Hagen. Was für eine Zeitspanne: Vor 100 Jahren gründete Hans Luhof seine Kfz-Werkstatt in Hagen. Heute ist das Unternehmen erfolgreicher denn je.
Als Hans Luhof 1924 sein Unternehmen in Hagen gründete, fand die Lackierung mit Farbspritzpistolen langsam Verwendung im Kfz-Reparaturhandwerk. 100 Jahre später gibt es das Unternehmen immer noch, und wie damals werden Autos lackiert, repariert, ausgebeult und wieder auf Vordermann gebracht. „Von der ersten Stunde an waren wir ein familiengeführter Betrieb“, berichtet Ulrich Beutel (68), der die Luhof GmbH seit 1986 leitet: „Das ist unser Erfolgsrezept.“
Auch nach 100 Jahren Firmengeschichte ist das Unternehmen auf der Höhe der Zeit, über mangelnde Auslastung kann sich Beutel wahrlich nicht beklagen. Im Gegenteil: Am Standort in der Eppenhauser Straße 34-36 ist Luhof an seine Grenzen gestoßen, auf dem Hof und in den Werkstätten stehen dichtgedrängt bis zu 45 Fahrzeuge.
Keine Finanzierungslast
Doch dass die räumlichen Kapazitäten erschöpft sind, stimmt den Geschäftsführer keineswegs unzufrieden: „Es ist richtig, wir haben gut zu tun, und es ginge vielleicht noch mehr. Aber dann müssten wir umziehen, und das kommt definitiv nicht infrage.“ Die Immobilie sei abbezahlt, und die Sorgen, die sich andere Unternehmen etwa in der Corona-Krise machen mussten, wolle er sich nicht antun: „Es bedeutet auch ein Stück Sorgenfreiheit, vor allem für die nächste Generation, wenn keine Finanzierungslast mehr besteht.“
Die Geschichte beginnt an der Hindenburgstraße
Die nächste Generation, das sind die Töchter Laura Beutel (35) und Lena Witte (37), die bereits als Gesellschafterinnen mit Prokura im Unternehmen tätig sind und sich vor allem um Buchhaltung und Kundenbetreuung kümmern. Ihnen zur Seite stehen zwei Kfz- und ein Lackierermeister, die die technische Beratung der Kunden übernehmen. In der Werkstatt arbeiten Fahrzeuglackierer, Karosseriebauer und Mechatroniker, insgesamt sind bei Luhof 22 Mitarbeiter beschäftigt. „Ich glaube, der Kunde fühlt sich in einem Familienbetrieb wie unserem geborgen, das ist einfach etwas anderes als in einem Großunternehmen, wo es anonymer zugeht“, sagt Ulrich Beutel.
Mehr aus Hagen und Breckerfeld
- Polizist wird bei Einsatz in Hagen schwer verletzt
- Schlag gegen Drogen-Dealer: Große Mengen Rauschgift gesichert
- Öffnungszeiten in der City: Wer steigt da noch durch
- Hat Phoenix Hagen den nächsten Glücksgriff gelandet?
- Wie Millionensumme eine alte Fabrik rettet
- Rathaus-Galerie: Weiteres Geschäft zieht aus
- Erste Asiatische Hornissen in Hagen
- Drei Tage Party: Alles zum Schützenfest der Junggesellen
- Abmahnung wegen hoher Gebühren: So reagiert die Sparkasse
Begonnen hat die Firmengeschichte übrigens vor 100 Jahren an der Hindenburgstraße. Doch in den letzten Kriegsjahren wurde der Betrieb ausgebombt, und nach einem provisorischen Neuanfang in der Körnerstraße baute Hans Luhof seine Firma 1952 auf einem Kriegsruinengrundstück am heutigen Standort in der Eppenhauser Straße wieder auf. Er errichtete dort zugleich sein Wohnhaus, in dem sein Enkel Ulrich Beutel geboren wurde und in dem er mit seiner Frau bis heute lebt. „Wir schätzen die kurzen Wege“, sagt er: „Wir haben quasi keinen Zeitverlust durch den Weg zur Arbeit.“
Seit jeher eng verbunden mit Hagen
Mit der Stadt Hagen fühlt sich die Familie eng verbunden, Ulrich Beutel hat bis auf seine Studienzeit in Hamburg, wo er den Diplom-Ingenieur für Fahrzeugtechnik erwarb, ausschließlich in der Volmestadt gelebt. „Auch wenn Hagen durch die immer größer werdende Zahl ausländischer Mitbürger etwas von seiner Identität als Tor zum Sauerland eingebüßt hat.“ Die Innenstadt meide er inzwischen: „Weil es nicht mehr meine ist.“
Mit der Nachbarschaft im eng bebauten Wohngebiet an der Eppenhauser Straße gebe es dagegen keine Probleme. „Wenn die Leute von der Arbeit nach Hause kommen, herrscht auch bei uns Ruhe“, sagt Beutel. Um 16.30 Uhr falle der Hammer in der Werkstatt, um 17 Uhr sei Betriebsschluss. Vorbei die Zeiten, in denen von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends gearbeitet wurde. „Lieber Klasse als Masse“, umschreibt Beutel seine Firmenphilosophie.
Ein Blick in die Zukunft
Die Entwicklung auf dem Automarkt beobachtet der erfahrene Unternehmer, der in absehbarer Zeit in den Ruhestand treten will, um seinen Töchtern das Feld endgültig zu überlassen, nicht ohne Sorge. Das Aus für Verbrennermotoren im Jahr 2035 komme viel zu früh, zumal die Nachfrage nach E-Autos durch den Wegfall der Subventionen zusammengebrochen sei. Nichtsdestotrotz ist die Luhof GmbH längst auch als Fachbetrieb für E-Mobilität zertifiziert, als Schritt zur CO₂-neutralen Energieversorgung wurde im vergangenen Jahr zudem eine Photovoltaikanlage auf dem Hallendach installiert.
Und so stehen dem traditionsreichen Kfz-Betrieb vielleicht weitere 100 erfolgreiche Jahre in Hagen bevor. . .