Hagen-Haspe. Die Firma Fonseca aus Haspe vertreibt portugiesische Waren und beliefert Kunden deutschlandweit. Ein Besuch an der Wirkungsstätte
Armando Lopes könnte sich kaum vorstellen, jetzt „einfach so herumzusitzen“, sagt der 67-Jährige und zuckt mit den Schultern. Also arbeitet er, so viel er kann. Er und sein Bruder Fernando haben 1988 die Firma Fonseca Import-Export in Hagen übernommen; die damals noch an der Berliner Straße ansässig war. Seit 2002 betreiben sie ihren großen Feinkostladen an der Karlstraße und beliefern Kunden deutschlandweit mit ihrer Ware aus Portugal.
„Wir sind 1970 nach Deutschland gekommen. Mein Vater kam schon einige Jahre vor uns her; meine Mutter und Schwester kamen dann 1978 nach“, sagt der Mann, der gebürtig aus Pombal zwischen Porto und Lissabon stammt. Erfahrungen im Feinkostbereich hat er schon viele Jahre, lebte und arbeitete aber vorher im Sauerland. Erst mit der Übernahme der Firma zogen die Brüder nach Hagen, um sich hier ein neues Zuhause aufzubauen.
4000 Artikel im Sortiment
Ein Besuch in der Karlstraße. Trikots hängen an der Brüstung, neben Portugal- und Deutschland-Flaggen. Neben Lebensmitteln und etlichen Sorten portugiesischer Weine bietet die Familie eine riesige Auswahl an Speisen aus der Heimat, aber auch aus Brasilien oder Spanien. Schinken, Käse, Wurst, Fisch, Meeresfrüchte, Gebäcke, Getränke, Körbe, Geschirr oder andere Haushaltsartikel finden sich im Sortiment. „Mehrere Kunden haben gefragt, ob wir denn auch Besen oder Holzkohlefächer wie in Portugal haben, hier sei alles so anders“, erzählt Fernando Lopes und lacht. Seitdem finden sich auch Produkte des täglichen Bedarfs hier im Regal wieder.
„Wir beliefern Kunden im Stadtgebiet - Hagen hat ja eine große portugiesische Community -, aber auch deutlich weiter bis nach Hamburg - vorwiegend Großhändler, die dann wiederum zum Beispiel mit Restaurants zusammenarbeiten“, erklärt Lopes. Über die Jahre wuchs das Sortiment mit den Kontakten und der Kundenzahl. Mittlerweile führt der Feinkosthändler rund 4000 Artikel im Sortiment und verfügt über zwei große Lager in Hagen.
„An der Firma hängt unser Herz. Wir haben das alles mit viel Arbeit und über viele Jahre aufgebaut.“
Schwierigkeiten bei der Nachfolge-Suche
Armando Lopes ist jetzt 67. Sein Bruder ist zwei Jahre jünger. Beide könnten also längst den Ruhestand genießen. „An der Firma hängt unser Herz. Wir haben das mit viel Arbeit und über viele Jahre aufgebaut. Jetzt läuft die ,Maschine‘ einwandfrei, aber es ist niemand da, der sie weiterfahren könnte“, spielt Armando Lopes auf eine Herausforderung an, mit der sich viele Betriebe konfrontiert sehen. Denn: Einen Nachfolger innerhalb der Familie gibt es nicht. Und noch hat sich niemand von außerhalb gefunden, der die Firma weiterführen könnte. „Dafür braucht man Leidenschaft und einen entsprechenden Hintergrund“, sagt der Wahl-Hagener. „Selbstständig zu sein, das bedeutet auch viel Arbeit. Meine Frau Lina sagt immer, dass ich verrückt bin.“
Armando Lopes lacht. Er und sein Bruder sind jeden Tag im Geschäft, halten Kontakt zu Lieferanten und Kunden. Sechs Mitarbeiter arbeiten für den Betrieb. Für Armando Lopes jedenfalls steht fest, dass er weitermachen möchte, solange er kann, Spaß hat und die Gesundheit es zulässt. Und obwohl er riesiger Fan der portugiesischen Küche ist - „das beste Essen“, sagt er mit einem Zwinkern - isst er auch gerne Mal ein Schnitzel oder Krakauer.