Hagen. Die Hagener Bürgerschützen 1775/1921 bilden den ältesten Verein in Hagen. Sie feiern 2025 ihr 250-jähriges Bestehen. Eine historische Bürde.

Dieser Verein ist alt. Sehr alt. Uralt. Der älteste Verein in Hagen. Gegründet 1775. Im Jahr 2025 Jahr feiert er also sein 250-jähriges Bestehen.

Und trotz dieser unglaublich langen Geschichte ist der Verein nicht sonderlich bekannt in Hagen. Eher führt er ein Schattendasein am Rande der Stadt. Versteckt liegt der Vereinsgrund im Wald, umgeben von der Natur. Das passt auch wunderbar, die Mitglieder suchen die Öffentlichkeit nicht.

Jubiläumsfeier am 8. März

Ihren 250. Geburtstag feiern die Hagener Bürgerschützen 1775/1921 am Samstag, 8. März, im Gemeindesaal der Erlöserkirche auf Emst, Bergruthe 3.

Während früher auch mit Langwaffen geschossen wurde, haben sich die Bürgerschützen seit 40 Jahren auf das sportliche Schießen mit genehmigungspflichtigen Kurzwaffen (Pistole und Revolver) spezialisiert.

Der offene, teilgedeckte und in alle Richtungen gesicherte Naturschießstand im Hagener Stadtwald mit fünf Kurzwaffen-Schießbahnen befindet sich im Besitz des Vereins.

Zu erreichen ist der Verein unter Tel. 02331-333174 oder GF@HBS-eV.de.

Das war früher ganz anders. Die Bürgerschützen gehörten zum Stadtleben dazu wie heute die Basketballer, die Karnevalisten oder die Hasper Kirmes. Bei ihren Feiern war die Stadt beflaggt, Zehntausende säumten bei den Umzügen die Straßen. Fabrikanten, Behördenleiter und Bankdirektoren tummelten sich ebenso auf den Schützenfesten wie die einfachen Leute. Im Jahr 1955, zum 180-jährigen Vereinsjubiläum, war gar der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Karl Arnold unter den Ehrengästen. „Unsere Vorgänger haben riesige Schützenfeste auf der Springe gefeiert, ganz anders als wir heute“, sagt Dr. Jochen Funder, während er sich in dem gerade mal 16 Quadratmeter großen Gesellschaftsraum des Vereins umsieht, der alles darstellt, was von der einstigen Herrlichkeit geblieben ist.

Die Wandlung zum reinen Sportschützenverein

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Doch es schwingt kein Bedauern mit in der Stimme des 2. Vorsitzenden. Die „Hagener Bürgerschützen 1775/1921“ wissen um die historische Bürde, die ihnen auferlegt ist, aber sie trauern der Vergangenheit nicht nach. Der einst gesellschaftlich exponierte Verein, dem man nur beitrat, wenn man zwei Bürgen vorweisen konnte, hatte sich irgendwann in den 70er-Jahren totgefeiert und war überschuldet.

ältester Verein in Hagen; der Bürgerschützenverein, der älteste Verein in Hagen, wird 2025 250 Jahre alt, Treffen am Schießstand im Stadtwald oberhalb der
Auf dem Schießstand gelten strenge Sicherheitsbestimmungen. © Alex Talash | Alex Talash

Er schrumpfte zu einem reinen Sportschützenclub, der heute gerade mal 40 Mitglieder zählt und bei dem nach den Regeln des Deutschen Schützenbundes mit Kurzwaffen wie Sportpistole oder Revolver trainiert wird. Funder schießt u.a. gar mit einer originalgetreu nachgebauten Vorderlader-Waffe, bei der Schwarzpulver von vorne in den Lauf eingebracht wird - eine Disziplin, die sich aus dem Duellschießen entwickelt haben soll.

Ein Zuhause wie Fort Knox

Der Schießstand befindet sich im Stadtwald oberhalb der Gaststätte „Waldlust“ und unterhalb der Sternwarte. Die nach dem einstigen Ehrenvorsitzenden Johann Castella benannten Schießstände sind streng gesichert. Während des Trainings wird stets eine rote Fahne gehisst, immer ist eine Aufsicht zugegen, drei Stahlblenden sorgen dafür, dass sich keine Kugel nach draußen in den Wald verirren kann.

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Der Schießstand im Stadtwald - von der einstmals riesigen gesellschaftlichen Bedeutung des Vereins ist hier nicht viel zu sehen. © Alex Talash | Alex Talash

Es gibt Hobbyschützen, die diesen Sport aus Spaß an der Freud ausüben, aber auch echte Leistungssportler, die ihre Wochenenden auf Wettkämpfen in ganz Deutschland verbringen. Geschäftsführer Jochen Letzing, seit 1988 Mitglied im Verein, gehört zur letzteren Gruppe: „Mein Zuhause ist gesichert wie Fort Knox“, beschreibt er die Auflagen für Waffenbesitzer. Ein ausgeprägtes „Verantwortungsgefühl“ sei es, was alle Mitglieder vereine.

Ein teures Hobby, nichts für junge Leute

Junge Leute findet man kaum auf dem Schießstand im Stadtwald. Der Sport ist teuer, eine Pistole kostet rund 2500 Euro, eine Schießbrille 400 Euro, von der verschließbaren Tasche, den Safes und der Munition gar nicht zu sprechen. „Für Jugendliche ist das alles nicht zu wuppen“, sagt Letzing: „Es sei denn, jemand hat reiche Eltern.“ Und selbst dann gilt, dass man erst mit 21 Jahren eine Waffe besitzen darf und das auch nur, wenn bei einem psychologischen Gutachten keine Auffälligkeiten erkennbar werden.

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Einige der Sportschützen fahren regelmäßig zu Wettkämpfen in ganz Deutschland. © Alex Talash | Alex Talash

Und so bilden die „Hagener Bürgerschützen 1775/1921“, ohne das bewusst zu inszenieren, eine Elite, die einen großen Namen weiterträgt. Wenn heutzutage neue Mitglieder aufgenommen würden, dann versuche man durchaus, ihnen die 250-jährige Historie zu vermitteln. „Die alten Vereine leben in uns weiter“, sagt Vorsitzender Karsten Köbke, weshalb auch die Entstehungsjahre der Gründungsvereine, des Hagener Schützenvereins von 1775 und des Wehringhauser Schützenvereins von 1921, sich im Vereinsnamen widerspiegeln: „Wir liebäugeln ja durchaus mit der guten, alten Zeit. Aber vieles hat sich geändert und vieles auch zum Guten.“

Immerhin wird jedes Jahr ein Sommer- und alle fünf Jahre ein Hauptkönig ausgeschossen. Deren Orden werden dann der alten Königskette hinzugefügt, an der sich noch Münzen aus dem 19. Jahrhundert befinden. Tradition verpflichtet eben.