusammenhang mit den Impfungen chronisch Kranker mangelnde Professionalität vorzuhalten, ein fehlendes Terminvereinbarungssystem zum Thema zu machen oder gar von einer Pandemie-Panne zu schreiben, ist in den Augen von Astrid Hinterthür, Leiterin des Fachbereiches Soziales und Gesundheit der Kreisverwaltung. unangemessen. „Natürlich muss der Blick darauf, dass chronisch Kranke in Hagen schon längere Zeit online Termine vereinbaren konnten, irritieren. Wir wissen aber nicht, warum die Nachbarstadt über den dafür notwendigen Impfstoff verfügt, Termine planen kann. Wir hatten ihn jedenfalls wie viele andere Impfzentren in NRW nicht. Es gibt in Ennepetal keine Kühlschränke mit ungenutzten Dosen. Wir verimpfen alles, was angeliefert wird, restlos“, stellt Hinterthür klar.

Um alle 1.700 Menschen versorgen zu können, schieben die Verantwortlichen des Impfzentrums aktuell pro Tag 120 zusätzliche Termine in den Plan ein, ab Donnerstag gibt es zudem 80 weitere Termine in den Abendstunden. Innerhalb von zehn Tagen soll die Aktion auf diese Weise abgeschlossen sein. In diesem Zusammenhang widerspricht die Kreisverwaltung zudem ausdrücklich Meldungen, nach denen Menschen über 60 jetzt ohne Termin zum Impfzentrum kommen könnten und dort umgehend mit Astrazeneca geimpft würden. Das sei nicht der Fall. Nur Menschen, die einen Termin haben, werden – wenn sie berechtigt sind – in Ennepetal geimpft. Alle anderen müssten abgewiesen werden.

Kritik an Landrat

Zuletzt hatten Linke und Piraten im Kreis Landrat Olaf Schade dazu aufgefordert, Stellung zu beziehen, warum der EN-Kreis auf einem hinteren Rang bei der Impfquote liege. Nach Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) seien bis zum 25. März im Ennepe-Ruhr-Kreis ca. 115 Impfdosen je 1000 Einwohner verabreicht worden. Im Vergleich liege der Kreis damit auf Platz 25 von 27 Städten/Kreisen in NRW, die von der KVWL betreut werden, erklärt die Fraktion in der Mitteilung. In der Mail von Dienstagnachmittag heißt es: „Im Ennepe-Ruhr-Kreis wird erheblich weniger gegen Corona geimpft als in anderen vergleichbaren Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens und zudem wird Vorerkrankten nicht die Möglichkeit gegeben, sich – wie im Erlass des Landes NRW vorgesehen – bis zum 8. April im Impfzentrum des Kreises impfen zu lassen.“

Die Fraktion verweist zudem auf die höhere Impfquote in der Nachbarstadt Hagen. Fraktionsvorsitzender Helmut Kanand: „Dass im EN-Kreis nicht schnell genug geimpft wird, ist offensichtlich. Deshalb setzen wir als Die Linke & Piraten-Fraktion uns dafür ein, dass die Impfquote im EN-Kreis rapide nach oben geht. Dies haben wir dem Landrat entsprechend mitgeteilt und eine Erklärung dieser verbesserungswürdigen Situation verlangt!“ Die Erklärung, dass nicht genügend Impfdosen zur Verfügung stünden, will die Fraktion nicht gelten lassen: „Laut dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales liege dieser bedenkliche Zustand im EN-Kreis nicht an der Logistik, denn dort heißt es: ,Die Impfdosen werden dabei entsprechend der Bevölkerungszahl gleichmäßig und gerecht verteilt.’“, so die Fraktion.