Hagen. Juliane im Schlaa geht nicht bloß in den Ruhestand, sondern kehrt Hagen auch wieder den Rücken.

„Wir haben die Kirche ausgegraben!“ Wenn Juliane im Schlaa an die Zeit denkt, als in Halden der Keller der Kirche freigelegt wurde, um aus den bis dahin versteckten Räumen ein helles, offenes Jugendforum zu bauen, dann leuchten die Augen der Pfarrerin. Wenn sie davon erzählt, wie sie mit den Kindern der Gemeinde aus den Brocken des abgehauenen Mauerwerks etwas Neues gebaut hat, dann meint man, ihre Hände gehen zurück in diese Zeit und nehmen die einzelnen Steine noch einmal in die Hand.

Über 35 Jahre hat die 63-Jährige im Kirchenkreis Hagen gearbeitet, berichtet der Kirchenkreis. Die letzten 13 Jahre in der Stadtkirchengemeinde. Jetzt ist sie in einem Gottesdienst in der Markuskirche am Ischeland von Superintendent Henning Waskönig in den Ruhestand verabschiedet worden. „Du bist fleißig und unermüdlich für Gottes Reich im Einsatz gewesen, mit deinen Händen, deinen Sinnen, deinem Verstand“, so der Theologe. „Danke, liebe Juliane, für deinen treuen Dienst als Pfarrerin in all den Jahren. Danke für deinen unerschrockenen Blick, deine Weitsicht, deine Beharrlichkeit, dein mutiges und beherztes Eintreten für Menschen in Not, deine Liebe zu Gottes Schöpfung und zu seinen Weisungen, deine ökumenischen Impulse.“

Wurzeln am Niederrhein

Ein Blick zurück: Juliane im Schlaa wächst in Dahle im oberen Nettetal am Niederrhein auf. „Ich war immer in der Kirche aktiv“, erinnert sie sich. „Wir hatten ein tolles und lebendiges Gemeindeleben.“ In dieser Zeit lernte sie auch ihren Mann kennen, der aus dem gleichen Ort kommt.

Juliane im Schlaa kehrt zurück an den Niederrhein.
Juliane im Schlaa kehrt zurück an den Niederrhein. © Kirchenkreis Hagen | Kristina Hußmann

Früh wusste Juliane im Schlaa, dass sie beruflich „etwas mit Menschen“ machen wollte. „Krankenschwester war eine ernsthafte Idee, Pfarrerin eigentlich nicht“, sagt sie. Weil sie nach dem Abitur keine Stelle nach ihren Vorstellungen fand, ging sie doch an die Uni. Sie studierte Theologie, zog nach Münster, später nach Tübingen. „Das war schön, nett“, erinnert sich die dreifache Mutter zwar gerne an diese Zeit. Aber überfüllte Hörsäle und Theorie – das sei eigentlich nicht ihr Ding gewesen: „Sobald es praktisch wurde, habe ich es gerne gemacht. Und auch gut, denke ich.“

Ihr Vikariat absolvierte sie in der Gemeinde in Hagen-Eppenhausen. Es folgten Stationen auf Emst und in Halden, bevor sie Pfarrerin in der evangelisch-lutherischen Stadtkirchengemeinde wurde. Die Arbeit mit Familien stand für Juliane im Schlaa immer im Zentrum. „Ich habe ja selbst drei Kinder und so hat sich auch viel bei uns zu Hause abgespielt“, erinnert sie sich zum Beispiel an Spielkreistreffen in ihrem Wohnzimmer.

Macherin und Teamspielerin

Verändern, umbauen, schön machen - das sind die Wörter, die Juliane im Schlaa benutzt, wenn sie über ihren inneren Antrieb nachdenkt. „Ich kann es nicht gut aushalten, wenn ich erkenne, dass etwas im Argen ist“, sagt sie: „Ich bin eine Macherin, eine treibende Kraft und bin besonders zufrieden, im Team etwas zu schaffen und zu bewegen.“

So wie es in der Stadtkirchengemeinde in den vergangenen Jahren geschehen sei: „Das war nicht immer einfach - bei allem, was wir hier in den vergangenen Jahren an Veränderungen auf den Weg gebracht haben und auf den Weg bringen mussten.“ Als letztes Großprojekt hat die Gemeinde die Johanniskirche am Hagener Markt aufwändig saniert und ihr einen Anbau hinzugefügt. Rückblickend bilanziert die Theologin: „Mit einem wirklich guten Team haben wir das und auch viele andere Sachen gemeinsam angepackt und geschafft.“

Auch im Ruhestand die Ärmel hochkrempeln

Denkt Juliane im Schlaa laut über ihren bevorstehenden Ruhestand nach, wirkt es so, als krempele sie innerlich schon wieder ihre Ärmel hoch. „Wir werden unsere Wohnsituation verändern, da gibt’s eine Menge zu tun“, sagt sie. Die im Schlaas ziehen zurück nach Dahle. „Das ist ein bisschen wie Nach-Hause-Kommen.“ Sorgen, dass ihr langweilig werden könnte, hat sie nicht. Es gebe immer etwas zu tun, zu gestalten, zu bewegen. „Um im kirchlichen Kontext mal auszuhelfen, bleibe ich ansprechbar“, sagt die 63-Jährige.

„Ich wünsche dir von Herzen, dass Gott dich in der kommenden Zeit mit dem versorgt, was du brauchst“, gab Superintendent Waskönig der scheidenden Pfarrerin noch mit auf den Weg: „Du wirst nicht untätig sein in deinem Ruhestand, das ahnen viele von uns. Und trotzdem mögest du manche Sorge ablegen und hinter dir lassen können. Denn Gott sorgt für dich.“