Hagen. 1000 Megabit Download pro Sekunde: Hagen bekommt als eine der ersten Städte Deutschlands ein superschnelles Internet. Hier die Hintergründe.
Die Internetversorgung in Hagen wird einen großen Schritt nach vorne machen: Das neue Gemeinschaftsunternehmen Vodafone/Unitymedia macht Hagen zur siebten „Gigabit-City“ in ganz Deutschland. Ab heutigen Dienstag sollen 95.000 Haushalte in Hagen von einer Download-Geschwindigkeit von bis 1000 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) profitieren. Das bestätigt das Unternehmen gegenüber der WESTFALENPOST.
Zum Vergleich: Die Telekom hatte ihr Netz in Hagen zuletzt mit dem so genannten Supervectoring-Verfahren auf Download-Geschwindigkeiten von bis zu 250 Mbit/s hochgerüstet. Und noch ein anderer Vergleich, um das neue Angebot einschätzen zu können: Mit 1000 Megabit (oder anders ausgedrückt ein Gigabit) pro Sekunde kann ein Film in HD-Qualität und mit einer Dateigröße von 8 Gigabyte in nur einer Minute heruntergeladen werden. Das verspricht zumindest Vodafone/Unitymedia. Bei den derzeit weit verbreiteten VDSL-Anschlüssen mit 50 Mbit/s würde der Acht-Gigabyte-Download 21 Minuten dauern.
Die Preise, so Vodafone/Unitymedia, sollen von von 69,99 Euro pro Monat (19,99 Euro im ersten Jahr) bis 79,99 Euro (29,99 Euro im ersten Jahr) liegen.
Hagen ist deutschlandweit erst die siebte „Gigabit“-Stadt
Drei Arten von Internet-Infrastruktur
In Deutschland gibt es drei kabelgebundene Infrastrukturen: Das T
elefonnetz, auf das DSL/VDSL und (Super-)Vectoring aufsetzen, das TV-Kabel und Glasfaser-Anbindungen. Vodafone/Unitymedia profitiert davon, dass das bestehende TV-Kabelnetz auf die Gigabit-Geschwindigkeit hochgerüstet werden kann.
Die Telekom rüstet derzeit das Telefonnetz unter anderem mit dem so genannten Super-Vectoring-Verfahren auf. Verlässliche und stabile Donwloadgeschwindigkeiten bis maximal 250 Megabit pro Sekunde seien damit derzeit möglich, so Telekom-Sprecher George-Stephen Mc Kinney. Das sei heute auch für die allermeisten Kunden ausreichend. „Aber wir werden auch das Glasfasernetz-Angebot bis in die Wohnungen ausbauen, wenn neue Leitungen verlegt werden.
Hagen reiht sich damit deutschlandweit in die vorderste Front dieses schnellen Internet-Angebots („Gigabit-City“) ein: Bochum war Anfang Mai 2018 die erste deutsche Stadt, die in den Genuss kam. Danach folgten Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Heilbronn und Mannheim. Und jetzt eben Hagen mit 95.000 Haushalten – und zudem noch Teile des Ennepe-Ruhr-Kreises mit mehr als 49.000 weiteren Haushalten in Ennepetal, Gevelsberg, Herdecke und Wetter.
Aber wer wird dieses Angebot nutzen können? Grob gesagt: Alle die, deren Häuser oder Wohnungen schon jetzt über einen – altmodisch ausgedrückt – „Kabelfernsehanschluss“ verfügen. Denn da Unitymedia/Vodafone über das ab den 80er-Jahren zunächst staatlich gebaute und später privatisierte Kabelnetz verfügt, kann das Unternehmen jetzt auch die hohen Downloadgeschwindigkeiten in so einer großen Verbreitung anbieten.
Bestehendes Kabelfernsehen-Netz in Hagen und EN-Kreis aufgerüstet
Das Netz wurde jetzt für Hagen und den EN-Kreis mit dem Übertragungsstandard DOCSIS 3.1 ausgestattet, die die Gigabit-Geschwindigkeit erst möglich macht. Ob dies dann am Ende tatsächlich für den Hagener „Kabelfernseh“-Haushalt zutrifft, muss der Einzelfall zeigen. „Wer genau wissen will, ob das auch für seine Wohnung gilt, muss den hausnummerscharfen Verfügbarkeitscheck auf unserer Internetseite nutzen“, so Unternehmenssprecher Tim Heinkele. Ein plastisches Beispiel: Wenn an einer Stelle, an der beim Bau des Kabelnetzes nur eine Turnhalle gestanden habe, heute ein Wohngebiet stehe, könne es mit der Verfügbarkeit eng werden.
Die anderen Städte wie Köln oder Düsseldorf waren noch zu einer Zeit Gigabit-City geworden, als Unitymedia noch ein eigenständiges Unternehmen war, Hagen wird nun die erste Stadt mit dem superschnellen Internet sein, nachdem Vodafone und Unitymedia im August fusioniert haben. Entsprechend hoch wird das Projekt auch unternehmensintern gehängt. Und wie weit Hagen bundesweit bei der Offensive vorne liegt zeigt sich an den Unternehmenszielen: „Wir wollen bis 2022 25 Millionen Haushalte deutschlandweit mit Gigabit-Internet über das Kabelnetz versorgen“, so Unternehmenssprecher Tim Heinkele. Hagen gehört nun immerhin zu den ersten 1,5 Millionen Haushalten, in denen dies umgesetzt wird.
Technische Voraussetzungen in Hagen ideal
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Aber wie ist man ausgerechet auf Hagen gekommen? „Wir stehen seit vielen Jahren in sehr engem Austausch mit Politik, Unternehmen und Institutionen in Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis, die auch ihrerseits die Digitalisierung der Region stark vorantreiben“, so Sprecher Tim Heinkele. „Dazu waren die technischen Voraussetzungen für die Einführung von Gigabit-Geschwindigkeiten in Hagen und Umgebung ideal.“
Frank Schubert, der Regionalverantwortliche für Unitymedia, hat die Pläne auch Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz vorgestellt. Der freut sich: „Leistungsfähige Internetzugänge sind ein wichtiger Standortfaktor. Unserer Stadt wird somit ein weiterer, wichtiger Schritt ins Gigabit-Zeitalter ermöglicht.“
Privates Datenvolumen verdoppelt sich alle zwei Jahre
Und das Unternehmen hat auch ganz klar die Hagener Wirtschaft im Fokus: „Der größere Teil unserer Gigabit-Kunden speist sich derzeit noch aus dem Privatkundengeschäft“, so Tim Heinkele. „Wobei mittlerweile mehr und mehr Geschäftskunden die Vorteile von Gigabit-Geschwindigkeiten zu schätzen wissen. Für Unternehmenskunden bieten wir aber auch individuelle Glasfaser-Anschlüsse an.“ In weiten Teile des Industriegebiets im Lennetal, in denen die Unternehmen seit Jahren über mangelnde Internet-Anschlüsse klagen, liegt aktuell aber kein „Kabelfernsehanschluss“.
Aber braucht das Gros der Hagener „Normalbürger“ tatsächlich einen Anschluss mit solche hohen Download-Geschwindigkeiten? „Wir bauen unser Netz ja für die Maßstäbe von morgen aus“, so Unternehmenssprecher Tim Heinkele. „Das Datenvolumen des Durchschnittsnutzers verdoppelt sich alle zwei Jahre. Deshalb wird das, was wir jetzt vielleicht noch als überdimensioniert ansehen, bald Standard sein.“