Herdecke. Aktuell gibt es in Herdecke keinen Corona-Infizierten mehr. Das macht Hoffnung, auch für die Unternehmer, die sich bei ihren Kunden bedanken.
Wer durch die Herdecker Innenstadt geht, dem fallen die Plakate direkt auf. In Pink und Orange leuchten sie den Passanten entgegen. „Herdecke sagt Danke!“ ist dort zu lesen – eine Aktion der Werbegemeinschaft Herdecke.
„Die Unternehmer in Herdecke wollten einfach ihre Dankbarkeit an die Kunden zurückgeben, dass sie ihnen in der Krise die Treue gehalten haben“, erläutert Kirsten Deggim den Hintergrund der Aktion. Jeder habe auf seine Art und Weise versucht, das Beste aus der Situation zu machen – und das sei von den Kunden dankend angenommen worden. „Ich glaube, die Zeit des Lockdowns, als alle Geschäfte geschlossen hatten, hat den Menschen gezeigt, wie eine Innenstadt aussieht, wenn nichts mehr möglich ist“, meint Deggim. Ihr Gefühl: „Die Menschen gehen jetzt bewusster einkaufen.“
Soziales Leben beim Einkauf
Da die meisten Geschäfte in Herdecke noch inhabergeführte Läden sind, gibt es dort immer wieder einen netten Plausch zwischen Unternehmer und Kunden. „Man erkundigt sich, wie es den Kindern geht. Das soziale Leben findet zum Teil eben auch beim Einkaufen statt“, erläutert Deggim die besondere Beziehung in Herdecke. Als die Geschäfte und Restaurants wieder öffnen durften, ging eine Welle der Erleichterung durch die Stadt. „Noch heute ist es teilweise schwierig, einen Tisch im Restaurant zu reservieren, weil sie so ausgebucht sind. Daran merkt man einerseits, wie sehr die Leute es vermisst haben, einfach mal wieder raus Essen zu gehen, andererseits ist es auch die Welle der Unterstützung für die Gastronomen“, freut sich die Vorsitzende der Werbegemeinschaft.
Bei aller Freude sieht sie jedoch auch zwei Knackpunkte. „Ich hoffe natürlich, dass ein Umdenken bei den Menschen stattgefunden hat, das auch nachhaltig ist. Dass sie nicht in ein paar Wochen wieder anfangen, ihre Waren im Internet zu bestellen“, hofft Deggim. Doch auch bei den Händlern ist noch nicht alles rosig. Einerseits haben die natürlich mit den Umsatzeinbußen aus dem Lockdown zu kämpfen, andererseits sind auch viele erschöpft. „Die meisten haben während des Lockdowns rotiert“, weiß sie. Die Händler haben versucht, neue Angebote zu kreieren, mussten sich mit der Schutzverordnung und deren Auswirkungen auseinandersetzen, Anträge auf Corona-Hilfen stellen – und mit dabei war auch immer die Angst, wie es weiter geht. „Jetzt gilt es, sich auch mental wieder von dieser Angst zu lösen, auch wenn nicht absehbar ist, ob eine vierte Welle kommt und welche Auswirkungen sie dann hat. Das ist eine enorm hohe Belastung für Händler und Gastronomen“, weiß Deggim.
Besucherstrom nicht kontrollierbar
Aus diesem Grund ist sie zum Teil auch sehr froh darüber, dass die Maiwoche für den Herbst nun doch abgesagt ist. „Natürlich ist es schade. Die Maiwoche ist bei allen immer sehr beliebt. Aber wir sind uns unserer Verantwortung sehr wohl bewusst. Die Stadt wäre voller Menschen, und da kämen nicht nur Herdecker. Die Massen zu kontrollieren ist einfach nicht möglich. Für die Händler wäre das zusätzlicher Stress für im Grunde genommen nicht mehr Umsatz“, sagt Deggim.