Kreis Unna. Es sind Vorbereitungen auf den Ernstfall. Im Kreis Unna will man in Sachen Katastrophenschutz auf möglichst alles vorbereitet sein.

Fröndenberg ist seit Jahren katastrophenerprobt: Corona-Pandemie und Starkregenereignisse haben die Ruhrstadt verändert. Doch Katastrophenfälle werden mittlerweile auf höheren Ebenen diskutiert. Im Kreis Unna will man vorbereitet sein. Erstmals hat der Kreistag kurz vor der Jahreswende einen sogenannten Katastrophenschutzbedarfsplan aufgelegt - und geht damit auf Ernstfälle ein: vom Blackout oder großangelegten Cyberangriff bis hin zu Naturgewalten.

Zwölf Szenarien - und ihre Auswirkungen

Insgesamt zwölf Szenarien spielt der Kreis Unna im Katastrophenschutzbedarfsplan durch. Kreisverwaltung und Kommunen wollen und sollen vorbereitet sein. Doch damit im Ernstfall die richtigen Schlüsse gezogen werden können, gilt es, gewisse Voraussetzungen zu beachten. Starkregenereignisse etwa sind im südlichen Kreisgebiet, vor allem in Fröndenberg, eher ein Problem als in Selm oder Werne. Teil des Katastrophenschutzplans sind dazu nicht nur Dinge wie Einwohner, sondern auch Stromtrassen, Straßen, Stauanlagen, Krankenhäuser oder Höhenunterschiede im Gelände. „Daraus haben wir mögliche Gefahrenlagen abgeleitet und mit den Beteiligten im Katastrophen- und Bevölkerungsschutz im Kreisgebiet in Workshops bearbeitet“, so Fachbereichsleiter und Kreisbrandmeister Martin Weber.

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Herausgekommen ist ein über 170-seitiges Dokument, das alle Kennzahlen und Ausstattungen der Kommunen darstellt - aber auch zwölf verschiedene Szenarien durchspielt: Stromausfall, Hitzewelle, Cyberangriff, Unwetter, Großbrände, Hochwasser, Versorgungsmangellage (Gas), Pandemie, Tierseuche, Gefahrstoffe, Terroranschläge oder Betreuungslagen, also die rasche Unterbringung von Menschen wie zu Beginn der Flüchtlingskrise 2015. Einige der Ereignisse sind in Fröndenberg derweil nicht unbekannt. In Hochzeiten der Corona-Pandemie bahnte sich das Virus seinen Weg ins Schmallenbach-Haus; im Juli 2021 zog eine Unwetterzelle über die Ruhrstadt, die weite Teile überflutete - und mit dem Hackerangriff auf den IT-Dienstleister SIT (Südwestfalen-IT) waren digitale Auswirkungen ebenfalls in Fröndenberg sichtbar.

Ausgangslage: Stromausfall legt Kreis Unna lahm

Doch was bedeutet das umfangreiche Papier nun für den Ernstfall? Anhand eines großflächigen Stromausfalls stellt der Kreis vor, was im Bedarfsplan geregelt ist: Ist die Trinkwasserversorgung sichergestellt? Wie lange können Krankenhäuser weiterbetrieben werden? Woher kommt der Kraftstoff für die Einsatzfahrzeuge? Können Supermärkte noch mit Lebensmitteln versorgt werden? Mit welchen Schäden und Problemen ist bei der Bevölkerung zu rechnen? Der Kreistag hat mit der einstimmigen Verabschiedung des Katastrophenschutzbedarfsplans im Dezember 2024 definiert, „welches Sicherheitsniveau für den Katastrophenschutz in der Laufzeit der kommenden fünf Jahre erarbeitet werden soll“.

„Der Plan zeigt, dass es richtig und wichtig ist, dass wir den Blick auf den Bevölkerungsschutz legen.“

Mario Löhr
Landrat

Aus den Szenarien sind organisatorische, aber teilweise auch technische Bedarfe wie Fahrzeuge und Einsatzmittel abgeleitet, um zukünftig gut auf diese für das Kreisgebiet realistischen Einsatzlagen zum Schutz der Bevölkerung und Infrastruktur vorbereitet zu sein. Beispielsweise muss ein Notstromkonzept erarbeitet werden, ein Treibstoffkonzept, die Kommunikationswege müssen klar und definiert sein, es müssen Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden und Anlaufstellen für die Bevölkerung. Manches gibt es schon, an weiterem muss gearbeitet werden. Das Fröndenberger Starkregenereignis aus dem Jahr 2021 dient gar als Beispiel: „Im Szenarioworkshop griffen die Experten auf dieses Ereignis zurück, um notwendige Maßnahmen zu verdeutlichen“, heißt es dazu im Bedarfsplan. Gleichwohl: Trotz aller Vorbereitungen und Planungen könne es „immer zu Ereignissen kommen, auf die die Gefahrenabwehr nicht vorbereitet ist“. Für das Starkregenereignis listet der Bedarfsplan dafür etwa zu enge Abwasserrohre oder verstopfte Gitter auf. „Dies führt dazu, dass sich das Gewässer verlegt und nicht mehr im vorherigen Bett verläuft. Deshalb wurden Ortsteile und Gebäude geflutet, wo keine Gefahr angenommen worden war.“

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Doch rundum abgeschlossen ist die Vorbereitung auf den Ernstfall im Kreis Unna damit noch längst nicht. Mehr noch: In einigen Teilen offenbart der Bedarfsplan gar Nachholbedarf. Dazu zählen unter anderem ein größeres Gefahrenabwehrzentrum, mehr Personal, mehr Fahrzeuge oder Material. „Der Plan zeigt, dass es richtig und wichtig ist, dass wir den Blick auf den Bevölkerungsschutz legen“, so Landrat Mario Löhr (SPD). „Richtig war es auch, einen eigenen Fachbereich dafür zu gründen und alle Strukturen unter die Lupe zu nehmen. Ich will da am Ball bleiben und den Kreis Unna für die Zukunft gut aufgestellt wissen.“