Hagen. Der beste Verfahrensmechaniker-Azubi in der Hütten- und Halbzeugindustrie arbeitet bei der Firma CD Waelzholz in Hagen. Er heißt Arne Bischoff.

Die Firma C.D. Waelzholz (CDW) hat erstmals einen Azubi nach der Lehre nicht mit einem befristeten Vertrag übernommen, sondern ihm eine unbefristete Stelle gegeben. Der Grund dafür sind die herausragenden Leistungen, die Arne Bischoff (23) während seiner Ausbildung erbracht hat. Er hat die beste Abschlussprüfung aller Verfahrensmechaniker in der Hütten- und Halbzeugindustrie (Fachrichtung Stahlumformung) abgelegt – die beste Prüfung in ganz Deutschland. Dafür wurde er am Montag in Berlin ausgezeichnet. „So etwas hat es in unserem Hause noch nicht gegeben“, staunt selbst Marco Luciani, Ausbildungsleiter des renommierten Hagener Unternehmens.


Und das Wort von Luciani hat Gewicht, hat er doch schon ganze Legionen von Lehrlingen bei CDW betreut. Was Arne Bischoff vielen seiner Fachkollegen voraus hat, ist vielleicht nicht nur fachliche Kompetenz, sondern Leidenschaft. Er arbeitet nicht, er lebt seinen Beruf. „Sonst könnte ich diese Belastung nicht aushalten.“

Damit spielt er auf sein Verbundstudium an. Neben der Arbeit an der Walzmaschine studiert Bischoff Maschinenbau an der Fachhochschule Südwestfalen. Wenn seine Freunde abends ausgehen oder sich am Wochenende in Discos und Kneipen tummeln, sitzt er über seinen Büchern und büffelt. Im Februar 2021 will er den Bachelor of Engineering in der Tasche haben und sich damit für eine Führungsposition bei CDW empfehlen. „Deshalb haben wir ihn eingestellt“, sagt Luciani.

Firma übernimmt Studienkosten

Die Firma und ihr von der Deutschen Industrie- und Handelskammer dekorierter Mitarbeiter haben sich auf eine Partnerschaft verständigt. CDW unterstützt Bischoff und übernimmt 90 Prozent seiner Studienkosten. Im Gegenzug hat er schon als Azubi in seinem Arbeitsvertrag unterschrieben, nach dem Studium mindestens drei Jahre lang bei CDW zu bleiben. Ansonsten muss er für jeden Monat, den er das Unternehmen früher verlässt als vereinbart, eine Abstandssumme zahlen.

Aber Arne Bischoff hat gar nicht vor, CDW den Rücken zu kehren. Denn er fühlt sich wohl im Betrieb („Mir ist es wichtig, dass ich mit meinen Kollegen gut klarkomme“), und zudem bietet die weltweit operierende Firma zahlreiche Möglichkeiten, um Karriere zu machen. In seiner Freizeit, wenn er denn einmal Freizeit hat, unternimmt er etwas mit seiner Freundin oder schraubt an seinen beiden Motorrädern herum. Aber seine Tage sind klar strukturiert, er ist ein disziplinierter Mensch, in und außerhalb der Firma.

Aber was ist das überhaupt, ein Verfahrensmechaniker in der Hütten- und Halbzeugindustrie mit der Fachrichtung Stahlumformung, so eine geschwurbelte Berufsbezeichnung hört sich ja mehr nach Bürokratie denn nach Technik an. Und kann man solch eine Tätigkeit wirklich mit Leidenschaft ausüben? Man kann, sagt Arne Bischoff: „Und wenn ich vor einem kniffligen Problem stehe und es löse, dann bin ich auch ein bisschen stolz auf mich.“

Liebe zum Stahl

Die Liebe zum Stahl habe er von seinem Vater geerbt, der in der gleichen Branche tätig ist. Stahl sei ein faszinierendes Material, auch wenn das fertige Produkt, das die Maschine verlässt, vom Rohband bisweilen kaum zu unterscheiden sei, sagt er: „Und doch haben wir es verändert, seine Festigkeit, seine Geometrie, seine Dehnungsfähigkeit und seine Oberflächentoleranz.“

Bis zum Ende seines Studiums wird Arne Bischoff als Facharbeiter bei CDW an der Maschine stehen und als Eben-Noch-Stift von seinen Kollegen natürlich für alles verantwortlich gemacht, was schief geht. Aber das, sagt er, gehöre zum Humor in der Industrie dazu.