Hagen. Die neue Museumsbahn im Hagener Freilichtmuseum fördert Barrierefreiheit und Inklusion. Eine Probefahrt kurz vor der großen Einweihung.
Lange wurde auf sie gewartet. Jetzt steht sie endlich in den Startlöchern: Die neue Museumsbahn im Freilichtmuseum in Hagen wird am Sonntag offiziell eingeweiht. „Es ist ein großer Schritt in Richtung Barrierefreiheit und Inklusion“, freut sich Museumsleiterin Dr. Bärbel Maul. „Wir sind sehr stolz.“ Passend dazu findet die Jungfernfahrt im Rahmen eines bunten und inklusiven Festes statt. Wir begleiten einen letzten Testlauf vor dem großen Tag.
Eine Probefahrt durchs Mäckinger Bachtal
„Wir heißen Sie herzlich willkommen in unserer neuen Wegebahn“, ertönt die Stimme von Fahrerin Manuela Schube per Durchsage von der Fahrerkabine aus im Inneren der knallblauen Bahn. Kurz darauf setzt sie sich auch schon in Bewegung. Startpunkt ist das neue Eingangsgebäude des Museums direkt am Parkplatz, das 2022 eröffnet wurde. Rechts abgebogen, bahnt sie sich dann wortwörtlich ihren Weg langsam und gemächlich das Mäckinger Bachtal hinauf, immer am Wasser entlang.
„Wir haben uns ein sauberes Betriebssystem gewünscht.“
25 km/h könnte die Bahn maximal fahren, ist aber eher in Schrittgeschwindigkeit unterwegs. Und es fällt auf: Es ist still. Der rein elektrische Antrieb sorgt für Ruhe während der Fahrt. „Wir haben uns ein sauberes Betriebssystem gewünscht“, erklärt Dr. Bärbel Maul. Bei offenem Fenster lässt sich so die schöne Natur genießen. Umgeben von dem Grün der Bäume kommt die Bahn an ihrer ersten Haltestelle zum Stehen: die Gelbgießerei. Die Haltestellen werden auf einem Monitor angezeigt. Einen typischen Stoppknopf wie im Bus kann man drücken, wenn man aussteigen möchte.
Man nähert sich dem Museumsgelände von der Rückseite, über die Betriebswege, parallel zum auf der anderen Seite verlaufenden Fußgängerweg. Nach weiteren Haltestellen an den Museumsterrassen und dem Sensenhammer geht es nach einigen Fahrtminuten durch eine Schranke am Zinkwalzwerk vorbei auf die extra neu angelegte Bahntrasse. Die Wege sind eng, aber die Bahn „fährt sich sehr gut, auch in den Kurven“, freut sich Fahrerin Manuela Schube. „Sie hat viel Kraft.“
Wittener Firma übernimmt Bahnbetrieb
Zusätzlich ist im Anhänger auch immer eine Begleitperson mit dabei, die Menschen mit Handicap hilft und die Sicherheit aller Fahrgäste gewährleistet. Auch zwei Rollstühle können pro Fahrt unterkommen. Alle Fahrer und Begleitpersonen kommen von der Firma WABE aus Witten, eine Gesellschaft für Arbeit und Beschäftigungsförderung, die Langzeitarbeitslosen den Weg zurück in den Arbeitsmarkt ermöglicht und sich um den Bahnbetrieb im Freilichtmuseum kümmert.
Nach einer letzten steilen Passage gelangt man zur Endstation: die Bäckerei. Von hier aus geht es dann den gleichen Weg talabwärts wieder zurück zum Eingang. 3,5 Kilometer lang ist die einfache Strecke. Die Hin- und Rückfahrt insgesamt dauert eine gute halbe Stunde, je nachdem, wie viele Leute unterwegs aus- oder zusteigen wollen. Extrakosten entstehen für Besucher nicht. „Die Fahrt mit der Bahn ist im Ticketpreis inklusive“, erklärt Marie Hangebrauck, Pressesprecherin des Museums.
Immer wieder Verzögerungen beim Projekt
Das Projekt Museumsbahn ließ lange auf sich warten. Immer wieder gab es Hürden in der Umsetzung. „Schon vor über 20 Jahren hat man angefangen, darüber nachzudenken“, sagt Dr. Bärbel Maul, „Barrierefreiheit ist ein großes Thema für alle Freilichtmuseen.“ 2009 wurden die Planungen dann schon konkreter, es wurde viel ausgetestet und überlegt, wie eine Umsetzung tatsächlich aussehen könnte. „Von Seilbahn über Straßenbahn bis hin zu Golfcarts wurde alles diskutiert“, ergänzt Dennis Walter, technischer Leiter am Museum.
2018 gab es den Baubeschluss für das Gesamtprojekt: das neue Eingangsgebäude, die neu angelegte Bahntrasse und die Museumsbahn selbst. Letztere wurde von der Sightseeing Trains Rügen GmbH, einer Firma mit viel Erfahrung in diesem Bereich, in Handarbeit und an die individuellen Bedürfnisse angepasst gefertigt. 4,85 Millionen Euro kostete die LWL das Gesamtprojekt letztendlich. Damit lag man tatsächlich genau im kalkulierten Budget.
„Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen und es braucht ein Dorf, um eine Bahn auf den Weg zu bringen.“
Der Start der Bahn war ursprünglich zwei Jahre früher geplant, musste aber immer wieder verschoben werden. „Es war ein komplexes Genehmigungsverfahren“, erklärt Dr. Bärbel Maul. „Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen und es braucht ein Dorf, um eine Bahn auf den Weg zu bringen“, ergänzt Pressesprecherin Marie Hangebrauck lachend.
Weitere spannende Themen aus Hagen und Breckerfeld
- Die Einser-Abiturienten von der Hasper Gesamtschule
- Die Geheimnisse des Vorhaller Steinbruchs
- Dieser Hagener Mädchen und Jungen haben ihre Reifeprüfungen bestanden
- Hagener Physiotherapeut wird zum Youtube-Star
- Das sind die Pläne für die zugewucherte Großbaustelle in Hohenlimburg
- Dieser Mann lebt für den Hagener Karneval
- Mini-Playback-Show kehrt auf das Hohenlimburger Stadtfest zurück
- Stillstand beim Breckerfelder Neubaugebiet - das sind die Gründe
Große Einweihung mit einem Fest
Mit einem großen Fest rund um das Thema Inklusion und Barrierefreiheit wird die Wegebahn am Sonntag ihre Jungfernfahrt antreten und dann ganz offiziell die ersten Besucher nach oben kutschieren. Bis zu 52 Leute finden in ihr Platz. An dem Tag wird es auf dem gesamten Museumsgelände verteilt unter dem Motto „Bahn frei! Das WIRd ein Fest!“ jede Menge Mitmach-Möglichkeiten geben. Auf einer Bühne tritt unter anderem auch ein Gebärdenchor auf.
Feste Abfahrtzeiten wird es für die Bahn übrigens vorerst nicht geben. Es sind aber Fahrten im Stundentakt vorgesehen. „Wir werden schauen, was Sinn macht und dann einen konkreten Fahrplan erstellen“, so Dr. Bärbel Maul.
Na dann, allzeit gute Fahrt!