Fröndenberg. Die Stadt Fröndenberg hat Risiken und Gefahrenlagen in Bezug auf Starkregenereignisse berechnen lassen. Besonders in den Fokus rückt nun Dellwig.

Alle hoffen, dass es nicht dazu kommt, aber was würde passieren bei einem weiteren Starkregen in Fröndenberg? Die Stadt hat Risiken und Gefahrenlagen berechnen lassen. Das Ergebnis mag vielleicht überraschen.

Starkregen sorgt in Fröndenberg 2021 und 2023 für massive Schäden

Die Unwetter mit Starkregen aus den Sommern 2021 und 2023 sind weiter in unguter Erinnerung in Fröndenberg. Schwere Schäden gab es überall in der Stadt im Juli 2021, gleich mehrfach überflutete Häuser im Ruhrtal, oberhalb von Westick drohte ein Damm zu brechen. Hunderte Menschen wurden zur Sicherheit evakuiert. Mehrmals lief das Löhnbad voll, was 2021 ein frühzeitiges Saisonende bedeutete. Und das Altenheim Haus Löhnbachtal wurde nach der Überflutung gar nicht wieder in Stand gesetzt und blieb geschlossen. Im Mai 2023 kam wieder das Wasser, dieses Mal mit nicht so ganz gravierenden Folgen. Eine Begutachtung des Risikos von Starkregen hatte die Stadt Fröndenberg schon vor den heftigen Unwettern in Auftrag gegeben. Die Dringlichkeit war durch die Ereignisse nur weiter unterstrichen worden.

Das Konzept entsteht derweil Schritt für Schritt, immer wieder lassen sich Verwaltung und Politik auf den neuesten Stand bringen, so jetzt auch kürzlich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt. Erneut war Detlev Rieger von der Lippe Wassertechnik GmbH nach Frönenberg gekommen. Und er lieferte am Ende auch eine Prioritätenliste für Maßnahmen in der Stadt. Nicht die Innenstadt oder das Ruhrtal im Osten stehen darauf ganz oben, sondern ein Stadtteil der durchaus auch heftig vom Starkregen getroffen wurde, besonders im Juli 2021: Es ist Dellwig. „Hier befinden sich die meisten Flächen mit hohem Risiko“, erklärte Detlev Rieger. „Hier lohnen sich Maßnahmen am ehesten, weil damit die größte Fläche geschützt werden kann."

Hochwasser ausgeklammert: Untersuchung mit Fokus auf Starkregen

Rieger und seine Mitstreiter haben untersucht, was bei welcher Heftigkeit und Dauer von Niederschlägen in der Stadt passiert, wo sich besonders viel Wasser sammelt, wo es mit welcher Tiefe und Geschwindigkeit strömt. Wichtig: Von Hochwassergefahr, die möglicherweise von der Ruhr ausgeht, handeln diese Gutachten und Berechnungen nicht. Es geht um Starkregen und seine Auswirkungen in der Fläche sowie auf die kleinen Bäche der Stadt.

+++ Auch lesenswert: Wiederaufbau nach Starkregen in Fröndenberg: Geldsegen angekündigt +++

Aus der ersten Gefahrenkarte, so erklärte Detlev Rieger, entstanden dann Risikoabschätzungen für das ganze Stadtgebiet, aufgeteilt auf 20 Cluster. Bewertet wurden dabei zum Beispiel auch Punkte mit größerer Sensibilität wie Kindergärten, Altenheime, kritische Infrastruktur wie Feuerwehrgebäude. Kritisch in Dellwig sieht Rieger konkret zum Beispiel die Straßen Im Höfchen und den Totenweg, die im Fall des Falles viel Wasser ins Dorf leiten würden. Deshalb die Empfehlung: Zwei neue Rückhaltebecken oberhalb Dellwigs sollen den Ortsteil besser schützen. Hier wie an einigen anderen Stellen sollten Straßengräben ertüchtigt und besser in Schuss gehalten werden, um mehr Wasser aufnehmen zu können.

Straßenmitte leicht absenken: Wasser schneller ableiten

Generell beim Straßenneubau empfiehlt Detlev Rieger die Straßenmitte etwas abzusenken und nicht die Ränder. So werde durchfließendes Wasser nicht an den Rand und damit womöglich in die Wohnhäuser geleitet.

Auf dem zweiten Platz der Prioritätenliste steht der Bereich Wiesengrund/Löhnbach. Auch hier soll ein neues, großes Rückhaltebecken oberhalb des Freibades helfen. Davon würden auch direkt das Jägertal und Teile Westicks entlang des Löhnbachs profitieren. Neue Rückhaltebecken sollten nach dieser Untersuchung auch oberhalb von Ostbüren oder in Palz und Ruhrtal gebaut werden.

+++ Lesenswert: Größere Kanäle für Fröndenberg – Angst vor Starkregen bleibt +++

Die Liste enthalte Vorschläge, aber noch keine bautechnischen Planungen für die einzelnen Maßnahmen, wie es auch in der Beschlussvorlage für die Ausschusssitzung hieß. „So, dass die üblichen Verfahren zur Planung einer baulichen Anlage noch durchzuführen sind.“ Die Fraktionen signalisierten, den schriftlichen Abschlussbericht gründlich durcharbeiten zu wollen. Dann könnten Politik und Verwaltung über die vorgeschlagenen Maßnahmen entscheiden.

Bodenerosion ist Problem: Landwirte können helfen

Grundsätzlich hatte Detlev Rieger dargestellt, dass in Fröndenberg auch Bodenerosion auf den landwirtschaftlichen Flächen zur erhöhten Gefahr durch Starkregen beitrage. Landwirte könnten dadurch zum Schutz beitragen, dass sie Ackerfurchen entlang der Höhenlinie auf ihren Feldern ziehen – und nicht bergab. Letzteres erlaube dem Wasser, mit hoher Geschwindigkeit abzufließen. Genauso sei aber jeder Anwohner gefragt, durch Schutz seines Eigentums, seiner Gebäude, etwa durch Rückstausicherung.