Haspe. Die beiden ältesten Hagener Autohäuser verschmelzen. Ein Millionen-Deal, der auf beiden Seiten für strahlende Gesichter sorgt.
Wenn die Führungsebenen der beiden ältesten Hagener Autohäuser sich wirtschaftlich die Hand reichen, entsteht eine Verschmelzung, die von großer Harmonie und Wertschätzung geprägt ist. Das Mercedes-Benz-Autohaus Jürgens (104-jährige Tradition) übernimmt zum 1. Oktober das Gelände sowie die Immobilien des Autohauses Könneker. Die Ford-Vertretung wird parallel nach 97 Jahren liquidiert, so dass es zumindest bis zur angekündigten Neuordnung des Ford-Vertriebsnetzes im Jahr 2025 keinen Neuwagen-Verkauf mehr in Hagen für die amerikanische Automobilmarke gibt.
Bereits im März hatte Könneker-Inhaber und Geschäftsführer Richard Marroni (80) zu seinem Grundstücksnachbarn in Haspe an der Berliner Straße – die Betriebsgelände knüpfen an der hinteren Seite entlang des Bahndamms direkt aneinander – aufgenommen und aus alter Verbundenheit seine Firma zum Verkauf angeboten. „Wir sind zwar in einer wirtschaftlich soliden Situation, aber ich habe keinen Nachfolger und befürchte, dass wir als kleiner Familienbetrieb die anstehenden Umwälzungen in der Automobilbranche kaum überstehen“, freut er sich mit seiner Frau auf einen Genießer-Ruhestand in Esborn.
Gemeinsame Werte
„Wir sind sehr glücklich, dass es zu dieser Beziehung kommt“, betont derweil das Eigentümer-Ehepaar Claudia Fular-Jürgens und Jürgen Jürgens. „Unsere Familienunternehmen leben die gleichen Werte“, versichern die Käufer, das Lebenswerk von Richard Marroni in seinem Sinne weiterzuführen.
„Wir sind sehr dankbar, dass wir den ersten Zugriff hatten“, unterstreicht Jürgens-Geschäftsführer Frank Döhring. „Wir waren von dem Angebot sofort begeistert – es passt einfach hervorragend zu unserem Unternehmen.“ Denn die Jürgens-Gruppe, die unter den Top 5 bei den Deutschen Mercedes-Händlern rangiert, befindet sich weiter auf Expansionskurs und sucht in Hagen schon seit Jahren vergeblich neue Flächen – beispielsweise für die Lkw-Sparte.
„Das Geschäft war eine beispielhaft gute, kooperative Geschichte“, bestätigt auch Könneker-Vertreter Klaus Günter Flüshöh, während Jürgens-Beirat-Mitglied Stephan Reiners berichtet, dass bei dem Millionen-Deal nicht einmal um den Preis gefeilscht worden sei: „Wir haben ein faires Angebot gemacht, sodass wir innerhalb eines Tages ein Ergebnis hatten.“
„Wir wollen auch in Zukunft stark wachsen, daher ist das 12.000 Quadratmeter große Könneker-Grundstück, das künftig über eine betriebsinterne Fahrstraße entlang des Bahndamms mit dem Jürgens-Stammareal verbunden wird, für uns von großer strategischer Bedeutung“, skizziert Geschäftsführer Döring die Strategie seines Hauses. Daher würde an dem hinzukommenden Standort mit Sicherheit auch investiert und die Werkstatt auf den neuesten Stand gebracht. „Wir wollen unser Geschäft weiterentwickeln, zumal die Marke Mercedes zuletzt noch einmal an Attraktivität hinzugewonnen hat.“ Allerdings sei das bisherige Betriebsgelände für das boomende Pkw-, Transporter- und Lkw-Geschäft parallel nicht mitgewachsen.
Jürgens-Gelände neu denken
Wie das künftige Jürgens-Gesicht am Standort Hagen aussieht, soll in den nächsten Monaten kreiert werden. „Wir werden das gesamte Gelände – Jürgens und Könneker – neu denken und entsprechend überplanen, um die Prozesse weiter zu optimieren“, freuen sich Döring und das gesamte Mercedes-Führungsteam schon auf den Weiterentwicklungsprozess bei dem Traditionsautohaus. „Wir wollen die Lkw-Sparte forcieren, ein Angebot für gebrauchte Transporter auch in Hagen etablieren sowie eine Aufbereitungswerkstatt für die etwa 7000 Pkw-Gebrauchtwagen schaffen, die wir pro Jahr verkaufen“, gibt Döring einen knappen Einblick in die Zukunftsvisionen.
Übrigens: Das erforderliche Fachpersonal für die ambitionierten Jürgens-Pläne könnte von Könneker kommen: Alle 17 Mitarbeiter haben von Mercedes ein Angebot bekommen, sogar zu verbesserten Konditionen – das Gros hat bereits zugesagt.