Herdecke. Startschuss: Erstmals nach langer Zeit können Besucher am Sonntag, 8. September, zum Tag des offenen Denkmals hinein in das Koepchenwerk Herdecke

Dieser Text könnte entweder mit dem Wort „eigentlich“ oder mit „endlich“ beginnen. Eigentlich wollte die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur als Eigentümerin das Koepchenwerk schon im Frühjahr 2019 für Besucher öffnen. Doch dann sorgten vor allem zusätzliche Anforderungen bezüglich der Sicherheit für Verzögerungen. Endlich können Neugierige nun am Sonntag, 8. September, zum Tag des offenen Denkmals Teile der historischen Anlage in Herdecke bei freiem Eintritt besichtigen.

Seit gut einem Jahr sucht die Stiftung Gästeführer, die Besucher kundig durch das Denkmal am Hengsteysee lenken. Und das sowohl beim Startschuss jetzt im September als auch später bei Terminen für Gruppen. „Nach einem zweiten Aufruf haben sich genügend Interessierte gemeldet“, heißt es aus der Pressestelle. Von Anfang an gehörte ein Peter-Doppelpack zur mittlerweile bunt gemischten Gästeführungs-Mannschaft: Die beiden Herdecker Herren Altmaier und Gerigk meldeten sich frühzeitig, da beide auch über viele persönliche Koepchenwerk-Erlebnisse aus der Vergangenheit berichten können.

Großes Fest vor 30 Jahren

„Früher gab es hier oft Führungen“, erzählt das Duo. Beide können sich beispielsweise an einen großen Auflauf vor 30 Jahren erinnern, als RWE das neue Pumpspeicherkraftwerk einweihte: Anfahrt mit einer Eisenbahn, mit dem Schrägaufzug hoch zum Speicherbecken und dann dieses besichtigen. Am Tag des offenen Denkmals 2019 fällt das Programm einige Nummern kleiner aus. Rund ein Dutzend Gästeführer steht am 8. September von 11 bis 17 Uhr an verschiedenen Stationen, um vor allem in der großen Maschinenhalle Fragen von Besuchern zu beantworten und Zusammenhänge zu erklären.

Das ist ein erster Vorgeschmack für weitere Touren durch das Koepchenwerk, wo derzeit Reinigungsarbeiten in der Maschinenhalle laufen. Bis zu 199 Gäste können die historische Anlage neben dem laufenden Pumpspeicher-Betrieb betreten. Wie die Industriedenkmal-Stiftung künftig den Besichtigungs-Ablauf organisiert (feste Termine oder nur Führungen auf Anfrage), soll sich bald klären. Zu lösen sind auch noch Fragen zur Anfahrt und zu Parkplätzen oder auch bezüglich Folge-Veranstaltungen wie Konzerte.

Unterdessen freuen sich die zwei Herdecker auf den Startschuss am 8. September. Zumal Peter Altmaier vieles mit dem Koepchenwerk verbindet. Sein Vater war dort früher beschäftigt, die Beiden lebten länger im Betriebsleiter-Haus von RWE in der Straße Im Kleff. Als Kind verbrachte Peter viel Zeit auf der Anlage, in der er sich dann als Werkstudent einige Mark dazu verdiente. „Auch durch meine Mitgliedschaft beim Vogelschutz-Verein ist der Kontakt zum Gelände nie abgebrochen“, berichtet der 68-Jährige.

Handbuch mit Basis-Wissen

Peter Gerigk wiederum war schon in seiner Hagener Zeit bei Bootsausflügen auf dem Hengsteysee „fasziniert“ von dem Koepchenwerk. Als Herdecker Kommunalpolitiker bei den Grünen und Lehrer am Friedrich-Harkort-Gymnasium etwa bei einer Projektwoche kam er dann immer wieder in Berührung mit der historischen und der neueren Anlage aus dem Jahr 1989. „Toll finde ich, dass die Art der Stromgewinnung immer noch in die Zeit passt, schließlich fällt hier kein Gramm CO2 an“, meint der 72-Jährige.

Gerigk zeigt dann ein 72-seitiges Handbuch mit Informationen zum Koepchenwerk (1927 bis 1930 erbaut). Den Inhalt, der in den letzten Monaten einige Male ergänzt wurde, sollten Gästeführer parat haben. Darunter sind viele Herdecker und Hagener, Jüngere und Ältere aus dem Umkreis oder auch ehemalige RWE-Mitarbeiter vom Standort. Sie alle sollten beispielsweise wissen, wer Arthur Koepchen war oder wie die Energieerzeugung am Hengsteysee funktioniert. Historische Begebenheiten wie etwa die Möhne-Katastrophe 1943 tauchen auch im Gästeführer-Handbuch auf.

Zur Vorbereitung lud die Stiftung zu Probe-Führungen ein, nachdem die sachkundigen Ehrenamtler (erhalten eine Aufwandspauschale) die Anlage inklusive Schieberhaus und RWE-Buchstaben oben am Berg besichtigen konnten. Besucher wiederum müssen sich in den nächsten Monaten mit dem Maschinenhaus unten am Ufer begnügen. Rund 90 Minuten dauert eine Tour, die etwa zur früheren Schaltwarte oder zum Balkon mit schöner Aussicht auf die vier Maschinensätze führt. „Wir müssen auch Sicherheitsaspekte beachten und die Gruppe zusammenhalten, schließlich sind einige Bereiche wegen des laufenden Betriebs nicht zugänglich“, so Peter Altmaier. „Zu einer Tour zählen natürlich Standards. Da zur Gästeführer-Mannschaft viele verschiedene Leute mit unterschiedlichen Schwerpunkten gehören, ergeben sich mitunter andere Aspekte bei der Vertiefung von Zusatzfragen.“

Wie gut die Öffentlichkeit das neue Angebot im Koepchenwerk annimmt, muss sich laut Peter Gerigk erst noch zeigen. „Das Potenzial ist auch dank des Engagements der Stiftung ja unbestritten da, aber es gibt logistisch auch noch einiges zu klären.“ Mit seinem Namensvetter ist er sich aber einig: „Wir bringen als Gästeführer viel Herzblut mit, um Interessierten diese besondere Anlage näher zu bringen.“