Hagen. Schüler des Albrecht-Dürer-Gymnasiums in Hagen pflanzten am Montag einen Mandelbaum vor der Synagoge in Hagen.

Der wachsende Antisemitismus in unserer Gesellschaft ist leider auch in Hagen zu spüren. Die Synagoge der jüdischen Gemeinde in der Potthofstraße wird deshalb rund um die Uhr von der Polizei bewacht. Doch es gibt auch Initiativen in dieser Stadt, die auf friedlichen Absichten basieren. So pflanzten zwei Schülerinnen des Albrecht-Dürer-Gymnasiums am Montagmittag einen Mandelbaum vor der Synagoge. „Ich hoffe, dass bald wieder andere Zeiten kommen und die Juden in Hagen ohne Polizeischutz leben können“, sagte Sarah Krüger (16), die den Baum gemeinsam mit Fiona Lenhardt (13) in die Erde setzte.

Die AD-Schüler hatten sich zuvor im Unterricht auf den Besuch in der Potthofstraße vorbereitet. Empfangen wurden sie von Hagay Feldheim, dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Hagen. „Ich bin sehr froh über dieses Treffen“, so Feldheim: „Als jüdische Gemeinschaft wissen wir, was Standhaftigkeit bedeutet.“

Mit Symbolik aufgeladen

Damit zog er einen Vergleich zu dem Mandelbaum, dessen Anpflanzung natürlich mit Symbolik aufgeladen war. Er steht für Hoffnung, für Erneuerung, für Wachstum. Vor dem Zweiten Weltkrieg habe es 800 Juden in Hagen und Umgebung gegeben, so Feldheim, nur eine Handvoll sei nach Kriegsende zurückgekehrt: „Das war ein sehr trockenes Holz, niemand konnte damals glauben, dass hier wieder eine Synagoge entstehen würde.“

Beim Novemberpogrom der Nationalsozialisten im Jahr 1938 war die alte Hagener Synagoge zerstört worden. Nachdem sich 1946 eine neue jüdische Kultusgemeinde in Hagen etabliert hatte, wurde 1960 die neue Synagoge am alten Standort in der Potthofstraße 16 errichtet. Heute gehören der Hagener Gemeinde rund 250 Mitglieder an.

Ein Versprechen auf die Zukunft

AD-Leiter Olaf Wiegand sagte, der Besuch von Schülern im Haus einer in Hagen ansässigen Weltreligion sei eigentlich etwas ganz Normales, womit er nur unterstrich, dass eine solche Initiative in diesen unruhigen Zeiten eben nicht normal ist. „Deshalb sind wir dankbar, dass Herr Feldheim die Türen der Synagoge für uns aufgeschlossen hat.“

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Der Mandelbaum, so Wiegand, sei ein Versprechen auf die Zukunft, auf ein gedeihliches Wachsen: „Und das wünschen wir uns auch für die Kooperation zwischen unserer Schule und der jüdischen Gemeinde“, blickte er zurück auf das Anpflanzen eines ersten Mandelbaums im Februar 2023, als Ex-Bundespräsident Christian Wulff zu Gast am AD war: „Der Mandelbaum ist einer der ersten Bäume, die im Frühjahr anfangen zu blühen. Er ist damit das ureigenste Symbol für den Anfang neuen Lebens.“

Bei dem Baum handelt es sich übrigens um eine Ferragna-Mandel, eine eher kleinwüchsige Art, die säulenartig wächst und schon im nächsten Jahr die ersten Früchte tragen könnte.