Hagen.. Die Engstellen auf den Autobahnen verleiten immer mehr Lkw-Fahrer, eine Abkürzung durch Hagen zu wählen. Auch Boelerheide ist betroffen.


Wenn er seinen Hund ausführt, hält Joachim Schmidt (66) bisweilen inne und schüttelt den Kopf über die Lastwagen, die an seinem Haus vorbei die Stormstraße hinaufkommen oder herabrollen. Die Stormstraße ist eigentlich eine reine Wohnstraße in Boelerheide, schwere Fahrzeuge haben hier nichts zu suchen. Und doch nimmt ihre Anzahl stetig zu, hat Schmidt regi­striert: „Vor allem die 40-Tonner schaffen es kaum um die Kurve und fahren über die Bürgersteige.“

Tatsächlich nutzen immer mehr Lkw-Fahrer die Wohngebiete in Boelerheide als Abkürzungen oder Ausweichstrecken. Zwar gibt es noch keine offiziellen Messungen seitens der Stadtverwaltung, doch im Rathaus ist das Problem bekannt. „Das gesamte Stadtgebiet wird inzwischen enorm durch Lkw-Verkehr belastet“, berichtet Stefanie Wiener vom Fachbereich Verkehr. „Und ich fürchte, die Situation wird sich zumindest in naher Zukunft nicht verbessern.“

Engpässe auf Autobahnen


Dass schwere Laster immer mehr Wohngebiete in Hagen unsicher machen, hat mehrere Gründe. Da sind zunächst die vielen Baustellen auf den Autobahnen 1 und 45, allen voran die gesperrte Anschlussstelle Haspe-Volmarstein (A1) und die Erneuerung der Talbrücken Kattenohl, Brunsbecke und Lennetal (A45).

Um diese Engpässe und zudem das häufig überlastete Westhofener Kreuz zu umfahren, lassen sich viele Brummifahrer von ihren Navigationsgeräten durch Hagen lotsen. Die meisten Fahrer nutzen jedoch nicht die speziellen Lkw-Navis, die anzeigen, welche Straßen für Laster gesperrt sind, sondern haben herkömmliche Pkw-Navis an Bord: „Weil die viel weniger kosten“, sagt Stefanie Wiener.

Mitten durch die Wohnquartiere

Sie führen die Fahrer aber eben auch mitten in die Wohnquartiere, deren Straßen für diese Art von Durchgangsverkehr überhaupt nicht ausgelegt sind. „Durch Boelerheide dürfte zum Beispiel überhaupt kein Lastwagen fahren“, sagt Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt. „Aber die Fahrer stellen einfach die kürzeste Route ein, die Anwohner müssen es ausbaden.“



Dabei ist es für Lastwagenfahrer nicht einfach, durch Hagen zu manövrieren. Viele Straßen und inzwischen 16 innerstädtische Brücken sind aus Gründen der Luftreinheit und der Sicherheit für den Schwerlastverkehr gesperrt. „Hagen mit dem Laster zu durchfahren gleich einem Roulettespiel“, sagt Verkehrsexpertin Wiener. Doch das hat sich unter den Spediteuren offenbar nicht herumgesprochen, im Gegenteil: „Ich fürchte, das werden wir nicht in den Griff bekommen.“

Laster stecken häufig fest

Umleitungsempfehlungen wirken daher wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Insgesamt 40 Schilder sorgen dafür, dass kein Lastwagen die von Spannungsrissen beschädigte Fuhrparkbrücke mehr befährt. Eine ähnliche Anzahl von Schildern soll demnächst für eine Umleitung des Tückings, auf dem in schöner Regelmäßigkeit schwere Laster feststecken, aufgestellt werden. Und auch den vom Schwerlastverkehr betroffenen Menschen in Fley soll geholfen werden, indem der Verkehr über die Pappel- statt Knippschildstraße ins Lennetal geleitet wird.

Auch die Politik hat sich der Thematik angenommen. Schon im vergangenen Jahr untermauerte eine von der CDU angestoßene Zählung, dass hunderte Speditionen mit ihren schweren Lastern Hagen als Transitstrecke zwischen den Autobahnen 1, 45 und 46 missbrauchen. Demnächst wird sich der Umweltausschuss mit dem Problem befassen. Dann geht es u.a. darum, ob ein Durchfahrtverbot für Schwertransporter zwischen den Autobahnen in Hagen durchsetzbar ist.