Wetter. Für Besucher länger gesperrt: Der Harkortturm in Wetter ist sanierungsbedürftig. Experten haben nun zur Konzepterstellung Schäden begutachtet.

Rot angestrahlt wie in der „Night of light“ am 22./23. Juni macht der Harkortturm einen guten Eindruck. Wer sich dem 1884 eingeweihten Bauwerk im Hellen nähert, genauer hinsieht oder sich auch im Inneren umschauen kann, kommt zu anderen Erkenntnissen: Das Denkmal und womöglich wichtigste Wahrzeichen Wetters ist sanierungsbedürftig. Und daher seit Monaten für Besucher gesperrt. Sechs Fachleute trafen sich nun auf dem Harkortberg, um die nächsten Schritte zu beraten.

„Der Termin dient zur Konkretisierung der Maßnahmen, die nun anstehen. Einen Zeitplan oder Kostenschätzungen können wir noch nicht nennen“, sagten externe Gutachter und ein Trio von der Stadt Wetter. Die hatte für die Inspektion einen Hubsteiger organisiert. Nach einer Corona-bedingten Absage konnte nun der Ausleger passenderweise auf 35 Meter und somit bis zur Spitze des Hakortturms aufsteigen, so dass Architekt, Statiker und Geologin mit der optischen Begutachtung inklusive Entnahme von Materialproben beginnen konnten. Ziel: Die zuvor angedachten Einzelsanierungen zusammenführen, um eine Gesamtlösung (innen wie außen) in ein finanzielles und praktikables Sanierungskonzept für die nächsten Jahre zu integrieren.


Fest steht: Sowohl im Inneren als auch außen bedarf es einiger Arbeiten. Wie sich diese koordinieren lassen und in welchen beziehungsweise wie vielen Abschnitten das erfolgen kann, kläre sich in naher Zukunft. Wobei die Probleme ja bekannt sind: Feuchtigkeit und Korrosionsschäden haben die Statik angegriffen. Mit Blick auf die Verkehrssicherheitspflicht untersagte die Stadt als Eigentümerin dem Heimatverein (bewährter Kooperationspartner) mit seinen Türmern, die Tür inklusive Aufgang zur tollen Aussichtsplattform wie vorgesehen im April zu öffnen. Sicher ist aus fachkundiger Sicht: Besucher müssen sich auf eine längere Sperrung des Denkmals einstellen.

Original Stahlträger austauschen

Während die äußere Begutachtung nun erst startete, konnte sich schon vor Monaten Statiker Martin Bernhardt von einem Baukonstruktions-Ingenieurbüro im Inneren umgucken. Und sah gravierende Schäden: „Die stark korrodierenden Stahlträger verlieren immer mehr an Tragfähigkeit und müssen ausgetauscht werden.“ Diese Originalteile stammen den Angaben zufolge aus dem 19. Jahrhundert. Ausbesserungen im Mauerwerk stehen demnach ebenso wie Steinmetzarbeiten an den Stufen im Treppenhaus an.

Ähnliche Probleme hat ein Architekt bereits an der Außenmauer entdeckt. „Da gibt es lose Fugen, die haften nicht so, wie sie sollten“, berichtet Thomas Scheplitz, den das aber nicht überrascht: „Wegen der Witterung und der exponierten Lage ist das mit der Zeit normal.“

Auf Erfahrungen im Zuge der mehrteiligen und schwer vergleichbaren Sanierung zum 125-jährigen Jubiläum 2009 kann Karin Kirchner zurückblicken. Die Geologin erklärt, dass damals original Natursteine auszutauschen waren. Das stehe demnächst wohl nicht an, wobei ein Labor nun die entnommenen Materialproben untersuche und sich der Fokus in den nächsten Monaten außen dann eher auf die Fugen richte. All das unter Berücksichtigung von Denkmalschutz-Vorgaben. „Nach so einer langen Zeit dürfen die gewissermaßen rosten, zumal es damals auch keinen dauerhaften Korrosionsschutz gab“, so Martin Bernhardt. „Daher haben wir auch oft mit Kirchen zu tun, die im gleichen Zeitraum wie der Harkortturm entstanden. Aber jedes Objekt hat seine eigenen Tücken“, ergänzt Karin Kirchner.

Der Feuchtigkeit auf der Spur

Wegen der von außen eindringenden Feuchtigkeit vor allem im Winter befinde sich nun oben auf dem Harkortturm ein Aspirant. Dieser sorge für eine bessere Durchlüftung, so Andrea Golüke vom städtischen Gebäude- und Immobilienmanagement. Im Beisein ihrer Kolleginnen Heike Voß und Ann-Kathrin Kleine sagt sie: „Wir müssen auch noch Ursachenforschung betreiben, schließlich wollen wir nachhaltig sanieren.“ All das stehe dann in einem Gutachten, das die heimische Politik auch aus finanzieller Sicht bewerten muss.