Hagen. Rauschende Feste, zackiges Auftreten, Standesdünkel: Man weiß heute ziemlich gut, wie es zu Kaisers Zeiten in Hagen zuging.

Die Hagener Bürgerschützen führen ihre Gründung auf das Jahr 1775 zurück. Ihre Geschichte ist 250 Jahre alt.

So alt, wie der Name es vermuten lässt, ist der Verein allerdings nur mit Einschränkung. 1958 schlossen sich der Hagener Schützenverein von 1775 und der Wehringhauser Schützenverein von 1921 zusammen, um gemeinsam an alte sportliche und gesellschaftliche Erfolge anzuknüpfen. Da man sich nicht einigen konnte, welcher der beiden alten Namen weiterbestehen sollte, wurden als Alternative für diese Fusion die Hagener Bürgerschützen ins Leben gerufen.

Die Wehringhauser feierten rauschende Feste, waren aber auch sportlich ungemein erfolgreich. Heinz Gaedigk etwa wurde in den 30er-Jahren Deutscher Jugendmeister.

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Friedhelm Dahlhaus und das Jahr 1800

Doch tief in die Stadtgeschichte tauchen die heutigen Bürgerschützen ab, weil sie eben auch das Erbe des 1775 gegründeten Hagener Schützenvereins bewahren. In einer Vitrine prangt eine Erinnerungsmünze mit der eingravierten Jahreszahl 1800 und dem Namen Friedhelm Dahlhaus, dem ältesten bekannten Schützenkönig in Hagen.

„Das Schützenwesen in Hagen ist aber noch viel älter“, berichtet Ralf Blank, Leiter des Fachbereichs Museen, Archive und Wissenschaft bei der Stadt Hagen. Wie alt, lässt sich nicht genau eruieren, Protokollbücher und andere Aufzeichnungen des Vereins sind im Laufe der Jahre verloren gegangen. Belegt ist, dass Ende der 1770er-Jahre Schützen, die sich früher zur Stadtverteidigung zusammenschlossen, Übungen veranstalteten. Warum der Hagener Schützenverein seine Gründung schließlich auf das Jahr 1775 festlegte, ist nicht überliefert.

Auf der Bauernweide an der Fleyer Straße

In seinen Anfangsjahren war der Verein Besitzer eines „Bauernweide“ genannten Geländes, das vermutlich im Zuge der Fleyer Straße lag. 1857 veranstalteten die Schützen, die bis dahin zumeist ein von der Öffentlichkeit kaum beachtetes Stiftungsfest gefeiert hatten, ein Schützenfest für die gesamte Bevölkerung. Das Hagener Kreisblatt schrieb damals: „Hagen feierte an den Tagen des 15., 16. und 17. August ein Fest, wie es in seiner Art bisher noch nie hier begangen worden ist: ein Volksfest in seiner eigentlichen Bedeutung.“

Es muss zackig zugegangen sein. Ein Oberst Krüger, Veteran aus den Befreiungskriegen von 1813, ließ die Schützenkompanien im Vorfeld des Festes wochenlang exerzieren. Gefeiert wurde damals u.a. am Eppenhauser Brunnen, seinerzeit eines der beliebtesten Gartenlokale in Hagen.

Die Ursprünge des Rosenmontagszuges

Überhaupt scheint der Schützenverein in der von Kastengeist und Standesdünkel beherrschten Bevölkerung des Kaiserreichs eine inte­grierende Funktion besessen zu haben, denn auch beim Schützenfest im Jahre 1885 wird die Hagener Zeitung nicht müde zu betonen, es habe sich „so recht den Charakter eines Volksfestes bewahrt“.

ältester Verein in Hagen; der Bürgerschützenverein, der älteste Verein in Hagen, wird 2025 250 Jahre alt, Treffen am Schießstand im Stadtwald oberhalb der
Auf Fotos wird die Vergangenheit des Schützenvereins lebendig. © Alex Talash | Alex Talash

1935 fand nachmittags in der Stadthalle ein Kaffeetrinken mit den Waisenkindern der Stadt statt. Am gleichen Ort richteten die Schützen jährlich am Rosenmontag einen Karnevalsball aus, aus dem später der Rosenmontagszug hervorging.

Doch irgendwann war es mit der Herrlichkeit des Schützenwesens in Hagen vorbei. „Die gesellschaftliche Entwicklung führte dazu, dass das Interesse an den Schützenvereinen abnahm“, konstatiert Ralf Blank. Der uralte Hagener Schützenverein fusionierte schließlich mit den Schützen in Wehringhausen und überdauert im Gewand der Bürgerschützen bis heute.