Tücking. 150 Jahre Vereinsgeschichte: Am Wochenende steigt das Schützenfest am Tücking. Wir blicken mit Michael Jung auf die Pläne und Historie.
„Um die Zeit nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 war der Tücking noch schwach besiedelt. Es gab nur wenige Bauernhöfe und einige kleinere landwirtschaftliche Betriebe. Gegen Ende des Krieges fanden sich in dünn besiedelten Gegenden Banden, die plündernd und raubend umherzogen. Diesem Unwesen mussten auch die Tückinger entgegentreten. So fanden sich die männlichen Bewohner des Tückings im Herbst 1871 bei dem Bauer Kalthof zusammen und gründeten eine Heimwehr. Die Mitglieder der Heimwehr blieben zusammen und gründeten am 2. September 1872 den Tückinger Schützenverein“. Schon 1874, nur zwei Jahre später, wurde das erste Schützenfest gefeiert.
Das ist jetzt 150 Jahre her. Und was einst als kleine Bürgerwehr startete – ist heute der zweitgrößte Schützenverein im Schützenkreis Hagen mit rund 200 Mitgliedern. Der zweite Vorsitzende Michael Jung ist selbst schon 42 Jahre dabei. „Viele, die an Schützenfeste denken, verbinden das nur mit Alkohol und Feiern. Aber dass die Vereine so eine starke Gemeinschaft sind und eine lange Tradition sie verbindet, das vergessen oft viele. Es geht für uns um mehr, als nur um das Feiern. Wir kämpfen seit Jahren gegen dieses Image an“, sagt Michael Jung.
Drei Tage Programm
Am Wochenende soll nun auf dem Tücking nach zwei Coronajahren endlich ein neuer König – oder eine Königin – ermittelt werden. „Bei uns ist es, im Gegensatz zu vielen anderen Schützenvereinen, schon lange üblich, dass auch Frauen um die Königswürde mitschießen können – wir hatten auch schon einige Königinnen“, so Jung, der selbst zwar noch nie den Vogel abgeschossen, aber schon mehrere Vorstandsämter in den vergangenen Jahren übernommen hat.
Die Vorbereitung des Schützenfestes sei vor allem auch mit Blick auf die Coronasituation schwierig gewesen. „Zuletzt musste es ja ausfallen. Das hat uns finanziell schon hart getroffen. Unser 140-Jähriges haben wir beispielsweise richtig groß gefeiert – in diesem Umfang ist das jetzt nicht möglich. Aber wir wollen trotzdem schöne und gesellige Stunden zusammen verbringen“, sagt der zweite Vorsitzende. So ist vor dem Schützenheim, in dem ein großer Saal mit 150 Sitzplätzen hergerichtet wird, noch ein Festzelt aufgebaut. Los geht es am Freitag, 5. August, mit dem Vogelschießen um 17 Uhr – bis der finale Schuss fällt. „Und dieses Jahr wird es nach der langen Pause sicherlich einige Anwärter geben, die den Vogel von der Stange holen wollen“, so Jung. Im Anschluss (und parallel) soll der Abend gemeinsam ausklingen – auch ein DJ wird auflegen.
Keine Nachwuchsprobleme
Am Samstag finden ab 10 Uhr das Kinder-/Jugendvogelschießen statt. „Anders als bei den Erwachsenen – und Jugendlichen – schießen Kinder nicht mit Munition sondern einem RedDot, also Laser-Gewehr“, erklärt der Schützenfest-Fan der vor allem betonen möchte, wie stark die Jugendabteilung der Tückinger Schützen aufgestellt ist. „Man hört ja immer davon, dass es Nachwuchsprobleme gibt. Bei uns ist das glücklicherweise anders - wir haben eine sehr starke Jugend.“ Den gesamten Tag über wartet dann buntes Programm vor Ort auf Besucher, die längst nicht nur vom Tücking oder aus Hagen, sondern auch stadtübergreifend herkommen.
Am Abend, ab 19 Uhr (Einlass 18 Uhr), lockt dann der Jubiläumskrönungsball Besucher. „Sonntagmorgen, ab 11 Uhr, findet dann die offizielle Jubiläumsfeierstunde statt, zu der wir auch zahlreiche Gäste erwarten. Außerdem sollen unsere Jubilare – die ja über zwei Jahre hinweg nicht geehrt werden konnten – dann offiziell geehrt werden“, gibt Jung Einblicke. Neben all dem Programm steht aber vor allem eines im Vordergrund: Dass die Tradition endlich wieder stattfinden kann. „Wir freuen uns über jeden, der Zeit und Lust hat, vorbeizuschauen“.