Fröndenberg. Um seine Geldprobleme zu lösen, steigt ein 53-Jähriger ins Drogengeschäft ein. Nun findet sich der Fröndenberger auf der Anklagebank wieder.

Weil ein Fröndenberger deutlich zu schnell in Menden unterwegs war, ist der Polizei ein zufälliger Schlag gegen einen mutmaßlichen Drogendealer gelungen. Am Landgericht Arnsberg zeigt sich der 53-jährige Fröndenberger voll geständig. Doch es bleiben Fragen offen. Die Hintergründe.

Verkehrskontrolle führt zur Festnahme

Februar 2024: Ein Wagen braust die Fröndenberger Straße entlang, biegt in die Bahnhofstraße in Bösperde ein. Erst vor dem Firmengelände von OBO Bettermann können Polizeibeamte das Fahrzeug stoppen. Was eigentlich als allgemeine Verkehrskontrolle gedacht war, entpuppt sich schnell als Schlag gegen einen mutmaßlichen Fröndenberger Drogendealer. Bei der Kontrolle schlägt einem Polizisten sofort ein leichter Cannabisgeruch entgegen. Hinter dem Fahrersitz taucht bei der Durchsuchung schließlich ein Rucksack auf, in dem Kokain, Haschisch und Cannabis stecken. Im Kofferraum stapeln sich kleine Zip-Tütchen, die augenscheinlich zur Portionierung dienen sollten. Bei der Hausdurchsuchung stößt die Polizei auf insgesamt rund ein Kilogramm Cannabis. „Das alles war als Einnahmequelle von erheblicher Dauer vorgesehen“, heißt es dazu in der Anklageschrift.

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Seit der Verkehrskontrolle sitzt ein 53 Jahre alter Fröndenberger nun in der JVA Hagen ein. Zu Prozessbeginn am Landgericht Arnsberg räumt der Angeklagte die Vorwürfe weitgehend ein. Einzig eine Einschränkung macht er: Ein Messer, das ebenfalls im Rucksack war, habe nicht zur Verteidigung seiner Ware, sondern der Zerteilung von Haschischblöcken gedient. Ein Einschub, der später erhebliche Folgen haben könnte. Denn das bewaffnete Handeltreiben ruft deutlich schärfere Strafen auf den Plan.

„Wenn das Glücksspiel so eine große Einnahmequelle ist, erschließt es sich mir nicht, wieso man noch Drogen verkauft.“

Staatsanwältin
über die Einnahmequellen des Angeklagten

Dabei hätte alles anders laufen sollen, wie der Verteidiger in einer Erklärung verliest. Mit der nahenden Legalisierung habe sein Mandant sogar geplant, selber Cannabis anzubauen. Doch persönliche Schicksalsschläge hätten unterm Strich dazu geführt, dass der gelernte Handwerker ins Drogengeschäft eingestiegen ist. Nach Stationen in verschiedenen Firmen und der Bundeswehr versuchte er sein Glück mit einem eigenen Laden. „Ich habe viel gearbeitet und versucht, alles am Laufen zu halten“, erklärt der Verteidiger stellvertretend. Irgendwann habe sein Mandant zu Amphetaminen gegriffen. Letztendlich geht die Ehe des Fröndenbergers in die Brüche, am Ende steht zudem eine Insolvenz mit Schulden in sechsstelliger Höhe.

Glücksspiel und Drogendeals am Automaten

Ein Ausweg aus der Misere soll nach Plan des Angeklagten Mitte 2023 dann der Schritt ins Drogengeschäft werden. Cannabis, Haschisch und Kokain stehen dabei im Fokus. So schildert der 53-Jährige, dass er erst zwei Tage vor der Verkehrskontrolle in Bösperde rund ein Kilogramm Cannabis bei seinem Großhändler eingekauft habe. Abnehmer habe er dafür eigentlich schon gehabt. Doch warum fährt man dann die Ware risikoreich im Auto herum – wohl wissend, dass es Probleme bereiten könnte bei einer Kontrolle, will die Staatsanwältin wissen. Eine wirkliche Antwort darauf hat der Mann nicht parat.

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Dabei war der Drogenverkauf bei weitem nicht die einzige Einnahmequelle, wie der Angeklagte berichtet. In Spielotheken in Fröndenberg, Menden und Lendringsen habe er regelmäßig größere Gewinne eingestrichen – und nebenbei seine Drogen an Kunden an den Automaten verkauft. Kurz vor seiner Festnahme habe er ebenso abgeräumt: rund 1500 Euro. „Wenn das Glücksspiel so eine große Einnahmequelle ist, erschließt es sich mir nicht, wieso man noch Drogen verkauft“, merkt die Staatsanwältin dazu an. Ihr Verdacht: Das Geld stammt aus dem Drogenhandel. Einen Beweis dafür gibt es bislang jedoch nicht.

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Der Polizeibeamte, der den Fröndenberger im Februar 2024 schließlich kontrolliert, bestätigt im Laufe des Prozesses zumindest einen Teil der Geschichte. Am Klappmesser, das rechtlich als verbotene Waffe gewertet wird, hätten sich tatsächlich drogenartige Spuren finden lassen können. Davon abgesehen erinnert sich der Beamte an einen sehr kooperativen und ruhigen Raser, den er eigentlich kontrollieren wollte.

Der Prozess wird fortgesetzt.