Boele. Am traditionsreichen Klinik-Standort in Hagen entstehen gleich mehrere neue Nutzungen, die aufhorchen lassen. Die exklusiven Hintergründe.
Das traditionsreiche Johannes-Hospital in Boele ist verkauft. Nach WP-Informationen wechselte es für 3,05 Millionen Euro den Besitzer und gehört künftig der Renova Park GmbH, die in Berlin ansässig ist. Nachdem fast zwei Jahre nichts geschehen ist und zwischenzeitig öffentlich darüber diskutiert wurde, ob Flüchtlinge in dem ehrwürdigen Gebäude untergebracht werden, eröffnet sich nun eine völlig andere Perspektive für das riesige Areal im Herzen von Hagen-Boele.
„Wir bestätigen den Verkauf an die Renova Park GmbH“, sagt Bea Danielsmeier, Sprecherin der Katholischen Krankenhaus GmbH, auf Anfrage der Redaktion. Alle weiteren Dinge wie den Kaufpreis und die künftigen Nutzungspläne lassen die katholischen Kliniken unkommentiert.
Große Klinik-Rochade 2022
Im Zuge einer Bereinigung des medizinischen Angebots in Hagen war das Johannes-Hospital vor knapp zwei Jahren zu dem Beschluss gekommen, dass Agaplesion (trägt das AKH) und die Katholischen Kliniken gegenseitig unterschiedliche Fachabteilungen übernehmen und so gezielt medizinische Schwerpunkte schaffen. Wo vorher alle irgendwie alles anboten, entstanden so klare Strukturen. Kardiologie, Innere Medizin, Neurologie und Schmerztherapie wurden von Agaplesion übernommen und an das Allgemeine Krankenhaus verlagert. Die Fachabteilungen Psychiatrie, Physiotherapie und Psychosomatik blieben in katholischer Hand, wurden aber im Zentrum für seelische Gesundheit in Elsey untergebracht. Ins Josefs fließen 25, ins AKH sogar 100 Millionen Euro Modernisierungsgelder.
Auch Flüchtlinge in der Diskussion
Nun fließen nach Informationen dieser Zeitung noch dazu 3,05 Millionen Euro auf das Konto der Katholischen Kliniken. Denn die haben nach einem zweijährigen Schwebezustand rund um die Zukunft des alten Johannes-Hospital-Standortes (gehörte einst der Kirche) im Herzen von Boele das Gebäude und das Grundstück verkauft. Zahlreiche öffentliche Debatten hatte es um den Standort gegeben. Für Verunsicherung sorgte in Teilen Boeles, dass zwischenzeitlich darüber nachgedacht wurde, das Gebäude zu einer Flüchtlingsunterkunft zu machen.
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Das kommt nun nicht so. Gekauft hat das Objekt mit der Gesamtfläche von 18.000 Quadratmetern auf einem 26.000 Quadratmeter großen Grundstück die Renova Park GmbH, die in Berlin ansässig ist. Als Haupt-Investor erreicht unsere Zeitung Tari Reza in der Schweiz. „Wir haben zunächst auch über das Thema Abriss gesprochen. Das haben wir aber zügig wieder verworfen“, sagt Tari Reza. Nun haben er und die Renova Park GmbH - vorbehaltlich der aktuell laufenden Gespräche mit der Hagener Bauverwaltung - andere Pläne.
Unterschiedliche Nutzungen
Stellt man sich vor, vor dem Haupteingang der alten Klinik zu stehen, dann werden laut Tari Reza im ganz linken Gebäudeteil zur Osthofstraße hin bis zu 50 altengerechte Wohnungen entstehen. Im Bereich des Haupteingangs wird ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) entstehen. Man warte noch, wie viele weitere Ärzte sich anschließen werden. Im rechten Gebäudeteil entsteht ein Pflegeheim mit bis zu 150 Betten. Auch hier würden bereits Gespräche darüber laufen, wer der Betreiber werden soll. Außerdem wird ein Schwesternheim für die Bediensteten geschaffen.
Im rückwärtigen Teil des Komplexes, wo sich noch eine alte Turnhalle befindet, werde eine Kita gebaut. „Sie wird bis zu 80 Plätze haben“, sagt Tari Reza. Noch sei nicht klar, in welche Trägerschaft die Kita übergeben wird. Wenige Meter weiter, in der Kirchstraße, befindet sich bereits das Familienzentrum St. Johannes, das sich in Trägerschaft der katholischen Kita GmbH befindet. Über 60 Kinder werden dort betreut. Der nächste Kindergarten liegt in Kabel. Generell ist der Druck in Hagen, Kita- und Betreuungsplätze entstehen zu lassen, gewaltig.
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Große Projekte entwickelt
Noch ist nicht klar, welche Kosten der Umbau insgesamt verschlingen wird. Von mindestens 20 Millionen Euro, so Investor Tari Reza, gehe man aber aus. Das Unternehmen sei mit großen Projekten vertraut. Neben größeren Projektentwicklungen in Berlin war und ist es auch im Zuge der Umwandlung des Fliegerhorstes Holzdorf in Sachsen-Anhalt zu einem Nato-Stützpunkt bei der Entwicklung eines Wohnparks aktiv. „Wir freuen uns sehr auf das Projekt in Boele“, sagt Tari Reza. Aktuell sind Vermesser-Teams rund um das alte Hospital (Baujahr 1930) unterwegs.