Wetter/Herdecke. Corona-Schnelltest für zehn Euro: In der Bleichsteinhalle Herdecke gelten reduzierte Öffnungszeiten. In Wengers Elbschehalle kamen viele Kinder.

Neue Epoche im schnelllebigen Corona-Zeitalter: Mit Beginn der Herbstferien kosten Schnelltests auch in den etabliertem Anlaufstationen in Wetter und Herdecke Geld. Zehn Euro müssen Erwachsene seit Montag in der Elbschehalle Wengern für einen zertifizierten Nachweis hinblättern. Den gleichen Betrag ruft der Betreiber, der Hagener Disco-Besitzer Mike Henning, auch an dem Testmobil und in der Bleichsteinhalle auf, in Herdecke hat er die Öffnungszeiten reduziert. Kinder bis 17 Jahre zahlen hier wie dort nichts.

Die Kunden

Am Dienstag geht es in den Urlaub, erzählt Yvonne Hohaus aus Alt-Wetter am Eingang der Elbschehalle. Die Mutter ist doppelt gegen das Covid-19-Virus geimpft, ihre Tochter Anni (9) logischerweise nicht. Sohn und Bruder Emil hat zwar auch zum zweiten Mal eine Anti-Corona-Spritze erhalten, allerdings läuft bei dem Zwölfjährigen noch die 14-Tage-Übergangszeit bis zur vollständigen Wirkung. „Wir wollen bzw. müssen uns mit entsprechenden Nachweisen in den Flieger setzen“, erklärt Yvonne Hohaus, deren Familie bis dato das kostenfreie Angebot meist im Testmobil am Bahnhofsplatz nutzte. „Hier in der Elbschehalle läuft es aber genauso unkompliziert ab.“

Am Gemeinschaftskrankenhaus Abstriche nur für Mitarbeitende

Eine Übersicht zu den Terminen und Standorten in Wetter, Herdecke und Umgebung gibt es im Internet (www.schnelltest.nrw).Auch im Testmobil können Bürger im Oktober weiterhin einen Abstrich vornehmen lassen, dieses steht am Mittwoch und Samstag (jeweils 10 bis 14 Uhr) am Bahnhofsvorplatz in Wetter.Irritierend wirken Hinweistafeln zu Corona-Schnelltests am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke (GKH). Die weisen zur Therapiehalle, wo das Angebot für Externe jedoch Anfang August (nach Hochwasserschäden) ausgelaufen war.„Wir nehmen nur noch intern Corona-Tests vor. Mitarbeitende kommen hier– wie es vorgeschrieben ist – zum Zuge, für Besucher, Anwohner oder Bürger besteht diese Möglichkeit seit einiger Zeit nicht mehr“, teilt eine GKH-Sprecherin auf Anfrage am Montag mit.Für Besuche im Ender Krankenhaus gilt die 3G-Regel (geimpft, genesen, negativ getestet).

Auch Julia Gleichmann aus Grundschöttel kommt mit ihrer elfjährigen Tochter am Montag nach Wengern. „Sie braucht einen Nachweis für eine physiotherapeutische Behandlung“, erklärt die durchgeimpfte Mutter. Das trifft auch auf zwei Frauen zu, die aus Alt-Wetter mit drei Kindern zur Elbschehalle gefahren sind. Das Trio, zwischen 11 und 14 Jahre alt, plant mit den Eltern einen Herbstausflug nach Oberhausen. „Normalerweise werden sie ja zwei oder drei Mal in der Schule getestet, aber jetzt in den Ferien und scheinbar generell verkompliziert sich die Lage aber“, sagen die zwei Mütter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. „Der Druck steigt, Kinder sind die Leidtragenden. Aber auch Familien sind gestraft, nächste Woche müssen wir wohl einen PCR-Test bezahlen.“ Und die nun kostenpflichtigen Schnelltests? „Das grenzt an Abzocke und ist schon so etwas wie eine Impfpflicht durch die Hintertür“, meinen die Wetteranerinnen.

Die Mitarbeiter

Dagmar Geck aus Hohenlimburg, Elena Ingedoh und Leon Wienen (beide aus Wetter) haben am Montag bis 12.30 Uhr in der Elbschehalle 86 Tests erledigt. 63 davon kostenlos, 23 Mal haben Besucher zehn Euro bezahlt – „ohne mit der Wimper zu zucken“, berichtet das Trio. „Es lief freundlich ab, wir haben wegen der neuen Regelung mit mehr Gegenwind gerechnet.“

Die genannten Zahlen und Begegnungen verdeutlichen: Zu Beginn der Herbstferien kommen überwiegend Minderjährige für einen Nachweis nach Wengern. „Mit zunehmender Impfquote ist es hier generell ruhiger geworden“, erklärt Dagmar Geck. In Hochzeiten seien es an einem Tag schon mal 600 Tests für ein (sechsköpfiges) Mitarbeiter-Team gewesen, an diesem Sonntag bei der letzten Gratis-Chance für Erwachsene in der Elbschehalle auch noch einmal 153. Das Testzentrum ist täglich von 8 bis 13 Uhr geöffnet.

Der Betreiber

Am Montagmittag zieht Mike Henning, der in Wengern, am Bahnhofsplatz und in Herdeckes Bleichsteinhalle das Testangebot organisiert, zufrieden ein Zwischenfazit in der neuen und teureren Corona-Epoche. „Wir waren alle neugierig, wie die kostenpflichtigen Tests aufgenommen werden, nachdem wir zuletzt oft wechselnde Informationen bekommen hatten. Am ersten Tag lief aber bei uns bisher alles freundlich ab.“

Corona-Tests kosten: Das Testzentrum in der Bleichsteinhalle Herdecke hat Öffnungszeiten angepasst bzw. reduziert. Für 10 Euro (Kinder bis 17 frei) gibt es Schnelltests am Dienstag, Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils von 12 bis 16 Uhr.
Corona-Tests kosten: Das Testzentrum in der Bleichsteinhalle Herdecke hat Öffnungszeiten angepasst bzw. reduziert. Für 10 Euro (Kinder bis 17 frei) gibt es Schnelltests am Dienstag, Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils von 12 bis 16 Uhr. © Unbekannt | Steffen Gerber

Was womöglich auch am vergleichsweise niedrigen Preis liegen könnte: Während andere Anbieter bis zu 30 Euro aufrufen, setzt Henning nach eigenen Angaben auf ein moderates und faires Angebot. „Ich muss die Wirtschaftlichkeit im Blick behalten, mir soll aber keiner Abzocke vorwerfen können“, sagt der Hagener, der die politische Entscheidung zur Abschaffung der Gratis-Tests „nachvollziehbar“ nennt. Der Staat zahlte den Anbietern bisher 11,50 Euro pro Testung.

Der Ausblick

Weil aber zum Beispiel in Herdecke die Test-Nachfrage gesunken sei, reduziert Henning die Öffnungszeiten in der Bleichsteinhalle. Ein Fingerzeig für die Zukunft. „Das wird auch an anderen Standorten folgen. Wir schauen jetzt erst mal von Woche zu Woche und bewerten dann Ende Oktober, wie es weitergeht. Mal gucken, ob und wie es bis zum Jahresende weitergehen kann.“

Henning fühlt sich nach eigenen Angaben auch seinen 284 Mitarbeitern verpflichtet, trotz der veränderten Rahmenbedingungen den Testbetrieb fortzusetzen. „Wir haben damit zwischenzeitlich gutes Geld verdient. Jetzt wollen wir das sozialverträglich in die letzte Phase überführen – auch im Sinne der guten Zusammenarbeit mit den Städten.“