Hagen. Réne Sydow hat eine scharfe Zunge. Nun steht der Kabarettist in „Maria Stuart“ in Hagen auf der Bühne. Von Bastian Pastewka und Ruhrgebietstypen:

Neues aus dem Theater: Eigentlich ist er immer der Anzug- oder Kittelträger, „ich spiele Tierärzte, Kardiologen oder Rechtsanwälte. Aber jetzt endlich mal einen Schurken“, lacht René Sydow und streicht sich über den Vollbart. „Ende März kommt er ab, ich bin kein Bartträger.“ Doch für die Rolle des Baron von Burleigh ist der 44-Jährige, der ab Samstag, 18. Januar, im Theater Hagen zu sehen ist, über seinen Schatten gesprungen. „Auf sämtlichen Bildern und in allen Produktionen trägt der Schurke nun mal Bart, da muss ich jetzt durch.“

Am Bodensee aufgewachsen

René Sydow? Richtig, der am Bodensee geborene und aufgewachsene, doch seit einer halben Ewigkeit in Witten lebende Mann könnte einigen Hagenern aus dem Fernsehen bekannt sein, denn dort war er früher häufiger zu sehen. „Vor über zehn Jahren hab‘ ich in Bastian Pastewskas TV-Weihnachts-Special mitgespielt. Darauf werde ich heute noch angesprochen.“

Theater
Im Schauspiel „Maria Stuart“ besetzt Vanessa Stoll die Rolle der Elisabeth, Königin von England, und René Sydow ist als Wilhelm Cecil, Baron von Burleigh, zu sehen. © joerg landsberg | joerg landsberg

Damals hat der in Dortmund Film- und Fernsehen studierte Sydow kleinere Rollen in Fernsehserien und Shows besetzt und arbeite als Schauspieler und Regisseur an verschiedenen Theatern, doch seit 2012 ist er fast ausschließlich als Kabarettist zu sehen. „Ich mache politisches Kabarett à la Volker Pispers, schreibe die Programme für meine Solo-Abende selbst und verspreche jedem Zuschauer, dass keines meiner Programme länger als zwei Stunden dauert.“ Mit der Aussage spielt Réne Sydow natürlich auf seinen Kollegen und „Longplayer“ Pispers an.

„ Ich mache politisches Kabarett à la Volker Pispers, schreibe die Programme für meine Solo-Abende selbst und verspreche jedem Zuschauer, dass keines meiner Programme länger als zwei Stunden dauert.“

Réne Sydow
der Kabarettist steht in Hagen als Schauspieler auf der Bühne

Im Spätsommer trat Sydow in den TV-Mitternachtsspitzen und im Herbst beim 3-Sat-Festival auf, „für längere Film- oder Theaterprojekte fehlt mir die Zeit“.

Für erkrankte Kabarettistin eingesprungen

Wie es kommt, dass der 44-Jährige nun aber doch für etliche Wochen in dem Schauspiel „Maria Stuart“ von Friedrich Schiller auf der Hagener Theaterbühne steht? Im vergangenen Sommer ist er spontan mit seinem eigenen Programm für die erkrankte Kabarettistin Christine Prayon eingesprungen, kam beim Hagener Publikum und bei der Theaterleitung gleichermaßen gut an und wurde daraufhin gefragt, ob er Interesse hätte, ab Januar in „Maria Stuart“ mitzuspielen. „Und das nach 15 Jahren Theaterabstinenz. Aber es hat gepasst“, resümiert Réne Sydow. Zugesagt habe er auch aufgrund der kurzen Distanz zwischen Witten und Hagen, „ich setze mich in den Zug, und bin schon da. Zumindest meistens.“

Hagen
„Ich bin eigentlich kein Bartträger, aber was tut man nicht alles für eine Rolle“, sagt Réne Sydow lächelnd. Der 44-Jährige steht ab 18. Januar im Theater Hagen auf der Bühne. © WP | Yvonne Hinz

Dass ein ganzer Abend nicht nur an ihm allein, sondern am ganzen Team hänge, fände er „einfach mal wieder herrlich“. Und dass er keine selbstgeschriebenen Monologe, sondern Texte eines anderen Autors in Dialogform vortragen dürfe, sei „richtig schön“. 

Auch als Poetry Slammer unterwegs


Das Schauspiel von Friedrich Schiller feiert am Samstag, 18. Januar, um 19.30 Premiere. Es gibt noch Karten. Das bekannte Drama ist weitere sechsmal (unter anderem am 29. Januar und 7. Februar) auf der Hagener Bühne zu sehen, außerdem gibt es eine Schulvorstellung.  

Die Hauptrollen werden von Vanessa Stoll (Elisabeth) und Lucia Schulz (Maria Stuart) besetzt.

René Sydow tritt gelegentlich auch als Poetry Slammer auf. Seit zehn Jahren ist er mit der Musikerin Fee Badenius verheiratet.

Das Theater Hagen setzt mit „Maria Stuart“ die Reihe hauseigener Inszenierungen klassischer Dramen von zum Beispiel Shakepeare und Goethe unter Mitwirkung von Gastschauspielern fort.

Drama wurde im Jahre 1800 uraufgeführt

In „Maria Stuart“, einem literarischen Klassiker par excellence, geht es um die Rivalität der Königinnen Maria Stuart von Schottland und Elisabeth I. von England, von der Macht politisch Handelnder, um gefährliche Berater und Diplomaten. Das Theater Hagen zeigt das im Jahre 1800 von Friedrich Schiller uraufgeführte Drama als Schauspiel-Eigenproduktion.

Theater
In dem Schauspiel mit Thriller-Elementen stehen Urban Luig (Georg Talbot, Graf von Shrewsbury), Vanessa Stoll (Elisabeth, Königin von England) sowie René Sydow (Wilhelm Cecil, Baron von Burleigh) auf der Bühne des Theaters Hagen. © Jörg Landsberg | Jörg Landsberg

„Es ist ein spannender, für jeden zugänglicher Thriller, der nicht anbiedernd wirkt und nicht krampfhaft auf jung getrimmt wurde. Und während die Aufführungsdauer der Originalfassung mindesten dreieihalb Stunden beträgt, wurde die Inszenierung von Francis Hüsers auf unterhaltsame zweieinhalb Stunden inklusive Pause zusammengestrichen“, betont Réne Sydow.

„Es ist ein spannender, für jeden zugänglicher Thriller, der nicht anbiedernd wirkt und nicht krampfhaft auf jung getrimmt wurde.“

Réne Sydow
besetzt im Schauspiel „Maria Stuart“ die Rolle des Baron von Burleigh

Offene und direkte Menschen im Ruhrgebiet

Wie die weiteren Pläne des redegewandten Mannes aussehen? Er fühle sich in Witten sehr wohl, „ich stamme vom Bodensee, meine Frau aus Lübeck, und wir haben uns im Ruhrgebiet kennengelernt“, blickt Sydow zurück und fährt fort: „Verkehrstechnisch ist das Ruhrgebiet bestens angebunden, und die Menschen sind offen und direkt.“ Aber? Réne Sydow schmunzelt: „Im Mai ziehen wir ins Sauerland.“