Hohenlimburg. Die beiden Bürgerinitiativen gegen die neue Stromtrasse bitten alle Betroffenen, von ihren Muster-Einsprüchen Gebrauch zu machen.
Das Thema kann unglaublich sperrig und theoretisch sein. Und in all dieser Theorie droht man jene aus den Augen zu verlieren, für die die Stromtrassen-Führung eine hochemotionale Sache ist, die es zu verhindern gilt. Während das Planfeststellungsverfahren für das Amprion-Vorhaben „Garenfeld nach Ochsenkopf“ läuft, regt sich massiver Widerstand der beiden Initiativen „Hohenlimburg unter Höchstspannung“ und „No Monstertrasse“. Die Redaktion stellt komprimiert dar, worum es den Gegnern geht. Die Grafik unter unserem Luftbild zeigt dazu, wo Amprion die neue Trasse gern herführen möchte. Durch Henkhausen und Elsey nämlich. Nah entlang der Wohnbebauung.
Auf den Homepages der Bürgerinitiativen kann man die erwähnten Muster-Einsprüche finden. Die Adressen: www.hohenlimburg-unter-höchstspannung.de und www.nomonstertrasse.de
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Die Initiative „Hohenlimburg unter Höchstspannung“
„Auf unserer Homepage finden Bürger eine Muster-Einwendung. Wir bitten jeden, der sich in irgendeiner Weise betroffen fühlt, sie zu nutzen und die Initiative zu unterstützen“, sagt Mit-Initiatorin Claudia Scholten. Die zwei mehrfach beschriebenen Alternativ-Trassen (siehe auch Grafik) seien ausreichend betrachtet worden. Allerdings sei im Raumordnungsverfahren eine dritte Variante, die Alternative „Reh-Nord-Nord“ nicht ausreichend geprüft und bewertet worden. Daneben stehe nicht fest, ob die von Amprion im Planfeststellungsverfahren behaupteten Habitate überhaupt bestünden.
Zudem habe seitens des Vorhabenträgers keine Auseinandersetzung mit den betroffenen Grundstücks- und Waldeigentümern stattgefunden, was den Schluss zulasse, dass eine ernsthafte Alternativprüfung überhaupt nicht gewollt gewesen sei. In der Vorzugstrasse seien 165 Häuser in erster Reihe und 68 Häuser in zweiter Reihe betroffen, in erster Reihe würden rund 1750 Menschen, in zweiter Reihe in unmittelbarer Sichtnähe circa 820 Menschen leben.
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Im Wald wäre eine bessere „Sichtverschattung“ gegeben
Weiter seien im Waldabschnitt Reh-Nord zahlreiche Schneisen durch den Sturm Kyrill vorhanden, im Übrigen liege bereits eine breite Trasse mit 110 kV-Leitungen der „DB-Energie GmbH“ in diesem Bereich vor. Dieses Trassenband müsste aus Sicht der Initiative lediglich etwas verbreitert werden.
Bezweifelt wird stark, dass die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes dort höher wäre, als neue 70-Meter-Masten mit 39 Leiterseilen direkt durch die enge Wohnbesiedlung zu errichten. Im Wald wäre teilweise eine Sichtverschattung gegeben, findet die Initiative.
Neue Leitung wird für mindestens 80 Jahre geplant
Angesichts dessen, dass die neue Leitung für mindestens 80 Jahre geplant werde, sei es nicht zu verantworten, dass diese so dicht an die menschliche Wohnbebauung herangeplant werde, wie dies in den Stadtteilen Henkhausen und Elsey geplant sei. Zu befürchten seien negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden und auf die Gesundheit durch die elektrischen und magnetischen Felder der Höchstspannungsfreileitung und durch Geräuschimmissionen (Koronageräusche) sowie alle weiteren Immissionen (Schadstoffe).
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Die Realisierung in der Bestandstrasse – der überwiegend von Ein- und Mehrfamilienhäuser geprägte Siedlungsbereich von Elsey und Henkhausen – würde mittig durchschnitten. „Hier würden beidseits der Leitung mehrere dieser Wohngebäude deutlich weniger als 50 Meter, teilweise nur 30 Meter von der Leitungsachse entfernt liegen. Durch eine Realisierung der Variante Reh-Nord hingegen würde der Siedlungsbereich Elsey/Henkhausen vollständig von Freileitungen befreit werden“, erklärt die Initiative. Die Neubelastung im Bereich Reh-Nord scheine insofern hinnehmbar.
Die Initiative „No Monstertrasse“
Weil der Kohleausstieg für die gerade verhandelnde Koalition aus Grünen, FDP und SPD im Bund noch früher als bislang geplant kommen solle, sei auch der Betrieb des Kohlekraftwerks „Datteln IV“ mehr als fraglich. Da die „380-KV-Trasse, auch für den Stromtransport aus diesem Werk konzipiert worden sei, werde die geplante gesundheitsgefährdende „Monstertrasse“ über Hohenlimburg einmal mehr überflüssig.
„Monstertrasse“ erhöhe die gesundheitlichen Risiken für die Bürger
Die Initiative diskutierte zuletzt, dass auch die neueste Meldung, dass Amprion für die Zeit nach 2030 sieben Milliarden Euro in Stromautobahnen von der Nordsee in das Ruhrgebiet investieren wolle, überflüssig sei. „Mit einem Teil dieser Summe könnte eine umfassende dezentrale Stromgewinnung über Solarenergie ausgebaut werden“, erklärt die Initiative.
„Die Monstertrasse erhöht die gesundheitlichen Risiken für Tausende in Hohenlimburg. Direkt unter der Trasse befinden sich zahlreiche Schulen, Kindergärten und Spielplätze. Die Trasse hier zu bauen, ist eine menschenverachtende Missachtung der Zukunft dieser Kinder“, heißt es weiter. Auch auf der Homepage von „No Monstertrasse“ sei erläutert, wie ein Einspruch aussehen kann. Die Initiative beschloss zuletzt, sich wieder regelmäßig in Präsenz zu treffen, um dem großen Diskussionsbedarf gerecht zu werden.