Breckerfeld. 13 Kommunen in NRW haben keine Schulden. Die einzige davon im Ruhrgebiet ist Breckerfeld. Vor zehn Jahren wurde der letzte Kredit getilgt.

Der 2. Oktober 2009 war ein ganz besonderer Tag. Für die Hansestadt Breckerfeld, für den damaligen Bürgermeister Klaus Baumann und für den damaligen Kämmerer André Dahlhaus, der heute an der Spitze der Stadtverwaltung steht. Es war der Tag, an dem Breckerfeld sein letzten Darlehen tilgte. Über zehn Jahre Schuldenfreiheit sprach unsere Zeitung mit Bürgermeister André Dahlhaus und Kämmerin Sandra Schüler.

Zehn Jahre Schuldenfreiheit – das ist doch ein Grund zum Feiern...


André Dahlhaus: Darauf haben wir diesmal bewusst verzichtet. Eine Schuldenfreiheits-Party gab es ja vor zehn Jahren in der Pausenhalle. Aber es ist schon ein besonderer Tag für Breckerfeld.


Sandra Schüler: Zum einen haben wir vor zehn Jahren das letzte Darlehen getilgt, zum anderen ist es aber auch 21 Jahre her, dass Breckerfeld zuletzt einen Kredit aufgenommen hat.

Hat sich die Stadt denn in den letzten Jahren kaputtgespart?


Dahlhaus: Nein. Das kann man nun wirklich nicht behaupten. Im Gegenteil: Für eine Stadt wie Breckerfeld haben wir durchaus gut investiert. Man denke nur an die Sport- und Freizeitanlage oder an das Baugebiet Heider Kopf. Dazu kommen viele weitere Investitionen. Außerdem wurden viele weitere Investitionen im Bereich der Schule, des Rathauses und der weiteren Infrastruktureinrichtungen getätigt.


http://Hier_gibt_es_mehr_Artikel,_Bilder_und_Videos_aus_Hagen{esc#225920683}[teaser]Sandra Schüler: Dazu kommt, dass die wirtschaftliche Lage in den Jahren des Schuldenabbaus und danach nicht immer rosig war. Man denke nur an die Weltwirtschaftskrise nach den Anschlägen vom 11. September 2001 oder an die Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2010 und 2011. Zwei große Gewerbesteuerzahler sind in dieser Zeit in Breckerfeld weggebrochen. Letztlich war aber für uns immer oberste Devise, nur das Geld auszugeben, das wir auch in der Kasse haben.

Für dieses Vorgehen gab es aber nicht immer nur Applaus...


Dahlhaus: Natürlich hat es anfangs auch kritische Stimmen aus der Politik und auch aus der Bevölkerung gegeben. Man erinnere sich nur an die Demonstration für den Bau der Sport- und Freizeitanlage. So etwas hatte es in Breckerfeld bis dahin noch nicht gegeben. Aber die Diskussionen im Stadtrat zeigen auch, dass in den letzten Jahren eigentlich alle Fraktionen geschlossen hinter diesem Kurs stehen. Schuldenfreiheit mag Begehrlichkeiten wecken – aber auch der Rat orientiert sich am Machbaren.

Was wäre denn, wenn Breckerfeld keinen Schuldenabbau betrieben hätte?


Dahlhaus: Letztlich hätten wir uns vieles, was wir in den letzten Jahren realisiert haben, nicht leisten können. Parallel hätten wir die Bürger stärker belasten müssen, um regelmäßig die laufenden Kredite bedienen zu können. Was das bedeutet – da müssen wir nur in die Nachbarstädte schauen.


http://Bürgermeister_Klaus_Baumann_nimmt_Abschied{esc#11192783}[news]Schüler: Wenn man mal von unserem Schuldenhöchststand ausgeht, der 1998 bei umgerechnet mehr als zwölf Millionen Euro lag, ausgeht, so reden wir von 800.000 Euro Zinsen, die unseren Haushalt Jahr für Jahr belasten würden. Mit diesem Geld kann eine kleine Stadt wie Breckerfeld schon eine ganze Menge anfangen. Auf der anderen Seite entspricht dieser Betrag rund 300 Hebesatzpunkten bei der Grundsteuer B. Das heißt, in diesem Bereich würde die Belastung um knapp 60 Prozent höher liegen, als sie heute ist.

Warum ist es denn richtig, trotz niedriger Zinsen keine Schulden zu machen?


Dahlhaus: Die derzeit niedrigen Zinsen sehen wir natürlich anders als man das in Hagen tut. Leider ist nicht absehbar, wann sich das Zinsniveau halbwegs normalisiert, denn hierdurch entgehen uns jedes Jahr Zinserträge. Die Schuldenfreiheit ist Grundlage unserer Handlungsfähigkeit. Auch bei kurzfristig notwendigen Investitionen können wir schnell und flexibel entscheiden, müssen nicht erst die Genehmigung der Kommunalaufsicht einholen. Das ist ein riesiger Vorteil. Außerdem hat dies auch etwas mit Generationengerechtigkeit zu tun – die Kinder von heute dürfen nicht die Schulden von morgen tragen.

Wie lange kann Breckerfeld denn noch schuldenfrei bleiben?


Dahlhaus: Ich hoffe, dass das noch lange so bleiben kann. Natürlich weiß niemand, was in 20 Jahren ist. Aber mittelfristig ist unsere Schuldenfreiheit gesichert.