Hagen. 1200 Wartehäuschen modernisiert die Hagener Straßenbahn. Alles über digitale Anzeigetafeln, bepflanzte Dächer und einen bunten Anstrich mit Kick.
Eine direkte Frage: Wie sah das Bushaltehäuschen vorher aus? Ganz einfach: schäbig. Die rot-braunen Ziegelsteine waren beschmiert und bekritzelt, und der Unterstand für Fahrgäste wirkte abgeranzt. Und jetzt? Kommt Leben in die Bude. „Mein Wunsch und mein Ziel sind es, die Flächen so bunt wie möglich zu gestalten, um Frische und Lebensfreude auszudrücken“, sagt Dimitri Wall. Der Maler hat von der Hagener Straßenbahn den Auftrag erhalten, acht Wartehallen aus Beton zu verschönern.
Menschen, Bäume, Sonnenblumen
Stippvisite in Wehringhausen: Die Bushaltestelle an der Wehringhauser Straße/Ecke Rehstraße fällt schon von weitem ins Auge. Die Wände zieren bunte Motive - Menschen, Bäume, Sonnenblumen. Die Szenerie wirkt unaufgeregt, harmonisch, so als ob die abgebildeten Personen entspannt auf etwas (vielleicht auf einen Bus?) warten würden.
Vielfältigkeit der Hagener soll sich widerspiegeln
Dimitri Wall nickt: „Ich zeige Menschen, ganz verschiedene Menschen. Die Motive an den Wänden spiegeln die Vielfältigkeit der Hagener wider.“
Apropos Hagen: Der in Russland - in Sibirien - geborene, mit seiner Familie jedoch vor knapp 30 Jahren nach Deutschland gekommene Dimitri Wall arbeitet seit 2010 beim Werkhof in Eckesey. Im Auftrag besagter Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft hat der kreative Mann (46) bereits etliche Möbel verschönert und die Werkhof-Kantine mit einer Wandgestaltung versehen. Und nun die Bushaltehäuschen.
Zur Erläuterung: Da der Werkhof ebenso wie die Hagener Straßenbahn zur HVG-Gruppe gehört, ist die Verbindung über die Hagener Versorgungs- und Verkehrs-GmbH zustande gekommen.
Eigentlich Künstler des Surrealismus
Dimitri Wall hat sich schwerpunktmäßig dem Surrealismus verschrieben, und etliche seiner Arbeiten bilden apokalyptische Szenen ab. Wie die Werke, die der Künstler im vergangenen Jahr in Norddeutschland in der Galerie „HermaM“ ausgestellt hat. Die Bilder zeigen verstört wirkende Menschen in Rüstungen, verschreckte Gesichter, Waffen.
Hagener Straßenbahn hat 1200 Bushaltestellen
Insgesamt hat die Hagener Straßenbahn rund 1200 Bushaltestellen, 515 von ihnen sind ausgestattet mit einer Wartehalle.
In den ländlichen Bereichen der Stadt gibt es acht Wartehallen aus Beton. Besagte Haltestellen werden durch Dimitri Wall verschönert.
Im Zuge eines im letzten Jahr erarbeiteten Haltestellenkonzepts zur Verbesserung der Bushaltestellen ist das Ziel, jede Bushaltestelle in irgendeiner Form aufzubessern. Teilweise mit neuer dynamischer Fahrgastanzeige (DFI-Anzeiger), neuer Dachbegrünung, neuen Mülleimern mit integrierten Aschenbechern oder zumindest mit einem neuen Anstrich.
„Für die Bushaltestellen in Hagen haben wir allerdings freundliche und farbenfrohe Motive gewählt“, versichert HVG-Sprecherin Alicia Pieper. Und weiter: „Die Motive zeigen allesamt aufgeschlossene Menschen verschiedenen Alters und verschiedener Herkunft, die zum Beispiel vor einer Pflanzenranke auf den Bus warten.“
„Für die Bushaltestellen in Hagen haben wir freundliche und farbenfrohe Motive gewählt. Sie zeigen allesamt aufgeschlossene Menschen verschiedenen Alters und verschiedener Herkunft, die zum Beispiel vor einer Pflanzenranke auf den Bus warten.“
Verschönerung kostet 15.000 Euro
Für die Verschönerung der acht Betonwartehallen hat die HVG (inklusive der Auslagen des Künstlers) 15.000 Euro eingeplant. Mit im Boot sitzt auch die Malerabteilung des Werkhofs. Zu dritt (Sandra Grodeck, Markus Brahms und Azubi Marvin Rokiel) rückt die Werkhof-Truppe in den entsprechenden Wartehäuschen an, „wir erledigen alle Vorarbeiten mit Pinsel und Rolle, dann kann der Künstler mit wasserfester Acrylfarbe loslegen“, bringt es Sandra Grodeck auf den Punkt.
An drei Tagen (ca. 20 Arbeitsstunden) hat Dimitri Wall das Wartehäuschen an der Wehringhauser Straße farbenfroh gestaltet und jüngst ist auch „Garenfeld“ fertig geworden. Als nächstes wird die Haltestelle „Im Sibb“ bemalt, und darauf folgen die Haltestellenhäuschen „Zur Heimke“, „Priorei“ und „Breckerfeld Rathaus“.