Theater Hagen bekommt den geringsten Zuschuss in ganz NRW
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Hagen.. Das Theater Hagen ist die Bühne mit dem geringsten Zuschuss und einer der höchsten Platzauslastungen in ganz NRW. Doch das reicht offenbar nicht. Das Theater ist von der katastrophalen Finanzlage der Stadt Hagen betroffen.
Die Kulturfreunde der Region sind in großer Sorge um das Theater Hagen. Die beliebte Traditionsbühne weiß derzeit nicht, unter welchen finanziellen Rahmenbedingungen sie die nächste Spielzeit planen soll - dabei müssten Programme und Verträge längst unter Dach und Fach sein. Der Grund ist die katastrophale Finanzlage der Stadt Hagen.
Die Bühne erhielt eine neuerliche Sparauflage von 850.000 Euro - zwei Millionen Euro hat sie in den vergangenen fünf Jahren bereits eingespart. 500.000 Euro sollten durch die Umwandlung in eine gGmbH erwirtschaftet werden. Das wird möglich, da das Theater als städtisches Amt Dienste von der Stadt beziehen muss, die es in eigener Regie billiger leisten kann.
Kulturdezernent Thomas Huyeng hat Zweifel
Doch die Rechtsformänderung steht nun in Frage. Hagens neuer Kulturdezernent Thomas Huyeng meldet Zweifel an.
„Die 500.000 Euro sind an die Umwandlung in eine andere Rechtsform gekoppelt“, widerlegt er zwar Befürchtungen, selbst wenn aus der Rechtsformänderung nichts würde, müsste das Theater eine weitere halbe Million Euro liefern. „Diese ist nicht vom Tisch. Aber bevor ich nicht weiß, wo es hingeht, kann ich das Theater nicht in eine gGmbH überführen. Es scheint so zu sein, dass die gGmbH wirtschaftlich größere Vorteile bietet, aber auch die größeren Risiken, das Insolvenzrisiko.“
100 Jahre Theater Hagen
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Huyeng will mit Intendant Norbert Hilchenbach nach weiteren Einsparzielen suchen. Kommunen wie Mönchengladbach hätten mit einer Rechtsformänderung gute Erfahrungen gemacht, „aber der Druck der Wirtschaftlichkeit ist in Hagen größer.“
188.000 Gäste in der vergangenen Spielzeit
Intendant Hilchenbach konnte die Besucherzahlen der Bühne mit dem geringsten Zuschuss in ganz NRW und einer der höchsten Platzauslastungen noch einmal steigern. 188.000 Gäste haben in der vergangenen Spielzeit eine Vorstellung im Theater Hagen besucht; 3,4 Millionen Euro spielt das Haus ein.
Norbert Hilchenbach verweist darauf, dass ein Sparziel von 850.000 Euro ohne Rechtsformänderung nur mit tiefen Einschnitten zu leisten wäre. „Jegliche Stellenstreichungen sind - ebenso wie Spartenschließungen - mit gravierenden Programmänderungen verbunden. Die Rigidität, mit der da gerechnet wird, ist eine Milchmädchenrechnung, weil sich jede Änderung auf der Einnahmenseite gravierend bemerkbar machen wird. Das muss man gegenrechnen.“
Theaterbesucher stützen auch den lokalen Einzelhandel und die Gastronomie
Klaus Hacker, Vorsitzender des Theaterfördervereins, empört sich über die Gleichgültigkeit, mit der die Zukunft der Theatermitarbeiter verhandelt wird: „Es ist unerträglich, wenn bedenkenlos die Beschäftigungsverhältnisse im Theater aufs Spiel gesetzt werden.“
Gleichzeitig fürchtet die Hagener Wirtschaft Standort-Nachteile durch einen reduzierten Theaterbetrieb. Die Theaterbesucher stützen nicht zuletzt den lokalen Einzelhandel und die Gastronomie. In einer Kommune mit schwierigen Einwohnerstrukturen kann ein Bürgertheater die Mitte halten und die Ränder integrieren, wie das Theater Hagen seit über 100 Jahren vormacht.
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