Fröndenberg. Seit 2020 ist Sabina Müller bereits Bürgermeisterin in Fröndenberg. Im Gespräch mit der WP äußert sie sich zu ihren weiteren Plänen.

„Von Amtsmüdigkeit, eine neue Richtung einschlagen oder etwas Anderes starten kann keine Rede sein“, zeigt sich Fröndenbergs Bürgermeisterin Sabina Müller gleich zu Beginn eines Gesprächs mit der WP-Redaktion energisch. „Natürlich denke ich über eine weitere Kandidatur nach. Ein Entschluss ist zwar offiziell noch nicht verkündet, aber es ist schon mehr als eine Tendenz, schließlich macht mir die Arbeit in und für die Stadt riesigen Spaß. Außerdem haben wir einiges in Gang gesetzt, da möchte ich natürlich das positive Resultat sehen.“

Christkindelmarkt Fröndenberg
Auch die Eröffnung des Christkindelmarktes in Fröndenberg unter den strengen Augen des Nikolaus gehört zu den Pflichten von Bürgermeisterin Sabina Müller. © WP Menden | Peter Benedickt

Rückblickend gesteht die Amtsinhaberin, dass jedes einzelne der Jahre auf seine Art besonders war: „Es gibt keine Rangfolge oder ähnliches – immer waren da Ausnahmesituationen, die so bis dahin noch nie vorgekommen waren. Es begann mit der Corona-Pandemie, dann folgten der Starkregen, die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und zuletzt der Cyberangriff.“

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Gute Vorsätze, beispielsweise zum Jahreswechsel, fasst Sabina Müller nicht. Sie lacht: „Die halten doch sowieso nur bis Karneval, ich nehme das Leben eher so, wie es ist.“ Die gebürtige Dortmunderin hat keinen Wahlspruch, aber aus ihrer Zeit im Leistungssport nahm sie eine hohe Motivation und einen starken Teamgeist mit in das Rathaus.

Probleme ziehen weite Kreise

Besonders belastet hat Sabina Müller nicht nur als Bürgermeisterin, sondern auch als berufstätige Mutter von drei Kindern, die Situation junger Familien: „Ich habe in vielen Gesprächen erlebt, dass unsere Kita und die Familien, die auf sie angewiesen sind, nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll.“ Die Probleme zögen weite Kreise in die Gesellschaft hinein: Fachkräftemangel, steigende Sachkosten, vereinbarte Tariferhöhungen führten zu steigenden Kita-Beitragen und OGS-Gebühren. Der Bürgermeisterin geht es darum, Schließungen zu verhindern und es den Trägern zu ermöglichen, die Mitarbeitenden angemessen zu entlohnen: „Die jungen Familien brauchen eine verlässliche Kinderbetreuung.“ Zudem bedauert sie, dass sich die Ruhrstadt nun doch nicht an der IGA 2027 beteiligt. Das hätte sie gern anders gesehen, denn es sei eine gute Chance zur Aufwertung des Geländes zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Himmelmannpark gewesen.

„Von Amtsmüdigkeit, eine neue Richtung einschlagen oder etwas Anderes starten, kann keine Rede sein.“

Sabina Müller
Bürgermeisterin

Gefreut hat sich die Rathaus-Chefin im letzten Jahr über die Spatenstiche für die neuen Feuerwehr-Gerätehäuser in Stentrop und Ostbüren. „Die Freiwillige Feuerwehr Fröndenberg befindet sich in einem umfassenden Umstrukturierungsprozess, der ihr viel abverlangt. Nach langen Jahren der Planung und Abstimmung ist die Umsetzung der baulichen Voraussetzungen ein wichtiges Signal.“ Auch dass sich inzwischen ein vielversprechender Investor für Haus Schoppe gefunden hat, wird positiv bewertet: „Das vorliegende Konzept bringt eine gute Zukunftsperspektive für das Gebäude, den Schoppenturm und neuen Schwung in das Quartier.“

Eine Radwegeverbindung nach Ardey

Weiterverfolgen wird Bürgermeisterin Sabina Müller zudem das Thema Radwege, denn diese liegen ihr ebenfalls am Herzen. „Ich hatte 2024 einen neuen Antrag auf Verlegung des Ruhrtalradweges an die Ruhr gestellt, leider hat der Kreis abgelehnt.“ Außerdem macht sie sich für eine Radwegeverbindung nach Ardey stark: „Da bleibe ich dran.“

Bürgermeisterin Sabina Müller
Fröndenbergs Bürgermeisterin Sabina Müller, seit 2020 im Amt, an ihrem Arbeitsplatz im Rathaus. © WP Menden | Peter Benedickt

Als sie ihre Arbeit im Rathaus aufnahm, galten strenge Corona-Regeln inklusive Kontaktverbot. Es wurden digitale Wege gesucht, um weiterhin die Bürgerinnen und Bürger mit wichtigen Informationen zu versorgen. Seit 2021 ist die Stadt in den Sozialen Medien präsent – der Beginn einer Erfolgsgeschichte, denn die Userzahlen steigen kontinuierlich. „Es ist mir wichtig, die Stadtverwaltung modern, bürgernah und -freundlich aufzustellen“, bekräftigt Sabina Müller. „Die neue Homepage gehört dazu, deshalb setzen wir die Digitalisierung fort.“ Damals wurden die Bürgersprechstunden telefonisch und online angeboten, nach Corona ging es hautnah in den Stadtteilen, etwa in einem Feuerwehrgerätehaus, in einer Schützenhalle oder einem Gemeindehaus weiter.

Bürgermeisterin Sabina Müller
Sabina Müller ist nicht nur Bürgermeisterin, sondern auch nach bestandener Prüfung Standesbeamte. © WP Menden | Peter Benedickt

Im Gedächtnis bleiben Sabina Müller die Begegnung mit dem bekannten Künstler Professor Rolf Escher und die Ausstellung seiner Werke. Passend zum 25-jährigen Bestehen des Kettenschmiedemuseums betrat die Stadt dabei, genau wie der Maler, Neuland. Als gemeinsames Projekt mit dem Förderverein Kulturzentrum wurden erstmalig drei völlig verschiedene Orten mit völlig verschiedenem Ambiente zu einer einzigen Ausstellung verbunden: das Westfälische Kettenschmiedemuseum, die Rathausgalerie und die Stadtbücherei. Für die Fördervereinsmitglieder ein Ausdruck besonderer Wertschätzung: „Sie schufen im Herzen unserer Stadt einen Ort lebender Geschichte, einen modernen Lernort, einen außergewöhnlichen Trauort, einen Ort für Ausstellungen und Feiern, dessen Flair Besucher und Künstler gleichermaßen inspiriert, denn Rolf Escher hatte zwei der gezeigten Werke direkt im Museum gezeichnet, beide Bilder sind heute als Dauerleihgabe zu sehen.“

„Das Recht der kommunalen Selbstverwaltung darf nicht ausgehöhlt werden“

Sabina Müller
Bürgermeisterin

Die Hände werden nicht stillgehalten, verspricht die Bürgermeisterin: „An den begonnenen Projekten arbeiten wir weiter. In Stentrop und Osdtbüren werden wir Richtfest feiern, die Innenstadtsanierung wird abgeschlossen, der An- und Umbau der Overbergschule eingeweiht, der neue naturwissenschaftliche Bereich des GSF ebenfalls.“

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Umsetzung des Starkregenrisikomanagement geht weiter

Nach den Krisen der vergangenen Jahre musste Sabina Müller erkennen, dass die größten Probleme die sind, die ohne Vorwarnung auf die Stadt zukommen. Um die Kommune krisenfest aufzustellen, wurde ein Krisenstab (SAE) gebildet, zudem wird die Umsetzung des Starkregenrisikomanagements fortgesetzt. Außerdem ist die mangelnde finanzielle Ausstattung der Kommunen eine Thematik, die nicht nur Fröndenberg betrifft und bei der dringend eine strukturelle Änderung benötigt wird: „Das Recht der kommunalen Selbstverwaltung darf nicht ausgehöhlt werden.“

Bürgermeisterin Sabina Müller
Die angenehmen Seiten einer Bürgermeisterin: Die Eröffnung des Bruayplatzes nach der Umgestaltung. Sabina Müller (rechts) freute sich mit allen Organisatoren der Feierlichkeiten. © WP Menden | Peter Benedickt

Für die Nöte und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger hat die Rathaus-Chefin weiterhin ein offenes Ohr: „In vielen Gesprächen zeigt sich eine allgemeine Verunsicherung, die Schreckensnachrichten aus aller Welt, die steigenden finanziellen Belastungen, all das bewegt die Menschen und sie erwarten zu Recht Lösungen – statt endlosem Streit – von der Politik.“

„Es ist mir ein Anliegen, dass sich alle Generationen hier wohl fühlen“

Sabina Müller
Bürgermeisterin

Sabina Müller: „ Ich setze mich seit meiner Zeit im Schulausschuss für den Ausbau und eine sehr gute Ausstattung in den Fröndenberger Schulen ein, denn Kinder sind unsere Zukunft. Außerdem ist der Übergang von der Schule in den Beruf ein wichtiger Meilenstein, bei dem wir die Familien unterstützen. Fröndenberg ist eine familienfreundliche Stadt und soll es auch in Zukunft bleiben.“

Und weiter: „Es ist mir ein Anliegen, dass sich alle Generationen hier wohl fühlen. Dazu gehört, dass wir die Barrierefreiheit weiter vorantreiben. Bisher ist das Rathaus nicht in allen Bereichen barrierefrei, das werden wir mit dem geplanten Zwischenbau ändern. Wir haben in Fröndenberg viele Vereine, die die unterschiedlichsten Aktivitäten anbieten. Es gibt ein buntes kulturelles Angebot, viele gute Nachbarschaften, die sich unterstützen, eine starle Zivilgesellschaft, die sich für die Demokratie stark macht, alles gute Gründe, mit Optimismus auf 2025 zu schauen.“