Hagen. Im Ordnungsamt setzen Mitarbeiter Schoko-Nikoläusen Ku-Klux-Klan-Masken auf. Was frei erfunden klingt, war in Hagen Wirklichkeit.

Wer erinnert sich da nicht? In der Schule begegnen einem ja immer wieder die absurdesten Aufgaben, die wenig mit der Realität zu tun haben. Zum Beispiel die von einem Kaminkehrer namens Rußwind (wer denkt sich eigentlich die Namen aus?), der mit einer Leiter, die nur acht Sprossen hat, offenbar auf jedes Dach steigen kann. Wenn er fünf Kamine fegt - wie viel Sprossen ist er hinauf- und wieder hinabgestiegen?

Oder es gibt dieses Szenario an einer Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, eine Prüfungsaufgabe im „Beamtenrechtlichen Teil“: Im Ordnungsamt der Stadt Gelsenberg hat der Mitarbeiter Herr Scherge auf seinem Tisch zwei Nikoläuse mit Ku-Klux-Klan-Masken platziert. Er hat eine Hinrichtung nachgestellt. Denn ein weiterer Nikolaus liegt mit abgeschlagenem Kopf davor.

Fall ist nicht frei erfunden

Außerdem hat er sich selbst einen Ariernachweis ausgestellt - mit Hakenkreuz und Unterschrift von Adolf Hitler. Nun geht es etwas verkürzt darum, wie sich die neue Leitung des Ordnungsamts wohl verhalten möge.

Was dieser Fall mit Hagen zu tun hat? Viel. Denn so erfunden, wie man mutmaßen möchte, ist er nicht. Die Namen der Stadt und des Mitarbeiters sind frei erfunden. Dann hört es aber auch schon langsam auf.

Passierschein aus dem Führerhauptquartier

Denn neben den Ku-Klux-Klan-Nikoläusen mit den weißen Kopfbedeckungen ging Ende 2021 in Hagen es noch um einen Passierschein aus dem Führerhauptquartier - versehen mit der Unterschrift „Adolf H.“ und dem Hakenkreuz unter dem Reichsadler, der unter einigen Mitarbeitern der Hagener Behörde vor ein paar Jahren die Runde machte. Was nun daraus geworden ist - wahrlich kein Fall aus, aber eben doch für ein Lehrbuch.

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Einer übrigens, der bis heute weitestgehend folgenlos geblieben ist. Denn während Leroy Böthel von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus NRW damals eingeordnet hatte, dass, wer in derartigen Fantasien schwelge, die öffentliche Ordnung eher gefährde, als dass er sie schütze, und auch Oberbürgermeister Schulz erklärt hatte, dass im Hagener Rathaus kein Platz für rechtsextremistische Gesinnung sei, urteilten Richter im Januar 2023, dass dem Hauptangeklagten keine Straftat nachzuweisen sei. Ein weiteres Verfahren gegen ihn wegen rassistischer Beleidigung ist bis heute nicht abgeschlossen.

Prozess am Amtsgericht Hagen: Die Hagener Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen Mitarbeiter des Ordnungsamts erhoben. Er soll einen Autohändler rassistisch beleidigt haben.
Prozess am Amtsgericht Hagen: Die Hagener Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen Mitarbeiter des Ordnungsamts erhoben. Er soll einen Autohändler rassistisch beleidigt haben. © Alex Talash | Alex Talash

Der mittlerweile 62-Jährige wurde - seit der Fall im Herbst 2021 öffentlich wurden - übrigens zunächst lange freigestellt. Mittlerweile, so teilt die Stadt mit, sei er in einem anderen Bereich der Verwaltung eingesetzt.