Hagen. . Im ganzen Stadtgebiet findet man mittlerweile Street Art. Wandbilder zieren Mauern und Unterführungen. Hagen wird zum Mekka für freie Künstler?
- In den letzten Jahren hat sich Hagen zum Street-Art-Mekka gewandelt
- Kulturmanager und Ausstellungsleiter Ihsan Alisan sieht großes Potenzial
- Nach dem „Urban Heroes Festival “ folgt im Spätsommer das Kunstprojekt „Transurban“
Hagen ein Mekka für Street-Art, ein Treff für Urban-Art-Künstler? „Ja“, sagt Ihsan Alisan, „und hier kann sich noch viel mehr entwickeln“.
Der 41-jährige Kurator lebte von 1980 bis 2015 in Hagen und hat die Stadt durch große Street-Art-Ausstellungen und Festivals in der freien Kulturszene bekannt gemacht.
Fotos vom Urban Heroes Festival
Und auch die Hagener selbst stoßen nicht nur in Wehringhausen, sondern auch in Haspe,Vorhalle und in der Innenstadt immer häufiger auf Urban-Art (Kunst im öffentlichen Raum).
Mehr als illegale Schmierfinken
„Street-Art-Künstler und Sprayer sind mehr als illegale Schmierfinken. Sie sind ernstzunehmende Vertreter einer Kunstform, die jedoch in Deutschland – außer vielleicht in Städten wie Berlin, Hamburg und Düsseldorf – noch nicht akzeptiert und angenommen wird.“
Diese freie Szene habe es, so Alisan weiter, schwer, in Museen und Galerien unterzukommen. Obwohl einige der Street-Art-Vertreter künstlerisch unheimlich viel drauf hätten, würden sie ein Schattendasein fristen, „Länder wie England und Frankreich sind da viel weiter als wir“.
Ihsan Alisan verfolgt das Ziel, die freien, oft autodidaktisch arbeitenden Künstler mit etablierten bzw. Akademie-Künstlern zusammenzubringen.
Spannende Ergebnisse
„Wenn Vertreter beider Genres zusammenarbeiten oder ausstellen, kommt dabei Spannendes heraus“, ist er sich sicher.
Urban Heroes Schlachthof
Wie beim Projekt „Begegnungen“, das in Kooperation mit dem Emil-Schumacher-Museum stattfand. Mit dem Ergebnis, dass in Wehringhausen sechs großflächige Wandbilder entstanden, unter anderem das Motiv „Hommage an Toulouse-Lautrec“ in der Augustastraße. „Der Sprayer ,Westip’ ist in Hagen mittlerweile eine Legende. Auch deshalb werden seine Tags nicht übersprüht oder beschmiert“, erklärt Alisan.
Lage der Stadt optimal
Aber zurück zur Frage, warum der Kurator Hagen als Eldorado für urbane Kunst sieht: „Die Lage der Stadt ist optimal, Hagen liegt auf der Nord-Süd- sowie West-Ost-Verbindungsachse. Viele Künstler benutzen die Bahn, reisen mit dem Zug durch Hagen oder kommen hier an. Die großflächigen Wandbilder sind von vielen Stellen aus zu sehen.“
Rahmenbedingungen gut
Außerdem wertet Alisan Hagens Rahmenbedingungen als gut: „Hier sind die Mieten in einigen Vierteln günstig und die Lebenshaltungskosten relativ gering. Also gute Bedingungen für (Lebens-)Künstler.“
Vor knapp drei Jahren – im September 2014 – ging es in Hagen mit Street Art erst richtig los. Ihsan Alisan kuratierte in der Werkstattgalerie Kooperative K in Haspe die Ausstellung „Urban Heroes“. „Mit 40 Künstlern und 20 Musikern. Es startete als Ausstellung, endete aber als Festival mit Happening-Charakter“, erzählt der 41-Jährige stolz.
Wandbild von Martin Bender
Im Rahmen der Ausstellung entstand auch das beeindruckende Wandbild „Alter Mann“ auf dem Gelände der Kooperativen K. „Das Bild hat Martin Bender innerhalb von zwei Tagen gerockt“, erinnert sich Alisan.
Mittlerweile sind Martin Benders Arbeiten nicht nur im gesamten Hagener Stadtbild zu finden (u.a. das Frauenporträt „Lookup“ in der Lange Straße/ Ecke Bachstraße), sondern der junge Street-Art-Künstler ist deutschlandweit gefragt.
Deutsche Bahn als Partner
Zwei Jahre später entdeckten Organisator Alisan, 40 Künstler und 50 Musiker dann den Schlachthof als ideale Location für das „Urban Heroes Festival“. „Die kreative Keimzelle mit drei dicken Parties war am Schlachthof, aber die mehr als 20 großformatigen Bilder sind in ganz Hagen entstanden.“ Es handelte sich hierbei um das erste professionelle Festival für urbane, zeitgenössische Kunst in Hagen. Die Deutsche Bahn unterstützte das Projekt, in dem sie ausgewählte Flächen zur Verfügung stellte.
>>>KUNSTPROJEKT TRANSURBAN
- Das nächste große Street-Art-Projekt läuft vom 16. September bis 8. Oktober in Hagen und ist betitelt mit „Transurban“. Insgesamt sechs Städte – Dortmund, Essen, Düsseldorf, Köln, Bochum und Hagen – sind zeitversetzt von Anfang Juni bis Ende Oktober beteiligt.
- Ihsan Alisan ist der Hagener „Transurban“-Organisator; er verbreitet in unserer Stadt den Netzwerkgedanken.
- Bei „Transurban in Hagen“ entstehen vier großformatige Wandbilder in Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum Pelmke, dem Allerwelthaus, dem Osthaus-Museum und dem Stadttheater. Ein digitaler Foto-Archiv-Container, in den Bilder von den Kunstwerken eingespeist werden, steht dann an der Pelmke in Wehringhausen. In besagtem Zeitraum sollen Stadtteilfeste, Workshops, Präsentationen und Symposien stattfinden.