Hohenlimburg. .

Eigentlich ist Daliborka Colic Chefin einer Leiharbeitsfirma in Hagen. Eigentlich. Denn in dieser Funktion baut die 38-jährige Kroatin, die seit frühester Kindheit in Deutschland wohnt, auf das Leistungsvermögen ihres Lebenspartners und ihrer Mitarbeiter. Sie selbst widmet sich täglich mehrere Stunden jenen Kreaturen, die von Menschen geschunden und somit häufig schwer verletzt worden sind. Ihr Lebensinhalt sind Hunde aus Bosnien.

„Die Tiere in dieser Welt leben in einer Hölle und ihre Teufel sind die Menschen ...“ steht auf der Homepage ihres Vereins „SOS - vergessene Pfoten Tierschutz e.V.“, den sie vor rund fünf Jahren gegründet hat, um ihr Engagement für Hunde zu legitimieren und transparent zu machen. Denn alleine könnte sie mit ihrem Partner diese gewaltige Aufgabe längst nicht mehr stemmen. Deshalb ist sie auf die ehrenamtliche Mitarbeit von gleichgesinnten wie Brigitte Cremer aus Dortmund angewiesen.

Monatlich ist es die nahezu unglaubliche Zahl von einhundert Hunden, die der Verein vor den Tötungsmechanismen in Bosnien rettet. Rund achtzig werden in Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein vor Ort unter ärztlicher Aufsicht eingefangen, kastriert, geimpft und später an ausgewiesenen Stellen an der Peripherie der Städte wieder freigelassen. Das Futter für diese Tiere sammeln ehrenamtliche Helfer abends in den Restaurants ein. Speisereste, die auf den Tellern der Gäste liegengeblieben sind.

Zwanzig Hunde kommen Monat für Monat nach Deutschland. In einem Spezialtransporter, den Daliborka Colic hat umbauen lassen, damit die Vierbeiner die rund 18-stündige Fahrt relativ stressfrei überstehen. „Das sind Welpen, alte Hunde, missbrauchte und verletzte Tiere“, erzählt die Unternehmerin. Diese werden in Pflegefamilien vermittelt oder auch direkt an neue Besitzer abgegeben. Für jeden Hund verlangt sie eine Schutzgebühr zwischen 280 Euro und 350 Euro. Größe und Rasse spielen dabei keine Rolle.

Schutzgebühr ist notwendig

„Nach unserer ersten Fahrt im Jahr 2009 haben wir die Tiere kostenlos abgegeben“, erinnert sie sich, „da war vor unserem Büro die Hölle los.“ Was sie damals nicht erahnte, war, dass ein Teil derjenigen, die um einen Hund gerangelt hatten, diesen später wieder abgeben wollten. Angesichts dieser Negativ-Erfahrung („Hunde sind doch keine Ware, die wieder abgegeben oder abgeschoben werden kann“) hat sie sich kurz darauf für sechs Monate im Tierheim Witten schulen lassen.

In Zeitungsanzeigen und im Internet bietet sie gegenwärtig die Tiere an. Mit Bild und einem kleinen Steckbrief. Doch bevor die 38-Jährige einen Hund abgibt, schaut sie sich das Umfeld des neuen Besitzers an. „Das muss stimmen. Ich vermittele keinen Hund in ein zehnstöckiges Hochhaus, das keinen Aufzug hat.“

Sie selbst hält ein halbes Dutzend Hunde und zwei Schmuse-Katzen in ihrem Haus am Alten Henkhauser Weg. Diese haben in Bosnien schreckliche Zeiten erlebt und oft Monate gebraucht, um diese zu verdrängen. Insbesondere die fünfjährige Messan ist Daliborka Colic ans Herz gewachsen. Sie ist blind, weil man ihr einst mit einer Eisenstange den Schädel eingeschlagen hat. Eines von unglaublich vielen traurigen (Hunde-)Schicksalen.