Hagen. Sein Beruf ist seine Berufung: Restaurantfachmann Ibo Sahintürk leitet das Restaurant im Hotel Dresel im Hagener Süden.
Bei all dem, was er den ganzen Tag über macht. Er mag Burger. Also führt der Weg von Ibo Sahintürk nach verrichtetem Tagwerk schon mal zur nächsten Niederlassung einer Fast-Food-Kette. Er bestellt, erhält die umstrittene Köstlichkeit direkt an der Theke, packt sie aus, haut rein. Niemand, der ihm diesen Gang am Tisch serviert. Niemand, der ihm einen passenden Wein empfiehlt. Niemand, der noch einmal vorbeischaut und nett fragt, ob auch wirklich alles in Ordnung ist.
Gestatten: Ibo Sahintürk, 42 Jahre alt, Restaurantfachkraft in einem der angesehensten Häuser Hagens, Restaurantleiter gar, Mädchen für alles, Kellner.
Seit 13 Jahren im Hotel Dresel
Seit 13 Jahren Hotel Dresel, Rummenohl – das allein ist eher unüblich in einer Branche mit hoher Fluktuation, in denen besonders die modernen Ketten auf Aushilfskräfte setzen. Ibo Sahintürk aber hat den Beruf, der für ihn zugleich Berufung ist, gelernt. Damals noch im Queens-Hotel neben der Hagener Stadthalle, in dem er als Buffetier an der Getränkeausgabe gejobbt hat. „Am Anfang der Lehre übt man das Eindecken, man poliert das Besteck und die Gläser, darf dann erste Gäste bedienen – das ist ein Entwicklungsprozess“, sagt Sahintürk. „Irgendwann bekommt man dann einen eigenen Schlüssel für die Kasse, darf zum ersten Mal selbst am Tisch abkassieren.“
Für Ibo Sahintürk, der als Schreiner in einem kleinen Familienunternehmen gearbeitet hat, bis die Geschäfte nicht mehr liefen, ist die zweite Ausbildung, die zweite Karriere, eine riesige Chance. Er greift zu, wechselt die Häuser und findet schließlich sein berufliches Zuhause ganz im Süden von Hagen – nicht weit entfernt von der eigenen Wohnung. „Es ist schön, in diesen besonderen Situationen mit Menschen zu arbeiten“, sagt Ibo Sahintürk, „die Gäste kommen ja in aller Regel fröhlich zu uns, wollen eine positive Zeit erleben. Dabei unterstützen wir sie. Wir beraten, wie bedienen, wir erfüllen Wünsche. Wir machen ihnen den Aufenthalt so angenehm es eben möglich ist.“
Wenn Nena am Klavier den neuen Song anstimmt
Gäste, die manchmal außergewöhnlich sind. Wie Nena, die berühmte Sängerin mit Hagener Wurzeln, die sich an einem Abend, als alle anderen Gäste das Haus schon verlassen hatten, an den Flügel gesetzt hat und einen neuen Song gespielt und gesungen hat. „Das war ein sehr schöner Abend.“ Oder wie Horst Lichter, der berühmte TV-Koch, der so viel von Restaurantwesen und der Küche versteht, gerne gut isst und ebenso gern zum Austausch beim Chefkoch in der Küche vorbeischaut.
Es gibt sie, diese außergewöhnlichen Momente. Aber es gibt natürlich auch den beruflichen Alltag. Zu dem gehört es für Ibo Sahintürk, die Dienstpläne zu schreiben, sich um die Mitarbeiter zu kümmern, Veranstaltungen zu planen und die Einkäufe vorzubereiten.
Das Team als zweite Familie
Um 11.30 startet Ibo Sahintürk in den Arbeitstag. „Aber ich bin gerne eine halbe Stunde eher da“, sagt er, „ich trinke noch einen Kaffee mit den Kollegen. Wir plaudern. Das mag ich. Ich fühle mich gut aufgehoben. Das Team hält zusammen. Unterstützt sich gegenseitig. Das Haus, die Mitarbeiter – das ist meine zweite Familie.“
Immerhin: Auch die erste Familie ist eng mit dem Hotel Dresel verwoben. Sahintürks Frau arbeitet ebenfalls im Haus. Sein Sohn jobbt hier als Aushilfe. „Die Arbeit hier hat sehr zu seiner Persönlichkeitsentwicklung beigetragen. Man muss aus sich raus- und auf andere zugehen können.“
Zuhause wird der Kellner bedient
Ibo Sahintürk und seine Kollegen arbeiten bis in den Abend, sie arbeiten an den Wochenenden. Das gehört dazu. Loslassen, abschalten – das kann der Restaurantleiter daheim. „Da lasse ich mich dann mal bedienen und verwöhnen“, sagt er, „von meiner Frau mit italienischer Küche.“