Hagen. Mit dem Pilotprojekt einer Kleinwindenergieanlage auf Haßley setzt der heimische Energieversorger Enervie ein Zeichen für weitere Betriebe.
Die Errichtung eines Windrades gelingt eher selten ohne entsprechendes Begleitgeräusche: Gewöhnlich melden sich bereits im Vorfeld zunächst die Bedenkenträger aus der Nachbarschaft sowie aus Kreisen der Naturschutzbewegten. Bei der Errichtung der gigantischen Anlagen aus üppig dimensionierten Bauteilen kommt es dann oft ebenfalls zu erheblichen Eingriffen in die Natur und nervenzehrenden Transporten in den Nachtstunden, die auf wenig Gegenliebe stoßen. Dagegen ist die Kleinwindenergieanlage (KWEA) der Enervie AG auf Hagen-Haßley am „Platz der Impulse“ zu Jahresbeginn geradezu geräuschlos in die Höhe gewachsen.
Zwar erreicht die solide Stahlkonstruktion mit einer Gesamthöhe von 30 Metern bei Weitem nicht die Dimensionierungen eines ausgewachsenen, modernen Windrades, doch genau diese überschaubare Größe der Anlage macht das Thema Erneuerbare Energien in Zeiten des Klimawandels auch für interessierte Unternehmen plötzlich attraktiv, greifbar und durchaus finanziell beherrschbar.
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„Kleinwindkraft ist ein Zukunftsthema mit Entwicklungspotenzial“, betrachtet Dr. Arndt Bohrer, Enervie-Abteilungsleiter „Erneuerbare & Projekte“, die nagelneue Pilotanlage am Rande der „Sauerlandlinie“ als Chance und zugleich als Referenzobjekt. „Die Enervie-Gruppe will mit diesem Anlagentyp Erfahrungen sammeln und diese auch interessierten Kundinnen und Kunden zur Verfügung stellen“, geht der Experte davon aus, dass der heimische Energieversorger perspektivisch noch weitere Standorte für Kleinwindenergieanlagen prüfen werde. Zunächst geht es jetzt erst einmal darum, mit der Pilotanlage, die extra für Schwachwindstandorte entwickelt wurde, Daten und Erfahrungen zu sammeln.
Strom für 35 E-Ladesäulen
In exponierter Lage auf Haßley erzeugt der Rotor mit einem Durchmesser von 20 Metern (Nabenhöhe: 20 Meter) etwa 60.000 Kilowattstunden (kWh) – also die Jahresstrom-Menge für etwa 20 Privathaushalte. Wobei Enervie die Öko-Energie des am Rande einer betriebseigenen Parkplatzfläche errichteten Windrades, für dort kürzlich erst installierte 35 E-Ladesäulen nutzt. Somit wird der elektrisierte Fuhrpark des Unternehmens per Wallbox mit erneuerbarem Strom aufgeladen. Und sollte der Wind mal ausbleiben, sorgt eine eigene Versorgungsstation für die erforderliche Verbindung zum Mittelspannungsnetz. Hier werden dann auch umgekehrt Überkapazitäten der Kleinwindenergieanlage ins Netz eingespeist und gemäß dem Regelwerk des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) vergütet.
„Um eine Schwarze Null zu schreiben“, so die vorläufigen Erwartungen von Bohrer, „müssen wir den Strom schon selbst verbrauchen.“ Unter dieser Prämisse werde eine ähnliche Anlage aber ebenso interessant für energieintensive Gewerbebetriebe, Unternehmen mit stattlichem Elektro-Fuhrpark oder auch die Landwirtschaft. „Diese Nische gibt es schon“, ist sich der Enervie-Abteilungsleiter sicher, dass solche Anlagen zumindest in Industriegebieten in Zukunft Potenzial haben. Zumal diese durchaus positiv besetzte Technologie in Zeiten des Klimawandels zum gut vermarktbaren Imageträger für Unternehmen werden kann. Entsprechend ist es kein Zufall, dass das Windrad mit dem Enervie-Schriftzug auch von der Autobahn aus gut zu sehen ist.
Wobei die Baugenehmigung für die Kleinwindenergieanlage, für die im Vorfeld natürlich auch ein Windgutachten erstellt wurde, bei der Stadt Hagen professionell abgearbeitet wurde. Dafür musste angesichts der Dimensionierung nicht extra das opulente Regelwerk des Bundesimmissionsschutzgesetzes wie bei den großen Windrädern bemüht werden, sondern die Fachverwaltung erteilte eine Genehmigung trotz einer Überschreitung der festgelegten Bauhöhenbegrenzung. Die Verwaltung vermochte hier trotz einer Gesamthöhe von 30 Metern keine besonders bedrängende Optik feststellen, die einer Genehmigung womöglich im Wege gestanden hätte.
Immer ideal im Wind
Hinzu kommt, dass das sonore Dröhnen der angrenzenden A45 dafür sorgt, dass die von den Rotoren erzeugten Windgeräusche akustisch kaum eine Rolle spielen und im angrenzenden Haßley gar nicht mehr vernommen werden. Noch leiser arbeiten die Elektromotoren, die aufgrund der Signale zweier an der Windradnabe montierten Wetterstationen die Anlage optimal in den Wind drehen. Parallel dazu werden die Rotorblätter auch noch wie von Geisterhand mit idealer Neigung in die Luftströmung gekippt – die Fachleute sprechen vom Pitchen.
„Rund um die Uhr wird die komplexe Technik aus der Ferne durch den Hersteller überwacht“, berichten die beiden Projektleiter Christian Kunz und Tobias Patzwald über die enge Zusammenarbeit mit dem Rostocker Unternehmen „Solutions 4 Energy“. Denn auch für die Techniker der Enervie ist der Betrieb einer Kleinwindenergieanlage Neuland, sodass der enge Schulterschluss mit dem Hersteller – im Zeitalter der Videokonferenzen kein Hexenwerk – bei auftauchenden Merkwürdigkeiten in der Anfangsphase durchaus hilfreich sein kann.
Interessenten, die eine Investition in erneuerbare Energien im Volumen zwischen 200.000 und 300.000 Euro nicht scheuen, können sich gerne per E-Mail bei Enervie-Abteilungsleiter Arndt Bohrer melden, um vertiefende Informationen zu erhalten: arndt.bohrer@enervie-gruppe.de