Hohenlimburg. Absatzkrise: Betriebsrat und Geschäftsführung des Kaltwalzunternehmens Bilstein Group haben erste Schritte zum Stellenabbau vereinbart.

Wie der angekündigte Stellenabbau bei der Bilstein Group in Hohenlimburg umgesetzt wird, darüber haben Geschäftsführung und Betriebsrat des Kaltwalzunternehmens erste Schritte vereinbart. Wie von dieser Zeitung berichtet, zwingt die Absatzkrise das Unternehmen dazu, sich von maximal 300 Mitarbeitern zu trennen. Bekanntlich war dies auf einer Belegschaftsversammlung so kommuniziert worden.

Nun sollen zunächst 33 Mitarbeiter aus der Verwaltung aller drei Gesellschaften der Unternehmensgruppe in Hohenlimburg - Hugo Vogelsang, Bilstein Service und Bilstein Gmbh - angesprochen werden, um ihnen ein Angebot für ein freiwilliges Ausscheiden aus dem Betrieb zu unterbreiten.

Harry Kanzler Hohenlimburg
Harry Kanzler ist Vorsitzender des Gruppenbetriebsrates der Bilstein Group in Hohenlimburg. Er sitzt bei den Verhandlungen zum Stellenabbau mit am Tisch. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Das Freiwilligenprogramm beinhalte dieselben Konditionen wie bei der letzten Restrukturierung der Verwaltung vor vier Jahren, so der Betriebsrat in einer Mitteilung an die Belegschaft. „Allerdings wurde der Basisbetrag sowie der Betrag für jedes unterhaltspflichtige Kind erhöht.“ Die Namen der Mitarbeiter wurden seitens der Geschäftsführung vorgelegt, so der Betriebsrat weiter.

„Es waren sehr offene Gespräche und wir suchen gemeinsam nach Alternativen, um den Stellenabbau so gering wie möglich zu halten.“

Harry Kanzler, Vorsitzender Gruppenbetriebsrat der Bilstein Group
über erste Gespräche mit der Geschäftsführung zum Stellenabbau

Langwierige Gespräche

Das erste Verhandlungsgespräch mit der Geschäftsführung empfand der Betriebsrat als konstruktiv. „Es waren sehr offene Gespräche und wir suchen gemeinsam nach Alternativen, um den Stellenabbau so gering wie möglich zu halten“, so Harry Kanzler, Gruppenbetriebsratsvorsitzender der Bilstein Group, auf Anfrage. Bis Klarheit über die gesamte Situation und deren Auswirkungen herrscht, werde es aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen und sicher noch bis ins erste Quartal 2025 dauern, peilt Kanzler an. Die Geschäftsführung der Bilstein Group will sich während der aktiven Phase der Verhandlungen nicht äußern, so Bilstein-Sprecherin Tina Prinz auf Anfrage dieser Zeitung.

Gespräche mit Betroffenen

Die Gespräche mit den 33 betroffenen Mitarbeitern, die grundsätzlich über Freiwilligenangebote, Altersteilzeitverträge und Renteneintritte ausscheiden und deren Stellen nicht nachbesetzt werden, sollen in dieser Woche starten. „Diese werden von den verantwortlichen Vorgesetzten (die auch die Auswahl getroffen haben) im Beisein von Personalabteilung und Betriebsrat geführt.“ Drei bereits bestehende betriebsbedingte Kündigungen stehen ebenfalls mit auf der Namensliste.

Am 27. November sei laut Geschäftsführung die Beiratssitzung geplant, wo weitere Entscheidungen getroffen werden sollen, wie die Produktionskapazität reduziert wird, zum Beispiel durch Stillsetzung von Fertigungsanlagen, so der Gruppenbetriebsrat. „Wir gehen davon aus, dass wir von Unternehmensseite im Nachgang der Beiratssitzung zeitnah mit weiteren Anpassungsplänen bei der Personalstärke konfrontiert werden.“

Kontakt zu Unternehmensberatung

Der Gruppenbetriebsrat hat derweil Kontakt zu verschiedenen externen Beratungsunternehmen aufgenommen, mit deren Unterstützung man in die weiteren Verhandlungen mit dem Arbeitgeber gehen will. „Wir hoffen, dass es uns gelingt, alternative Einsparpotenziale zu identifizieren, um zumindest teilweise den Umfang des geplanten Stellenabbaus abzumildern.“

Die Absatzkrise in der Autobranche trifft die Bilstein Group in Hagen hart und zwingt eines der größten Kaltwalzunternehmen in Deutschland zu Einschnitten bei Personal und Produktion. Von bis zu 300 Mitarbeitern wird man sich im Höchstfall trennen müssen, das hatte die Geschäftsführung angesichts der Absatzkrise in einer Betriebsversammlung angekündigt. Das entspricht etwa einem Viertel der Belegschaft in Hagen.

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Abhängig von Autoindustrie

Die Bilstein Group zählt zu den weltweit größten Herstellern von kaltgewalztem Bandstahl. In den Werken in Hohenlimburg wird hauptsächlich Vormaterial für die aktuell schwächelnde Automobilindustrie produziert und die Abhängigkeit von dieser Branche ist entsprechend hoch.

Zuletzt hatten die Folgen der Corona-Pandemie mit dem zwischenzeitlichen Stillstand der Autoproduktion und strukturelle Veränderungen in der Branche - weg vom konventionellen Antrieb mit Verbrennungsmotoren - im Jahr 2021 zu personellen Einschnitten bei der Bilstein Group geführt. Damals mussten rund 237 Personen das Unternehmen verlassen, die überwiegende Zahl über sozialverträgliche Wege wie Freiwilligenangebote.