Ennepetal. Führungswechsel beim Ennepetaler Jugendamt: Dagmar Ante geht in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin steht schon seit Monaten fest.
„Sie waren immer loyal der Stadt gegenüber, vor allem aber loyal den Kindern gegenüber. Ich bin froh, dass Sie vieles mit Ihrer ruhigen und bedachten Art betrachtet und mit Ihrer Erfahrung eingeordnet haben.“ Die herzlichen Worte von Bürgermeisterin Imke Heymann galten Dagmar Ante, der Leiterin des Jugendamtes der Stadt Ennepetal. In wenigen Tagen wird die 65-Jährige in den Ruhestand gehen.
Dank an engagiertes Team
„Niemand führt ein Jugendamt allein“, sagte die so Gelobte. Sie habe eine solide Basis mit einem engagierten Team gehabt und sich in der Hierarchie der Verwaltung immer gut aufgehoben gefühlt. „Ich habe die Aufgabe wirklich gerne gemacht und versucht, die Arbeit im Geiste meines Vorgängers fortzuführen. Dagmar Antes Vorgänger war Hans-Georg Heller, der den damaligen Fachbereich Jugend und Soziales und damit einhergehend das Jugendamt leitete. Seine Nachfolge war ab Juni 2018 auf zwei Kräfte verteilt worden. Michael Schmidt übernahm die Fachbereichsleitung, Dagmar Ante das Jugendamt, weil sie das dafür erforderliche sozialpädagogische Studium absolviert hatte. Schmidt dankte seiner Kollegin mit besonders herzlichen Worten für die Zusammenarbeit. „Das war ein Experiment mit der Tandemführung des Fachbereichs und des Jugendamts“, sagte er. „Das funktioniert nur, wenn man sich an den Schnittstellen nicht aufreibt und es menschlich, kollegial und fachlich stimmt.“ Er habe jeden Tag gerne mit ihr zusammengearbeitet.
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Insgesamt stand Dagmar Ante mehr als 19 Jahre lang in Diensten der Stadt Ennepetal. Sie hatte nach der staatlichen Anerkennung als Sozialarbeiterin zunächst im Allgemeinen Sozialen Dienst der Stadt Wuppertal gearbeitet. Nach einer langen Kinderpause stieg die vierfache Mutter beim Jugendamt des Ennepe-Ruhr-Kreises wieder in den Beruf ein. Zu der Zeit hatte der Kreis die Jugendamtsarbeit für die Stadt Breckerfeld, die aufgrund ihrer Größe keine eigenes Jugendamt hatte, übernommen. Als die Aufgabe 2002 vom Kreis auf die Stadt Ennepetal übertragen wurde, wechselte sie zum hiesigen Jugendamt. 2007 übernahm sie die Leitung der Abteilung „Hilfe für junge Menschen, Adoptionsvermittlung, Pflegekinderdienst“ – zunächst kommissarisch, ab 2008 dann dauerhaft. Ab 2010 war sie kommissarische Leiterin des Fachbereichs Jugend und Soziales, bevor sie am 1. Juni 2018 dann Jugendamtsleiterin wurde.
Dagmar Ante bedankte sich für die herzlichen Worte und betonte: „Die Stadtverwaltung hat verstanden, dass das Jugendamt eine unterstützende Einrichtung für Kinder und Eltern ist.“ Angesichts der oft schicksalhaften Entscheidungen, die das Jugendamt hinsichtlich des Kindeswohls zu treffen habe, meinte Ante, dass man so etwas aus Gründen des in diesen Fällen besonders sensiblen Datenschutzes zuhause gar nicht besprechen könne. „Darum haben wir viel Raum für den kollegialen Austausch“, betonte sie.
Zeit für die sieben Enkelkinder
Der Erste Beigeordnete Dieter Kaltenbach betonte, dass er auch eine Menge von Dagmar Ante gelernt habe. Sie habe eine sehr besondere, gute Sicht auf die Dinge gehabt. „Das wird mir jetzt fehlen“, meinte er und ergänzte: „Wir müssen lernen, ohne diese Expertin auszukommen.“ Allerdings habe sie schon zugesichert, dass man sie immer mal anrufen dürfe, wenn es eine Frage gebe. Kaltenbach wies darauf hin, dass Dagmar Ante auf der Zielgeraden auch noch mit der Pandemie zu tu gehabt habe. Sie sei von Anfang an Mitglied des Krisenstabs der Stadt gewesen, weil Kinder von den Auswirkungen ja besonders betroffen gewesen seien und noch sind. Auch Personalratsvorsitzender Michael Eichmann und die Gleichstellungsbeauftragte Nina Däumig verabschiedeten die Kollegin mit Blumen und herzlichen Worten.
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Große Pläne für die Zukunft hat Dagmar Ante, die in Sprockhövel zuhause ist, bisher nicht. „Ich freue mich auf die Zeit mit meinen sieben Enkelkindern“, sagte sie. Zudem lockt ihr Ferienhaus in Schweden. „Ich bin sicher, dass ich mich nicht langweilen werde“, so Ante. „In so einem Arbeitsleben kommt man ja zu vielen Dingen nicht.“
Nachfolgerin Ruza Zrakic
Die Nachfolgerin von Dagmar Ante steht schon lange fest. Ruza Zrakic war bereits im vergangenen Frühjahr im Bewerbungsverfahren ausgewählt worden. Im Zuge des neuen Konzepts der Verwaltung, bei der Besetzung frei werdender Leitungsstellen eine mehrmonatige Eingewöhnung zu ermöglichen, konnte Ruza Zrakic sich an der Seite – und als Stellvertreterin – von Dagmar Ante einarbeiten.
Bürgermeisterin Imke Heymann und Erster Beigeordneter Dieter Kaltenbach betonten, dass sich der lange Übergang bewährt habe, „auch wenn man es sich finanziell als Kommune eigentlich nicht leisten kann“, so Kaltenbach.
Seit 2013 bei der Stadt Ennepetal
Man könne eine so verantwortungsvolle Aufgabe nicht an einem Tag übergeben, meinte Heymann. Das würde weder der scheidenden Führungskraft mit ihrem großen Erfahrungsschatz noch der Nachfolgerin, die nicht ins kalte Wasser springen sollte, gerecht. Auch Dagmar Ante lobte das Verfahren: „Eine solche Übergabe sucht Ihresgleichen“, betonte sie.
Ruza Zrakic, die ab 1. März das Jugendamt leiten wird, arbeitet seit 2013 bei der Stadt Ennepetal Zuvor war sie bei einem freien Träger in der stationären Jugendhilfe tätig, begleitete Menschen auf dem Zweiten Bildungsweg. Bei der Stadt war die 42-Jährige, die in Kamen wohnt, bis zum Wechsel ins Jugendamt im Allgemeinden Sozialen Dienst aktiv, zuletzt als Abteilungsleiterin. „Es ist eine Ehre in Deine Fußstapfen zu treten“, sagte Ruza Zrakic an Dagmar Ante gerichtet.