Fröndenberg. Cannabis im Couchtisch, Ecstasy im Eckschrank, Amphetamine zwischen tiefgefrorenen Erbsen und Lachs: Ein Fröndenberger hat dafür Erklärungen.

Als im Juni 2024 die Polizei vor der Tür eines Fröndenbergers steht, ist der zunächst irritiert. Mit einem Durchsuchungsbeschluss im Gepäck sind die Beamten auf der Suche nach Drogen - und werden fündig. Zwischen Tiefkühlkost tauchen Amphetamine auf, im Couchtisch finden die Ermittler Cannabis. Doch für seine Entspannungsmittel präsentiert der 53-Jährige am Amtsgericht Unna einige Erklärungen.

Eine Hausdurchsuchung binnen 42 Minuten

42 Minuten braucht die Polizei am 13. Juni 2024, um das auszuführen, was ein Richter zuvor freigegeben hat: eine Hausdurchsuchung in Fröndenberg. In der Zeit, in der Beamte die Wohnung des 53 Jahre alten Fröndenbergers durchkämmen, macht der keine Umschweife, sie zu den Drogenverstecken zu führen. Ein Couchtisch voller Cannabis, ein paar Ecstasy-Pillen direkt daneben - und Amphetamine im Tiefkühlschrank. Doch was zunächst nach Eigenbedarf aussieht, macht auf die Ermittler vor Ort schnell einen anderen Eindruck, als sie eine Feinwaage und mehrere tausend Druckverschlusstütchen finden.

„Die habe ich lange gesammelt, weil wir auf ein dreitägiges Festival fahren wollten. Drei Tage vor dem Festival hab‘ ich mir aber die Kniescheibe gebrochen.“

Angeklagter
über sein Drogenversteck

Am Amtsgericht Unna räumt der 53-Jährige die Vorwürfe allesamt ein - und liefert gleich Begründungen für seinen Drogenbesitz. Gut 20 Jahre lang habe er Cannabis abgeschworen, seit der Geburt seiner Tochter 2001, wie er sagt. Ein Wirbelsäulenschaden und Probleme am Handgelenk hätten ihn allerdings vor gut einem Jahr wieder dazu gebracht, Marihuana zu konsumieren. Ohnehin sind Besitz und Konsum seit April 2024 legal, also eigentlich nicht von Belang. „Das ist mir bei der Durchsuchung auch schnell wiedergegeben worden.“ Erst in Verbindung mit Tütchen und Waage hätten die Beamten vor Ort dann anders entschieden: Handeltreiben. Dabei wolle er mit dem Cannabis eigentlich nur schwerere Medikamente vermeiden. Statt abends das vom Arzt verschriebene Opioid Tilidin zu nehmen, „rauche ich lieber mal nen‘ Joint. Ich nehme schon genug Tabletten gegen die Schmerzen“. Richter Jörn Granseuer zeigt sich irritiert: „Aber ihr Arzt hat ihnen kein Cannabis verschrieben.

Die Ecstasy-Pillen hingegen habe er für ein nettes Wochenende mit Freunden gehortet. „Die habe ich lange gesammelt, weil wir auf ein dreitägiges Festival fahren wollten. Drei Tage vor dem Festival hab‘ ich mir aber die Kniescheibe gebrochen“, erklärt der Fröndenberger vor Gericht. Seitdem seien die Tabletten regelrecht in einer Dose verstaubt. Zum Amphetamin in der Tiefkühltruhe habe der Angeklagte die Beamten sogar selbst geführt. Und auch dafür hat der 53-Jährige eine Erklärung: „Ich bin Mitglied in einem Dartclub und wenn wir da mal eine Nacht durchzechen, nehme ich mal was.

Geldstrafe für Drogen-Sammelsurium

Unterm Strich habe er sein „Sammelsurium an Drogen“, wie der Fröndenberger zugibt, über mehrere Jahre gehortet. Dass bei der Durchsuchung dann aber auch tausende Druckverschlusstütchen autauchen, habe einen ebenso einfachen Grund: Eine Bekannte habe in einer Fabrik gearbeitet, die die Tütchen herstellt. „Bei mir liegt eigentlich in jeder Schublade ein Tütchen mit Zeug rum“, sagt der Fröndenberger. Damit spricht er vor allem auf Kleinteile wie Schrauben an; in seiner Freizeit tüftle der Arbeitslose gerne an Handys herum. Damit die Schräubchen nicht verloren gehen, wandern sie in die Tütchen.

Dass die Polizei im Juni 2024 überhaupt vor der Tür gestanden habe, sei derweil auf einen anonymen Hinweis zurückzuführen, so der Verteidiger des 53-Jährigen. „Er hat nicht versucht, sich rauszureden.“ Zudem seien die Erklärungen zu Besitz und Konsum nachvollziehbar. Eine Bewertung, bei der sich die Staatsanwaltschaft anschließt. Schlussendlich ist das Handeltreiben für Richter Granseuer vom Tisch und er verhängt eine Geldstrafe in Höhe von 300 Euro. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.