Wetter. Die fusionierte Sparkasse an Ennepe und Ruhr plant Modernisierungen in Filialen in Wetter. Das Sponsoring in der Harkortstadt ändere sich nicht.
Nach einem Bericht über die zweite Fusion binnen fünf Jahren schrieb Nutzer „buschneider“ kürzlich auf der Internetseite der Lokalredaktion: „Was ist eigentlich aus der Sparkasse Wetter geworden?“ Die Kritik: Keiner aus dem aktuellen Vorstand repräsentiere die Harkortstadt. Zudem wurden hier Servicepunkte wie etwa am Rathaus geschlossen. Die Frage des Kommentators: „Hat die Stadt Wetter noch etwas zu sagen in der Sparkasse an Ennepe und Ruhr oder sind wir nur noch ein Anhängsel?“
Verwundert nimmt Thomas Biermann solche Aussagen zur Kenntnis. Der alte und neue Vorstandsvorsitzende der fusionierten Sparkasse, die seit dem 1. Januar als Zusammenschluss aus Gevelsberg-Wetter und Ennepetal-Breckerfeld agiert, betont lieber, dass es nun neue Möglichkeiten für die Kundschaft gebe.
Biermann sagt, dass die neue Sparkasse an Ennepe und Ruhr all ihre aktuellen Standorte in den vier Städten auch in den nächsten Jahren halten möchte. Sowohl die Filialen mit Mitarbeitenden als auch die Selbstbedienungsstellen. „Durch die entstandene Synergie können wir intern einige Abteilungen zusammenlegen, wir streichen aber keine Arbeitsplätze“, betont der Vorstands-Chef. Für die Hauptstelle in Wetter an der Kaiserstraße, wo sich die Zentrale für das Einlagen- und Wertpapiergeschäft befindet, bedeutet das: Sechs Neuzugängen stehen fünf Abgänge gegenüber. „Das Haus hier ist von uns weiter voll belegt“, erklärt Thomas Theile als Bereichsleiter Vorstandsstab.
Die Geschichte des Instituts in Wetter
Gegründet wurde die Sparkasse Wetter, die älteste Einrichtung der vier Fusionspartner) am 9. Juni 1852. Ziel: „Den Sinn für Sparsamkeit dadurch zu wecken, dass kleinere und größere Beträge ohne Kosten sicher und zinsbar untergebracht werden können.“ Der Geschäftsbetrieb begann in der Wohnung des Lehrers Frielinghaus in der Freiheit-Schule. Noch lange dienten die Wohnungen der jeweiligen Kassenverwalter (Rendanten) als Geschäftsort. 1918 kaufte die Stadt Wetter das Eckgebäude Kaiser-/Bahnhofstraße und vermietete es an die Stadtsparkasse. Im Zuge der kommunalen Neuordnung 1970 folgte die Fusion der Stadtsparkasse mit der 1872 gegründeten Amtssparkasse Volmarstein. Diese gab damals die Zweigstellen Berge und Silschede an die Stadtsparkasse Gevelsberg (diese wurde 1857 gegründet) ab, weil besagte Ortsteile Gevelsberg zugeordnet wurden.
Aus der Sicht der Verantwortlichen sei die Frage, aus welcher Stadt ein Mitglied des aktuell vierköpfigen Vorstands (zu reduzieren auf zwei) komme, sekundär. „Sowohl Michael Hedtkamp als auch ich dürften seit der Fusion 2017 hier in Wetter vielen bekannt sein“, meint Biermann. „Wir sind ja ein Wirtschaftsunternehmen im Geschäftsgebiet von Kommunen. Und die Sparkasse steht hier gut da, wir machen hier überall einen guten Job – unabhängig davon, wo diejenigen wohnen oder aus welcher Stadt jemand herkommt.“ Zusatz: Wetters Bürgermeister Frank Hasenberg sei Vorsitzender des Risikoausschusses, der viermal pro Jahr tagt.
Thomas Biermann will derweil viel Wert auf die Servicequalität für die Kundschaft legen. Ein Vorteil durch die neue Sparkasse an Ennepe und Ruhr entstehe zudem durch den vergrößerten Kreditrahmen. Das Eigenkapital stieg demnach um ein Drittel, davon könnten die Mittelständler profitieren. 60 Prozent aller hiesigen Sparkassen-Kredite bedienen Firmen, andernorts überwiege der Anteil von privaten Geldaufnahmen, etwa für Immobilien.
Unveränderte Unterstützung über Stiftungen
Noch ein Vorteil des Zusammenschlusses: Die alten Sparkassen Wetter, Gevelsberg sowie Ennepetal-Breckerfeld begegneten sich auf Augenhöhe. „Und in Sachen Sponsoring, Spenden oder Veranstaltungen ändert sich zum Beispiel auch für Wetter nichts, wir haben erst kürzlich unseren Marketingplan verabschiedet.“ Auch aus den zwei heimischen Sparkassen-Stiftungen (insgesamt sind es im neuen Verbund fünf für vier Kommunen) soll weiterhin Unterstützung für Projekte in der Harkortstadt kommen. „Eine Zusammenlegung ist derzeit nicht absehbar, das müssten ohnehin die Kuratorien entscheiden“, so der Vorstandsvorsitzende.
Thomas Theile erinnert diesbezüglich an den politischen Willen aus 2017 und resümiert unterdessen, dass sich die hiesige Sparkasse nach der Gevelsberg-Wetter-Fusion vor fünf Jahren bereits als Einheit verstehe. „In unseren Abteilungen existiert die Trennung nach Städten schon lange nicht mehr.“ Gleichwohl handele es sich in der Tat um einen kurzen Zeitraum für einen erneuten Zusammenschluss. „Der Übergang hat 2017 gut funktioniert. Wäre der wirtschaftliche Erfolg ausgeblieben, wäre jetzt ein weiteres Zusammengehen zu früh gewesen“, meint Biermann. Er spüre aus Wetter Vertrauen in die handelnden Personen, um die Arbeit mit Ennepetal-Breckerfeld nun fortzusetzen.
Anpassungen in der Osthausstraße
Abschließend widersprechen Biermann und Theile nochmals Internet-Nutzer „buschneider“. Der schrieb, dass „wahrscheinlich“ bald auch die Filiale Volmarstein geschlossen werde. Im Gegenteil, so der Sparkassen-Vorstand. „Wir wollen den Standort demnächst modernisieren, je nach Zusage von Baufirmen soll das bestenfalls noch in diesem Jahr 2022 beginnen.“ Über eine Container-Lösung soll der Betrieb an der Osthausstraße 1 dann in der Zwischenzeit weiterlaufen. Nach Abschluss der Arbeiten wollen die Verantwortlichen die andere Hälfte der (zu großen) Filialfläche womöglich vermieten. „Das dortige Nutzungskonzept stammt aus den 80-er Jahren, fast 400 Quadratmeter brauchen wir nicht für drei Angestellte.“
Im Sparkassen-Erdgeschoss in Wengerns Osterfeldstraße 24 sollen „früher oder später“ ebenfalls kosmetische Erneuerungen anstehen – vergleichbar mit jenen, die 2020 in Grundschöttel erfolgten. Und die Schließung der SB-Stelle am Rathaus? „Nicht jede Entscheidung erhält 100 Prozent Zustimmung“, so Theile. Wichtig sei aber die aktuelle Botschaft: Für Wetters Sparkassen-Kunden ändere sich 2022 nichts.