Hagen. Im nächsten Jahr werden die ersten Kinder eingeschult, die einen Rechtsanspruch auf OGS haben. Doch in Hagen hat man gerade andere Baustellen.

Im nächsten Jahr beginnt in der nordrhein-westfälischen Bildungspolitik eine neue Ära. Dann werden die ersten Kinder eingeschult, die einen Rechtsanspruch auf einen Platz im Offenen Ganztag haben. Ab August 2029 soll dann jedes Grundschulkind Anspruch auf ganztägige Betreuung haben. Dann kann kein Kind mehr in der OGS mit dem Argument abgelehnt werden, es sei kein Platz mehr frei.

Die Zeit drängt also, zumal in Hagen, wo die Stadt den Offenen Ganztag in den vergangenen Jahren zwar massiv ausgebaut hat, es aber immer noch zu wenig Plätze gibt, um den zukünftigen Bedarf erfüllen zu können. Und ausgerechnet in dieser Situation sind durch das geplatzte Vergabeverfahren, das vielen Eltern ohnehin als bürokratischer Unsinn erscheint, Unruhe und Ungewissheit ausgebrochen.

Mitarbeiter im luftleeren Raum

Die Eltern befürchten, dass gewachsene Strukturen zerstört werden. Sie wissen nicht, wer ihre Kinder im nächsten Jahr betreut. Die zahlreichen OGS-Angestellten wissen nicht, ob sie an der Schule, an der sie möglicherweise schon seit vielen Jahren tätig sind, bleiben dürfen. Sie wissen nicht, ob sie überhaupt weiterhin im OGS-Bereich arbeiten dürfen. Ob sie den Arbeitgeber wechseln müssen. Wie man hört, sind bei den drei OGS-Trägern in Hagen - Caritas, evangelische Jugend und Jugendhilfe - bereits zahlreiche hausinterne Versetzungsanträge gestellt worden, weil die Mitarbeiter nicht länger im luftleeren Raum hängen wollen.

Aber auch die Stadt Hagen selber hat mit dem komplizierten Vergabeverfahren und seiner Aufhebung ein Eigentor geschossen. Jetzt stehen die Verantwortlichen in der Pflicht - allen voran Bildungsdezernentin Martina Soddemann, die bislang stets durch Fachkompetenz und Durchsetzungsvermögen aufgefallen war und von der man am wenigsten erwartet hätte, dass sie einmal eine solche Desorganisation in ihrem Zuständigkeitsbereich würde verantworten müssen.