Hagen. Eine Roteiche ist dem Ruhrtalradweg in Hagen im Wege. Naturschützer setzen auf eine pragmatische Lösung, die unsere Zeitung vorgeschlagen hatte.
Ganz im Norden von Hagen verläuft mit dem Ruhrtalradweg ein echtes touristisches Highlight. Und wenn die bereits eingeleitete Entwicklung am Hengsteysee sich bis zum Start der Internationalen Gartenstellung 2027 (IGA) so wie geplant fortsetzt, entsteht ein echter Anziehungspunkt. Einer, der um eine kleine Attraktion reicher werden könnte. Um ein Alleinstellungsmerkmal, das wohl bundesweit seinesgleichen suchen dürfte: ein prächtiger Baum mitten auf einem Radweg, der Freizeitradler dazu bewegt, abzusteigen und für einen kurzen Moment innezuhalten.
Entstanden ist diese Idee - diese Bemerkung in eigener Sache muss erlaubt sein - in einer Konferenz der Stadtredaktion Hagen. Wort geworden ist sie dann in der Glosse „Mein Hagen“, die am letzten Samstag online und in der Zeitung erschienen ist. Und weil sich der Naturschutzbeirat die Anregung zu eigen gemacht hat und im Grunde so beschlossen hat, wie es die Redaktion vorgeschlagen hat, ist dieser Idee nun zu einem Bestandteil in der politischen Diskussion geworden: Der Baum bleibt so stehen, wie er jetzt ist. Ein Schild fordert Radfahrer auf, abzusteigen und ein Stück zu schieben. Und die Stadt spart obendrein reichlich Geld.
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Emotionale Diskussion
Viele Bürger hatten sich einst für den Erhalt der Roteiche ausgesprochen, als offenbar geworden war, dass der Baum der neuen Trasse des Ruhrtalradwegs weichen sollte. Dieser Protest hatte auch die Politik dazu bewogen, einen entsprechenden Vorschlag aus der Verwaltung noch einmal überarbeiten zu lassen. Das Ergebnis liegt jetzt vor: 216.155,95 Euro soll eine komplexe Lösung kosten, die den Baum rettet und es gleichzeitig ermöglicht, dass die Trasse des Radwegs so bleibt, wie sie geplant ist.
Ein Betrag, der sich zur Rettung eines einzigen Baumes kaum rechtfertigen lässt - finden jedenfalls die Mitglieder des Naturschutzbeirats, in dem keine Politiker sitzen, sondern stattdessen Vertreter von Organisationen, die im weitesten Sinne mit Natur und Umwelt zu haben (BUND oder Naturschutzbund beispielsweise, aber auch Waldbauernverband oder Landesjagdverband). Sie sind sich einig: Der Vorschlag, den unsere Zeitung unterbreitet hat, ist ein guter. Ein entsprechender Beschluss wurde denn auch mit Verweis auf die Berichterstattung einstimmig verabschiedet.
„Das ist eine wirklich vernünftige Idee. Wir vermeiden Kosten, und der Baum bleibt erhalten“, sagt da beispielsweise Karin Kuschel-Eisermann, Mitglied der CDU und Vertreterin des Landesportbunds im Gremium. Und Ingrid Klatte, die für den BUND im Gremium sitzt, unterstrich auch mit Blick auf einen diskutierten Wegfall von Fördergeldern, zu dem auch die Verwaltung keine endgültige Aussage treffen konnte: „Wer dort mit dem Fahrrad fährt, der will auch Natur sehen und erleben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Fördergeber so engstirnig ist.“
„Ich habe viele Gespräche mit Bürgern geführt. Man merkt: Die Bevölkerung steht hinter diesem Vorschlag.“
In eine ähnliche Richtung argumentiert auch Antje Selter, die Vorsitzende des Naturschutzbeirats: „Ich habe viele Gespräche mit Bürgern geführt. Man merkt: Die Bevölkerung steht hinter diesem Vorschlag.“
Was nun tatsächlich mit der Roteiche geschieht, bleibt allerdings offen. Denn der Naturschutzbeirat wird zwar in Diskussionen einbezogen, ist aber letztlich kein Gremium, das auch entscheiden darf. Im Umweltausschuss der Stadt Hagen, einem Gremium, in dem die Vertreter der unterschiedlichen Ratsfraktionen sitzen, wird es am kommenden Mittwoch um die Roteiche gehen.