Wengern. Die evangelische Kirche Wengern feiert Heiligabend unter freiem Himmel. Für Andachten und Musikbeiträge wollen die Pfarrer den Viadukt nutzen.
Corona sorgt auch in den heimischen Gemeinden für spezielle Überlegungen, wie sich in diesem Jahr Weihnachts-Gottesdienste feiern lassen. Eine besondere Idee entwickelte sich in der evangelischen Kirchengemeinde in Wengern: Pfarrer Michael Waschhof sowie Prädikant René Harder nutzen an Heiligabend den imposanten Viadukt als Kulisse für Andachten und Musik.
Normalerweise feiert die Gemeinde am 24. Dezember alle Weihnachts-Gottesdienste in der Dorfkirche. Das ist auch an diesem Freitag um 14.30 Uhr (für die Jugend) und am späten Abend der Fall. Am Nachmittag wiederum steht das Denkmal an der Trienendorfer Straße im Mittelpunkt. In Pandemie-Zeiten reiften bei Michael Waschhof und Co. Gedanken, wie sich Zusammenkünfte von Gläubigen auch unter freiem Himmel gestalten lassen. „Normalerweise kommen zu unseren zwei Christvespern Hunderte von Leute, die würden wir aktuell wegen der Vorgaben nicht in der Dorfkirche unterkriegen, da ist Platz für etwa 70“, sagt der Pfarrer.
Also kreativ werden, andere Wege einschlagen. Schon 2020 wollte die Gemeinde Weihnachten unter freiem Himmel (Waschhof: „Da ist für manche die Hemmschwelle niedriger“) feiern, ehe die Corona-Entwicklungen das verhinderten. Nun aber soll es klappen, wobei der Ansatz nicht ganz neu ist. „Auch an den Ewigkeitssonntagen im November haben wir eigentlich immer viel Zulauf bei den Andachten auf dem Friedhof neben dem Viadukt.“
Für die Heiligabend-Premiere an diesem Freitag wollen die Gemeinde-Vertreter „die großartige Talkessellage“ des Denkmals nutzen, über Lautsprecherboxen sollen Musik und Wortbeiträge weithin zu hören sein. Auf dem Viadukt selbst stehen zwei Pavillons für Waschhof und Harder beziehungsweise für den Posaunenchor sowie im zweiten Block den Organisten Martin Born und sein E-Piano. Der Ablaufplan: Von 15.30 bis 17.30 Uhr soll es viele Kurz-Andachten geben. „Wir planen in kleinen Blöcken einige Texte wie die Weihnachtsgeschichte ein, quasi als kurzen Impuls“, so der Pfarrer. Besucher können je nach Lust und Laune kommen und gehen. Somit haben auch Spaziergänger zwei Stunden Zeit, um während ihrer Runde auf oder unter dem Viadukt stehen zu bleiben und mit der Gemeinde Heiligabend zu feiern.
Das Ordnungsamt sei informiert, Presbyter sollen Abstandseinhaltung überprüfen. „Die Reaktionen auf die Idee sind bisher sehr erfreulich“, sagt Waschhof. Er hofft auf gutes Wetter und blickt optimistisch auf den Nachmittag des 24. Dezember. „Wir haben schon mal bei dem Osterblasen mit dem Posaunenchor erlebt, wie gut die Musik vom Viadukt aus ins Tal hallt.“