Hagen. Die alte Schraubenfabrik an der Bahnhofshinterfahrung wird saniert. Ein Besuch auf der Millionen-Baustelle und Einblicke in die besonderen Pläne.
„Wir hatten natürlich Momente, in denen wir dachten: Ein Neubau wäre einfacher gewesen. Dann wären wir längst fertig“, sagt Olivia Aschke von der Aschke Seminare und Qualifizierung GmbH. „Aber wenn man dann hier steht, mit Blick auf die Fabrik, den Fluss, die alten Stahlträger, die Fenster - dann ist dieses Gefühl immer wieder verschwunden. Das ist, kann man sagen, unser Lebensprojekt.“
Baustelle alte Schraubenfabrik an der Bahnhofshinterfahrung. In dem backsteinroten Gebäude waren in der Glanzzeit knapp 1500 Mitarbeiter beschäftigt, 1844 wurde hier Hagens erste Dampfmaschine gebaut. Jahrelang war das 6000-Quadratmeter-Gebäude dann zuletzt dem Verfall preisgegeben. „Aber bei einer ersten Besichtigung haben wir sofort das ungenutzte Potenzial erkannt und uns verliebt“, sagt auch Hendrik Klose. Er hat das Millionen-Projekt, hinter dem finanziell neben Pflegeschulen-Leiterin Olivia Aschke auch Immobilieninvestor Dr. Thomas Schmidt-Hansen steckt, von Anfang an mit begleitet.
Hier sollen in den nächsten Wochen und Monaten ein Pflegecampus, ein kleines Hotel, eine Weinbar mit Außenbereich direkt über dem Fluss, ein Event-Raum mit Terrasse und Büroräume entstehen. 20 Millionen, so die ursprüngliche Kalkulation, fließen in das denkmalgeschützte Objekt. „Von außen sehen Hagenerinnen und Hagener noch nicht so viel, da die Fabrik eingerüstet ist - das soll auch so sein“, erklärt Olivia Aschke. Innen aber ist schon viel passiert. Sehr viel sogar. Noch dieses Jahr soll große Eröffnung gefeiert werden.
Hotel und Campus für 500 Schüler
In der obersten Etage sind schon Fußbodenheizung und Estrich verlegt. „Hier wird das Hotel eröffnen, mit 35 Doppelzimmern, darunter eine Suite mit zwei Bädern, Ankleidezimmer und wunderschönem Ausblick“, gibt Hendrik Klose Einblicke. Der Aufzug muss noch restauriert werden, Böden verlegt - und natürlich möbliert werden. „Jetzt fängt meine Arbeit erst richtig an. Dr. Schmidt-Hansen hat sich um alle baulichen Belange und Arbeiten gekümmert. Was Organisation, Konzept und Gestaltung angeht, bin ich gefragt“, sagt Olivia Aschke.
Sie habe schon immer davon geträumt, einen modernen, internationalen Pflegecampus für Schüler aus aller Welt zu schaffen. Diese Pflegeschule soll nun auf der ersten Etage einziehen - mit zehn Seminarräumen und Platz für bis zu 500 Schüler. „Zudem werden Praxis- und Übungsräume eingerichtet, in denen die Schüler realitätsnah Arbeitsszenarien erproben können.“ Auf der Zwischenetage, von der man einen offenen Blick auf Foyer und Haupteingang hat, werden weitere Räume wie eine kleine Lounge, Sport- bzw. Yoga-Räume und Umkleiden eingerichtet. Im Foyer, wo noch alte Schrauben-Fallschächte von der Decke baumeln, sollen künftig historische Fotos sowie Bilder von den Bauarbeiten ausgestellt werden. „Es ist uns wichtig, die Geschichte des Hauses am Leben zu halten“, betont Klose.
Auf der Zwischenetage gibt es Großraumbüros und kleinere Büroräume für die Mitarbeiter. „Wir könnten uns auch vorstellen, dass hier perspektivisch noch eine Physio- oder Ergotherapiepraxis einen Platz findet, aber das müssen wir noch sehen. Das Interesse ist auf jeden Fall immens“, berichtet Hendrik Klose von etlichen Anfragen.
Erste Reservierungen für Eventhalle
Anfragen gibt es bereits auch für den Eventbereich - für Hochzeiten, Geburtstage, Betriebsfeiern. Denn im hinteren Teil der Schraubenfabrik soll neben einer Gastronomie auch eine Party-Location entstehen. Hier gibt es noch am meisten zu tun. „Teile des Gemäuers werden noch zurückgebaut, sodass wir am Ende hier deckenhohe Fenster mit Blick auf den Fluss haben werden“, freut sich Olivia Aschke. Auf der anderen Uferseite soll, so zuletzt der Plan, auf einer verwilderten Freifläche (die der Stadt gehört) noch ein Park entstehen. „Wir werden hier auch eine kleine Außengastronomie eröffnen. Für die Schüler soll es dort gesundes Frühstück und Mittagessen geben, ab dem Nachmittag können in der Weinbar alle Gäste verweilen und den Ausblick genießen.“
Der Wunsch sei natürlich, alle Bereiche zeitgleich zu eröffnen. „Wir möchten auf jeden Fall dieses Jahr endlich starten“, blickt Olivia Aschke auf die zwei Jahre langen Planungs-, Vorprüfungs- und Bauarbeiten, die bereits hinter dem Team liegen. In den nächsten Wochen und Monaten soll es weiter Schritt für Schritt vorangehen. „Wenn dann am Ende alles fertig ist und so wird, wie wir es uns vorstellen, hat sich all der Aufwand aber gelohnt. Es ist, wie schon gesagt, ein Lebensprojekt“, sagt Olivia Aschke und lächelt.