Hagen. Kassel, Frankfurt, Hamburg, Wien, Tokio, Bayreuth – ihre Sängerinnenkarriere hat Dagmar Hesse schon viel herumkommen lassen. Und trotzdem kann die Sopranistin am Theater Hagen ihr Lampenfieber vor jeder Premiere nicht verleugnen. Am Samstag, 12. Januar, wird sie als Großherzogin von Gerolstein in der gleichnamigen Operette zu sehen sein.

„Diese Partie stellt eine große Herausforderung dar. Denn zum einen nehmen die Dialoge einen großen Raum ein und zum anderen liegt meine letzte Operette schon einige Jahre zurück“, erläutert Dagmar Hesse.

Spektakuläre Inszenierung

Die Partie verlangt neben Gesang auch einige Einsätze, in denen die 47-Jährige ihre Soldaten schreiend kommandieren muss; eine besondere Anforderung an die Stimme. „Ich freue mich sehr auf die Gerolstein. Nach Jahren im dramatischen Fach kann ich jetzt den komödiantischen Teil von mir präsentieren“, sagt Dagmar Hesse.

Natürlich bleiben die Details der Inszenierung bis zur Premiere geheim. „Aber auf die Zähmung von wilden Tieren, zum Beispiel den Soldaten, auf der Bühne dürfen die Zuschauer gespannt sein“, verrät die Sopranistin.

Schon als Kind vom Theater fasziniert

Dagmar Hesse ist bis heute fasziniert von den Verwandlungen in der Theaterwelt. Foto: Jürgen Theobald
Dagmar Hesse ist bis heute fasziniert von den Verwandlungen in der Theaterwelt. Foto: Jürgen Theobald © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Der Beruf wurde Dagmar Hesse praktisch in die Wiege gelegt. Beide Eltern verdienten ihr Geld selbst als Opernsänger. Klar, dass Hesse schon als Kind fasziniert war von der Welt des Theaters. Und es überrascht auch nicht, dass sie schon früh selbst auf der Bühne stand. „Ich war zweieinhalb Jahre alt, als ich in Kassel als Butterfly-Kind einsprang“, erinnert sich die heute 47-Jährige.

Mit einem Augenzwinkern fügt sie an: „Ich feiere also bald mein 45-jähriges Bühnenjubiläum.“ Trotz des familiären Hintergrundes war der Weg auf die großen Bühnen kein Selbstläufer. „Ich war ein schüchternes Kind. Ich musste langsam in die Karriere reinwachsen, irgendwann habe ich es dann genossen, im Mittelpunkt zu stehen.“

Ausbildung an der Musikakademie Kassel und in Hannover

Dagmar Hesse hat eine Stufe nach der anderen auf dem Weg zu ihrer Opern-Karriere gemeistert. Foto: Jürgen Theobald
Dagmar Hesse hat eine Stufe nach der anderen auf dem Weg zu ihrer Opern-Karriere gemeistert. Foto: Jürgen Theobald © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Dagmar Hesse begann ihre musikalische Ausbildung an der Musikakademie Kassel. Ihr anschließendes Studium an der Hochschule für Musik und Theater Hannover schloss sie mit einem Operndiplom erfolgreich ab und qualifizierte sich für den anschließenden Aufbaustudiengang zum Konzertexamen. Während ihrer Ausbildung gastierte sie am Staatstheater Kassel und an der Oper Frankfurt.

Seit zwölf Jahren gehört Dagmar Hesse zum Hagener Ensemble

Es folgte 1994 ein Engagement an das Opernstudio der Hamburgischen Staatsoper, wo sie zunächst Mezzosopranpartien wie „La Cenerentola“ von Gioacchino Rossini sang, allmählich aber ins Sopranfach wechselte. „Eine der größten Freuden meiner beginnenden Karriere war die Berufung in den Bayreuther Festspielchor“, sagt Dagmar Hesse. Dieses Glück passierte ihr als 23-Jährige. Es folgten verschiedene Engagements, unter anderem eines an der Kammeroper in Wien.

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Seit zwölf Jahren gehört Dagmar Hesse nun schon zum Hagener Ensemble und ist an der Bühne heimisch geworden. Das zeigt auch das Fotobuch, in dem sie ihre Kollegen am Hause in Vergleich zu Tieren aus den Zoos der Umgebung zeigte.

Probenmarathon vor der Aufführung - Mit Ensemble acht Stunden auf der Bühne

Dagmar Hesse ist froh, dass ihr Beruf ihr solche Freiräume lässt. Klar ist aber auch, dass das Zeitbudget vor den Premieren drastisch sinkt. Sechs Wochen vor der Premiere starten die szenischen Proben. Dann stehen die Ensemblemitglieder täglich acht Stunden und mehr auf der Bühne. Davor bereiten sie sich mit musikalischen Vorproben auf diesen Probenmarathon akribisch vor.

Für Premiere muss alles perfekt abgestimmt sein

Schließlich muss am Premierentag alles perfekt abgestimmt sein. Umso bedrückender ist für die Künstler die nicht enden wollende Debatte um die Kulturförderung und speziell das Theater. „Ich bedaure es sehr, dass viele Theater um ihre Existenzberechtigung bangen müssen. Kultur gehört doch zur Gesellschaft und darf nicht weggespart werden.“

Hesse träumt noch von einer Rolle in Richard-Strauss-Inszenierung

Dagmar Hesse träumt noch von einer großen Partie in einer Richard-Straus-Inszenierung. Foto: Jürgen Theobald
Dagmar Hesse träumt noch von einer großen Partie in einer Richard-Straus-Inszenierung. Foto: Jürgen Theobald © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Dagmar Hesse selbst bereitet die Zeit nach ihrer aktiven Gesangskarriere auch schon behutsam vor. „Fotografie und Gesangslehrerin könnte ich mir als Betätigungsfeld vorstellen.“ Ein weiteres Steckenpferdchen ist ihr seit jeher die Schmuckproduktion. Doch bevor sie sich auf das musikalische Altenteil zurückzieht, träumt sie noch von der ein oder anderen großen Partie. „Ich hätte noch mal Lust auf Richard Strauss: Elektra oder Salome“, verrät Hesse. Aktuell konzentriert sie sich allerdings komplett auf die Großherzogin von Gerolstein, ehe danach sofort die Proben zu „Dancer in the Dark“ beginnen, wo sie die Selma geben wird.