Hagen. Mit 55 Jahren klettert Dachdecker Thomas Wolter beinah täglich in luftige Höhen. Ein Job, der dem Vorarbeiter bis heute großen Spaß macht.

Bei Wind und Wetter vor die Tür, harte körperliche Arbeit und obendrein ein Job, der durchaus Gefahren in sich birgt: Dennoch lässt Dachdecker Thomas Wolter keinen Zweifel, nicht bloß den schönsten Handwerksberuf auszuüben, sondern auch einen der bestbezahlten.

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„Eigentlich habe ich seinerzeit mein Berufspraktikum als Fliesenleger gemacht. Das gefiel mir auch ganz gut, aber es gab keine Chance auf einen Ausbildungsplatz. Daher habe ich nach meinem Hauptschulabschluss letztlich 1980 bei der Firma Jakob in Wehringhausen als Dachdecker begonnen.“ Eine durchaus aus der Not geborene Entscheidung, die der verheiratete Familienvater mit drei Kindern nie bereut hat: „Ich mache es gerne, stehe morgens gerne auf und gehe auch gerne zur Arbeit, weil es mir Spaß macht.“ Auch bei zwei Grad im November, Regen waagerecht.

Leidenschaft für Dächer

Der 55-Jährige ist der Typ, der ungern an einem Ort ausharrt. „Ich bin jemand, der Bewegung braucht.“ Nur widerwillig erinnert sich der passionierte Handballer an seine monatelange Leidenszeit nach einer Sportverletzung, die es verhinderte, dass er aufs Dach durfte. Also nahm er einen Job bei der Varta an: „Das war gar nicht mein Ding.“ Als sich wieder die Chance eröffnete, in einem Dachdeckerbetrieb sein Geld zu verdienen, zog es den gebürtigen Hasper aus der Kipper wieder in die Höhe. Dreimal hat Thomas Wolter den Arbeitgeber gewechselt, doch das Dach ist immer sein Universum geblieben. Inzwischen verdient er sein Geld bei der Henke AG – etwa 2650 Euro im Monat.

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7 Uhr in der Früh beginnt der Job in den Sommermonaten an der Baustelle, um 15.45 Uhr ist dann Feierabend. Natürlich kann es da auch mal später werden; „Wenn wir Arbeiten anfangen, beenden wir die auch, damit alles dicht ist.“ Das wird über Überstunden vergütet: „Und bei uns in der Firma gilt, dass tariflich bezahlt wird.“ Das sei in vielen anderen Betrieben keine Selbstverständlichkeit. Der aktuelle Stundenlohn des Vorarbeiters, der eine eigene Kolonne anführt und damit die Verantwortung für sein Aufgabenfeld trägt, liegt bei 22 Euro die Stunde.

Mann für klare Ansagen

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Er gibt die Tagesaufgaben vor, kümmert sich um Materialbeschaffung und Organisatorisches, hält den Kontakt zu Bauherren und Architekten, achtet auf die Einhaltung des Zeitbudgets und greift natürlich auch noch selbst zum Hammer. „Da muss man auch schon mal Druck machen“, blickt der erfahrene Dachdecker durchaus mit Skepsis auf die Arbeitsmoral mancher Kollegen: „Viele wollen bloß noch ihre acht Stunden machen und dann nach Hause.“ Da findet Wolter auch schon mal klare Worte: „Manchmal bin ich leicht aufbrausend, aber ich meine es nicht so“, verweist er auf klare Ansagen am Bau. Als Vorarbeiter ist der 55-Jährige nicht immer der erste Kandidat für den Beliebtheitspokal.

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Natürlich müssen Thomas Wolter und sein Team nicht bei jedem Wetter aufs Dach. „Das ist unsere Entscheidung. Jeder einzelne kann für sich entscheiden, ob er aufs Dach geht oder nicht.“ Vor den einzelnen Aufgaben erfolgt im Vorfeld immer eine Sicherheitsbewertung, wo die Details der notwendigen Maßnahmen per Tablet abgestimmt werden. Dennoch bleibt die Dachdeckerzunft ein gefährlicher Job. „Ich habe selbst schon einen Absturz hinter mir. Vor etwa 25 Jahren bin ich in Herdecke über ein Gerüst außen hochgeklettert. Irgendwann bin ich dann wach geworden und lag im Krankenhaus.“ Offenbar war eine Stange lose und Wolter stürzte rückwärts aus etwa vier Metern Höhe auf eine Wiese: schwere Gehirnerschütterung und dennoch Glück im Unglück. „Man wird dann vorsichtiger – Routine darf nicht zu Leichtsinn werden.“

Lange Fahrten zur Baustelle

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Der berufliche Aktionsradius des Dachdeckers ist durchaus stattlich: „Im Dach-Bereich arbeiten wir in ganz NRW.“ Das heißt, bei einem Dienstbeginn um 7 Uhr in Meerbusch klingelt auch schon mal zu nachtschlafender Zeit der Wecker – durchaus zum Leidwesen der Ehefrau. Je nach Arbeitsvolumen und Distanz wird der klassische Acht-Stunden-Tag im Extremfall schon mal 14 Stunden lang. Dennoch würde er den Job auch heute noch empfehlen: „Durch den Einsatz von Maschinen ist vieles einfacher geworden“, ist er heute froh, dass es nichts mit dem Fliesenleger geworden ist.

Privat hat sich Thomas Wolter eher einen Freundeskreis abseits der Dachdeckerzunft geschaffen. Auch wenn es mit den Kollegen mal zum Kicken oder zu Firmenläufen geht, tummelt sich der Iämpeströter 2019 lieber beim Hasper Heimat- und Brauchtumverein, im Kegelclub oder mit Gleichgesinnten in der Schalke-Arena.

Beim Streifzug durch Hagen stößt der 55-Jährige nicht bloß beim Hasper Torhaus immer wieder auf prominente Immobilien, die er federführend mitgestaltet hat: „Andere gucken bei Spaziergängen in die Gärten, mein Blick geht immer nach oben.“