Hagen. . Um den Nachwuchs fürs eigene Unternehmen, aber auch die kleineren Dachdeckerbetriebe zu sichern, setzt die Henke AG auf eine Akademie-Idee.

  • Zur Nachwuchssicherung setzt die Henke AG auf eine Akademie-Idee
  • Die Qualifikation der Fachkräfte wird somit im eigenen Haus gesichert
  • Auch kleiner Betriebe sollen von dem neuen Angebot profitieren

Familiengeführte Handwerksunternehmen haben häufig gravierende Probleme: Oft fehlt ein Nachfolger an der Spitze. Und noch öfter fehlen junge Leute, die sich zum Fachkräftenachwuchs ausbilden lassen. Über Personal an der Spitze muss sich die Henke AG keine Sorgen machen. 1904 gegründet, lenkt inzwischen mit Karl-Heinz Ester und Klaus Peter Brüggemann die vierte Generation den Betrieb, der auf Fassaden und das Decken von Dächern spezialisiert ist.

Beide blicken gelassen in die Zukunft, wenn es ums Personal geht. Ebenso wie Senior Jürgen Henke, denn seine Enkel Philipp und Jan Brüggemann sind gerade dabei, deutliche Spuren zu ziehen, um das Traditionsunternehmen in die Zukunft zu lenken.

Idee der jüngsten Generation im Betrieb

Vergangene Woche wurde am Firmensitz in der Bechelte offiziell die „Henke Akademie“ eröffnet. Eine Idee, vorangetrieben von Jan, seit zwei Jahren im Unternehmen, und Philipp Brüggemann, bereits vier Jahre dabei. Es ist ein neuer, moderner Baustein auf dem Weg zur Fachkräftesicherung, der sukzessive aufgebaut wird.

Dass der Titel Akademie gewählt wurde, wirkt zunächst vielleicht etwas hochtrabend. An der Bechelte steht nicht plötzlich eine Hochschule des Dachdeckens und Fassadenbauens. Dennoch ist es aus Sicht der Brüggemänner ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Henke versucht, über Qualifikation des Nachwuchses und der langjährigen Beschäftigten auch nach 113 Jahren am Markt bestehen zu können.

„Die Akademie ist ein Mehrwert für unsere Mitarbeiter und für unsere Kunden“, ist sich Philipp Brüggemann sicher. Es gehe um Knowhow-Transfer – und darum, am Image zu schrauben. „Handwerk genießt im Moment keinen besonders hohen Stellenwert. Wir wollen überzeugen, dass es sich hier lohnt“, erklären Jan und Philipp im Stile von versierten Dozenten den knapp einhundert Gästen aus Wirtschaft und Politik bei der Einweihungsfeier.

Praktiker werden zu Trainern

Auch wenn dies der offizielle Startschuss war, ist schon einiges passiert. „Trainerausbildung“ zum Beispiel. Künftige Dozenten aus dem eigenen Betrieb, sicher Spitze auf dem Dach, aber von Haus aus keine gelernten Pädagogen, wurden darin geschult, wie Wissen weitergegeben werden kann. Auch Fachleute der großen Partner, von Braas (Dachbedeckung), Dörken aus Herdecke (Folien, Dämmung) bis hin zu Architekten werden künftig an der Akademie die „Studierenden“ auf den neuesten Stand der Technik bringen.

Kooperationen mit neuen Partnern

Zudem kooperiert die Akademie mit neuen Partnern wie der Hasper Hauptschule Ernst-Eversbusch und der „Fußballfabrik“ des ehemaligen Profis Ingo Anderbrügge. Der Fußballer ist für ein Engagement bei der Henke AG geradezu prädestiniert, weil er als ehemaliger Kicker beim BVB und als Eurofighter bei Schalke nebenbei eine Brücke im Vorstand der Henke AG schlagen kann, die beim Thema Fußball im Revier klassisch gespalten ist.

Vor allem aber sollen die U17 und U19 der Anderbrüggeschule über die Akademie Einblicke in das Berufsbild bei Henke bekommen, das im Zeitalter der aufkommenden Digitalisierung weit über das reine Dachdecken hinaus geht.

Spezialist für Großprojekte

Henke mit seinen knapp einhundert Beschäftigten und Standorten in Hagen, Hamburg und Berlin ist zum Spezialisten für Großprojekte geworden, insbesondere beim Fassadenbau. „Zudem entwickeln wir uns immer mehr vom reinen Handwerksbetrieb zur Fertigungsstätte“, erklärt Karl-Heinz Ester. Zehn Mitarbeiter sind bereits nur noch mit Fassadenfertigung beschäftigt.

Schon heute werden Fassaden bei Henke mittels 3-D-Messtechnik zum erheblichen Teil vorgefertigt. Jüngst hat Henke zwei Leute eingestellt, die sich am Computer nur noch mit der theoretischen Arbeitsvorbereitung beschäftigen, um Reibungsverluste auf den Baustellen zu minimieren, sagt Geschäftsführer Ester.

>>HINTERGRUND: DRUCK AUF KLEINE BETRIEBE

  • Der immer knapper werdende Nachwuchs bereitet Henke-Geschäftsführer Karl-Heinz Ester mit Blick auf den eigenen Betrieb, aber auch die gesamt Branche, Sorge.
  • Henke habe in der Vergangenheit immer weit über Bedarf ausgebildet. Auch heute ist die Quote mit 15 Lehrlingen bei knapp einhundert Beschäftigten vorbildlich hoch.
  • Landesinnungsmeister Ester fürchtet, „dass in naher Zukunft viele kleinere Dachdeckerbetriebe aufgeben müssen, weil der Nachwuchs fehlt“. Genau das soll bei Henke mittels Akademie nicht passieren – und vielleicht können kleinere Handwerksbetriebe am Ende sogar auch davon profitieren.