Wetter. Heimatministerin Ina Scharrenbach ist in Wetter zu ihrer Heimattour 2019 an der Ruhr gestartet. Und hat viel erfahren.
Was ist Heimatliebe? Wetters Bürgermeister Frank Hasenberg hat eine klare Antwort. Er verweist auf seinen Amtsvorgänger Gustav Vorsteher. Der hatte, durch den Handel mit Grubenholz zu Vermögen gekommen, der Stadt Wetter ein Rathaus geschenkt. Gut hundert Jahre ist das her. Jetzt sitzt Ina Scharrenbach im historischen Ratssaal und hört gut zu. Sie ist die erste Heimatministerin in NRW und auf der Suche nach dem, was für die Menschen im Land Heimat bedeutet.
Frank Hasenberg hat den Anzug im Schrank gelassen und gibt sich mit Polo-Shirt und Outdoor-Hose salopp. Schließlich geht es auf dem Fahrrad durch die Stadt. Hasenberg hat sein eigenes dabei. Tacho. Halterung fürs Handy. Der erste Mann der Stadt ist gut ausgestattet. Andere Mitfahrer haben sich am Harkortturm, der ersten Station der „Heimattour 2019“ der Heimatministerin, auf Leihräder gesetzt.
Zurückhaltung am Frühstücksbüffet
Nicht für alle Radlerinnen und Radler im Tross ist Platz auf der Turmspitze. Der Landtagsabgeordnete Bodo Middeldorf (FDP) hat es geschafft, Axel Biermann von der Ruhr Tourismus GmbH ebenfalls, der Bürgermeister auch und natürlich Ober-Türmer Peter Vohrmann. Unten schon, im Eingangsbereich, hat er der Ministerin den Namenspatron Friedrich Harkort vorgestellt. Der war Abgeordneter und habe auch mal Minister werden wollen. Ina Scharrenbach hat es geschafft. Und weiß von bisherigen Heimattouren, dass immer mal wieder ein Bürgermeister erfahren will, wie es denn um laufende Förderanträge steht.
Frank Hasenberg ist da etwas dezenter. Im Ratssaal stellt er Gustav Vorsteher vor und kündigt das Denkmal für den Freiherrn vom und zum Stein an. Unten, an einer Ecke des Rathauses, blickt dieser ins Weite. Frank Hasenberg sagt aber auch, wo er sich Unterstützung bei der Ministerin erhofft: Für die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) haben sich die Städte an der mittleren Ruhr zusammen getan. Die Entwicklungsstudie Flusslandschaft im Mittleren Ruhrtal liegt gleich in mehrfacher Ausfertigung in einer Fensternische des Ratssaals. Ein Exemplar ist allerdings aufgeschlagen. Ina Scharrenbach scheint auf den Geschmack gekommen zu sein. Ansonsten ist sie ein bequemer Kostgänger: Nicht einmal zu einer Tasse Kaffee oder einem Glas Wasser hat sie beim Frühstücksbüffet im Rathaus gegriffen.
Mit Rad an der Hand durch die Freiheit
Der Bürgermeister spricht von den beiden Projekten, bei denen die Stadt Wetter bei der IGA 2027 gerne glänzen würde. So soll die historische Freiheit herausgeputzt werden. Dass sie auch so schon vorzeigbar ist, hat die Heimatministerin gerade erfahren dürfen. In den schmalen Gassen hat sie ihr Rad an die Hand genommen und mit dem Bürgermeister Richtung Rathaus geschoben. Bei einem Halt vor der evangelischen Kirche hat der Bürgermeister daran erinnert, wie gut die Freiheit zum Auftakt der „Extra-Schicht“ ausgesehen hat. Das zweite IGA-Projekt soll das Wasserwerk Volmarstein aufwerten und „Wetter zusammen rücken lassen“, sagt Frank Hasenberg. Auch beinahe 50 Jahre nach der letzten Kommunalreform sei das immer noch nötig: „Die Ruhr hat die Menschen immer auch getrennt.“
Jetzt aber, nach kurzem Absitzen vor dem Bahnhof mit Infos zur Innenstadtgestaltung, bietet der Fluss Orientierung auf dem weiteren Weg nach Witten und später dann nach Hattingen. Gerade erst ist sein Bett neu gemacht worden. Auf den Wiesen und bei den Neuaufschüttungen ist die Renaturierung entlang des Ruhrtalradweges noch gut zu sehen. Heimat bedeutet eben nicht Stillstand. Und sie lässt sich nicht nur auf Menschen beziehen. Denn heimisch an der Ruhr ist auch eine Vielzahl von Vögeln.
Erste Begegnung mit Wetter
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Ein paar Mal noch in die Pedale treten – und Wetter ist schon wieder Geschichte auf der Heimattour 2019. Was hat die Ministerin mitgenommen aus der Stadt, in die sie zuvor noch nie einen Fuß gesetzt hat? Die Wetteraner seien offen und würden ihre Heimat bereitwillig zeigen, sagt Ina Scharrenbach. Und, nach all den Hinweisen auf die Helden der Geschichte und die Hoffnung auf ein Mitmischen bei der Gartenbauausstellung in acht Jahren: „Sie verbergen ihren Stolz nicht.“