Bausenhagen. Weihnachten ganz ursprünglich: Das fasziniert Thekla und Martin Becker seit jeher. In ihrer Antikdeele kann man nun in diese Welt eintauchen.
Grün gestrichenes Holz, kunstvoll-filigrane Malerei auf den Türen und auch die Schlüssel und Schlösser strahlen den Glanz vergangener Zeiten aus. Keine Frage, dieser Schrank ist ein Blickfang. Es ist ein typischer Bauernschrank aus dem österreichischen Bundesland Tirol, um etwa 1820 gefertigt, also gut 200 Jahre alt. Martin und Thekla Becker, die in Bausenhagen ihre Antikdeele betreiben und mit meist über 100 Jahre alten Möbeln handeln, fiel dieser Schrank vor wenigen Wochen eher zufällig in die Hände. Aber das setzte sofort das Gedankenkarussell in Gang. Es ist nicht nur die Freude am Weihnachtsfest und an der Alpenregion, auch die Leidenschaft nicht nur für alte Möbel, sondern auch für alte Traditionen, die die Beckers in den vergangenen Wochen in einem Teil der Ausstellungsräume an einem Herzensprojekt arbeiten ließ: eine antike Bergweihnachtsstube. Geöffnet wird sie an den drei Tagen nach Weihnachten sein.
„Wir haben immer schon eine große Affinität zu den Bergen.“
Der Tiroler Bauernschrank nimmt darin natürlich einen wichtigen Platz ein. Aber es gibt noch mehr, etwa einen Jogltisch. Rustikal ist dieser, der früher im bäuerlichen Leben eine wichtige Rolle einnahm, ja das Zentrum des Familienlebens darstellte. Deshalb ist er meist ausziehbar, hat Schubladen unter der Tischplatte und vor allem eine Holzleiste am Boden: nicht nur um die Füße vor der Kälte des Fußbodens zu schützen, sondern auch, um darauf zum Gebet niederzuknien. Weiterhin gibt es in der Bergweihnachtsstube Holzstühle mit eingeschnitzten Herzen, eine Krippe - natürlich auch Handarbeit - und weitere Gebrauchsgegenstände wie Krüge, Wanderstock und -rucksack, Skier und Schlitten aus Holz.
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„Wir haben immer schon eine große Affinität zu den Bergen“, erzählen Thekla und Martin Becker. Deshalb war es auch gar keine Frage, in welche Region sich ihr Blick auf das Weihnachtsfest in der guten alten Zeit richtet. Die Gegenstände außer dem kürzlich erworbenen Bauernschrank haben sie aus ihrem eigene Fundus zusammengetragen. Die meisten sind um die 100 Jahre alt. Und der Weihnachtsbaum ist eine schlichte Fichte, keine Nordmanntanne.
Weihnachten schon in den Alpen verbracht
Weihnachten haben die Beckers auch schon in den Alpen verbracht, in Tirol, und fasziniert die auf den ersten Blick uralt anmutenden Bräuche wahrgenommen. „Dort ist es ursprünglicher“, erzählt Martin Becker. Weniger Glitzer und Tand als auf einem Weihnachtsmarkt in der Großstadt. „Und auch irgendwie ernsthafter“, ergänzt Thekla Becker. Meint sie auch mit Blick auf den Glauben und die christliche Erzählung von Jesu Geburt.
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Zumindest an Weihnachten sei der Besuch der Christmette, also des nächtlichen Weihnachtsgottesdienstes, dort absolut selbstverständlich. Bei einem ihrer Weihnachtsurlaube war es an Heiligabend minus 17 Grad kalt und die Kirche nicht geheizt. Trotzdem, so erinnern sich die beiden grinsend, wären sie wohl die einzigen im Dorf gewesen, die deshalb auf den Kirchbesuch verzichtet hätten. In ihrer Bergweihnachtsstube liegt deshalb auch ein altes Gesangbuch aus. Und weitere Bücher, die einen weiter in diese besondere Stimmung einsteigen lassen.
„Die bäuerliche Stube war eben karg.“
Eine andere alpenländische Tradition sind die Rauhnächte und das Räuchern. „Das kennt man bei uns ja auch fast gar nicht“, sagt Martin Becker. „Aber in den Bergen leben die Menschen das richtig.“ Selbst in ihrem Hotel sei geräuchert worden. Und bei der Percht erschrecken sich die Menschen gegenseitig mit grausam anmutenden Masken. Was Thekla Becker fasziniert: Selbst im kleinsten Dorf steht eine Krippe mit lebensgroßen Figuren. „Und trotzdem ist alles auch schlichter.“ Auf den Weihnachtsmärkten gäbe es viele Handwerker. „Und nicht so Massenware und Ramsch wie bei uns.“ Das bäuerliche Leben zeige sich natürlich auch im Wohnhaus und jetzt speziell in der Weihnachtsstube, mit wenig Schnörkel und Glitzer. Martin Becker: „Die bäuerliche Stube war eben karg.“ Und dennoch strahlt sie gerade zum Weihnachtsfest heimeligen Charme aus.
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Bratapfelpunsch aus Österreich und Spritzgebäck aus Hemmerde
Bewundern kann man die Bergweihnachtsstube nun am Freitag, 27. Dezember, von 11 bis 18 Uhr, Samstag von 11 bis 17 Uhr und Sonntag von 13 bis 17 Uhr in der Antikdeele in Bausenhagen (Hellkammer 1). Wegen der Inventur am Jahresende gibt es auch auf einige Möbelstücke Rabatt, am Sonntag ist aber keine Beratung und Verkauf. Und dabei ist auch für das berühmte leibliche Wohl gesorgt, und zwar auch nicht mit irgendwas. Aus Österreich haben Beckers Bratapfelpunsch besorgt. Und Dirk Stricker mit seiner Dorfbäckerei aus Unna-Hemmerde kommt vorbei mit weihnachtlichem Gebäck: Spritzgebäck und Spekulatius, in alten Formen von Hand gebacken. „Das ist schließlich unser ältestes Weihnachtsgebäck“, betont Thekla Becker.
Die Feiertage zuvor gehören nun erstmal ihren Kindern und Enkelkindern. Aber klar ist den beiden auch: „Wir wollen Weihnachten auch mal wieder in den Bergen verbringen.“