Fröndenberg. Lange Zeit standen die Gäste vor verschlossenen Türen, seit dem 1. Februar lädt der Stiftskeller in Fröndenberg wieder zum Genießen ein.

Alina Pleßer heißt die neue Inhaberin des Stiftskeller, Fröndenbergerinnen und Fröndenbergern sicherlich noch bekannt als Leiterin der Gastronomie im Golfclub Unna-Fröndenberg. Es hat sich manches verändert im unteren Bereich des Stiftsgebäudes, die Renovierungsarbeiten haben frischen Anstrich in die Gaststube gebracht, alter Charme in neuem Glanz, das Ambiente bleibt erhalten.    

Seit 2019, nach dem Abschied von Wirt Charly Riepl, stand das Restaurant leer und wurde zum Sorgenkind der Stadtverwaltung, Eigentümerin der Immobilie. Als die Coronazeit mit dem kompletten Lockdown überwunden war, gab es immer noch keine Lösung für die Einrichtung in dem historischen Gebäude. Es kam die Idee auf, einem etwaigen Pächter finanziell zu helfen, um so Interesse zu wecken. Doch auch diese Unterstützung lief ins Leere, niemand meldete sich.

Seit zehn Jahren ist Alina Pleßer inklusive Ausbildung bereits in der Gastronomie tätig, zwei Jahre davon im Golf Club Unna Fröndenberg. Damals ging es ganz schnell, sie stellte sich vor, der Verpächter merkte sofort den Elan, der in der jungen Dame steckt: „Der schaute sich mein Konzept nur mit einem kurzen Blick an, dann bot er mir die Stelle.“ Die Chance wurde genutzt, sogar der Umzug von Hamm nach Fröndenberg erfolgte: „Ich wollte nah an meiner Arbeit sein.“ Es machte Spaß, doch war das Ende für die Restaurantfachfrau absehbar: „Mir fehlte einfach ausreichendes Personal, ich musste vieles selbst machen.“ Zudem sie sich als fürsorgliche Chefin outete: „Ich hatte eine Mitarbeiterin, der fehlte ein Führerschein, die habe ich nach Feierabend nach Hause gefahren.“

Mit der Klingel zum Zapfen gerufen

Der Engpass war so groß, dass sie in der Küche aushelfen musste, am Tisch bediente und sogar noch für frische Getränke sorgte: „Ich habe den Gästen eine Klingel auf den Tisch gestellt, sollten die Gläser leer sein, bekam ich ein Zeichen und bin von den Pfannen und Töpfen nach vorn geeilt und zapfte.“ Heraus kam 24/7, rund um die Uhr an allen Tagen in der Woche. Dazu ungünstige Arbeitszeiten von 10 bis 22 Uhr, es gab kaum noch Freizeit. 

Inhaberin Stiftskeller
Die neue Wirtin des Stiftskellers, Alina Pleßer, hat penibel darauf geachtet, den Charakter des historischen Restaurants nicht zu verändern. © WP Fröndenberg | Peter Benedickt

Auf die Dauer natürlich kein Zustand: „Ich habe dann überlegt, ob sich nicht etwas anderes ergibt.“ Der Zufall kam zu Hilfe: „Eine Freundin hatte erfahren, dass es da eine tolle Örtlichkeit gibt, wir sollten doch mal vorbeischauen.“ Gesagt, getan, das historische Fachwerk tat es der gebürtigen Hammerin gleich an: „Ich wusste, das ist es, da steige ich ein.“ Sie verliebte sich in den Stil des Gebäudes, in die Holzbalken, fand die schicke Gemütlichkeit grandios.

Ein Anruf im Rathaus und eine Besichtigung brachten die Zustimmung, ein Aufhebungsvertrag im Golfclub die berufliche Freiheit, ab September Gewissheit: Der Stiftskeller hat eine neue Wirtin.

Nur mit vielen Helfern zu schaffen

„Mir war bewusst, hier gibt es einiges zu tun“, zeigte sich Alina Pleßer nicht blauäugig. „Ohne Unterstützung ist das Projekt kaum zu stemmen.“ Ihr Verlobter Mounir Heidrich packte tatkräftig mit an, er hilft auch zum Start abends in der Gaststube, aus Familie und Freundeskreis kamen weitere fleißige Hände dazu. Die Stadt übernahm die Renovierung der Wände, des Fußbodens, die Sanierung der Toiletten und steuerte das Innenleben der Theke bei.

Inhaberin Stiftskeller
Die Speisekarte bietet für jeden Geldbeutel eine umfassende Auswahl. © WP Fröndenberg | Peter Benedickt

„Wir haben in zahllosen Arbeitsstunden den Tresen aufgearbeitet, konnten viel Material übernehmen, dazu den Regalschrank aufpoliert und neu gestrichen“, beschreibt die Inhaberin die Eigenleistung. Inneneinrichtung, Küche und Deko mussten außerdem selbst gestemmt werden. Besonderen Wert wurde auf den Erhalt der gewohnten Atmosphäre gelegt, keine grellen Lampen, keine Spots auf spezielle Ecken, dezente Tischlampen bringen das Gefühl von Gemütlichkeit.

„Wir leisten das komplette Catering“

55 Plätze an zwölf Tischen auf 167 Quadratmetern Fläche stehen zur Verfügung, dazu kommen zwei Säle, in denen bis zu 150 weitere Gäste bewirtet werden können: „Das komplette Catering wird von uns geleistet, ab 100 Personen in Form eines Buffets.“

Ein Blick in die Speisekarte lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die Auswahl ist groß, vielfältig und abwechslungsreich, die Preise im üblichen Rahmen, an jedes Budget ist gedacht. Manches ist traditionell deutsch, wie etwa das Champignon-Rahm-Schnitzel, der Stramme Max oder der Leberkäse mit Bratkartoffeln und Spiegelei. Anderes klingt exotisch, beispielsweise das Thai-Curry-Hähnchen. Wie wäre es denn mit einer Currywurst und den unvermeidlichen Pommes, diese vielleicht aus Süßkartoffeln? Bitte sehr, auch dies wird gern serviert. Es gibt vegetarische oder vegane Speisen, des Weiteren „Halal-Hühnchen“. Ein Favorit hat sich bisher herauskristallisiert: „Das Stiftskellerkrüstchen, da sind viele neugierig.“ Komme mal ein individueller Wunsch, werde es, ist er nicht zu ausgefallen und die Zutaten sind in der Küche vorhanden, eine Lösung geben. Noch einfacher: „Einfach bei einer Reservierung die Entscheidung angeben.“

„Wir wollen uns erst einmal etablieren, doch soll demnächst eine saisonale Zusatzkarte kommen, wechselnde Tagesempfehlungen, spezielle Angebote möchte ich auf kleinen Kreidetäfelchen präsentieren“, denkt Alina Pleßer an die Zukunft. Ein Frühstücksbuffet am Sonntag schwebt ihr vor: „Ein Angebot von 9 bis 13 Uhr, danach bis 22 Uhr geht es mit der ‚Warmen Küche‘ weiter. Ein Thekenbetrieb ist angedacht und selbstverständlich soll an sommerlichen Tagen die Terrasse geöffnet werden.“

Vier Sorten Bier und Kaffee aus der Siebträgermaschine

Für Getränke ist gesorgt, gleich vier Sorten Bier runden neben Weinen, Softdrinks sowie Heißgetränken den Genuss ab. Später sollen auch Cocktails angeboten werden, jetzt gibt es bereits verschiedene Aperitifs.

Geöffnet ist Montag bis Donnerstag (Mittwoch geschlossen) von 17 bis 22 Uhr, Freitag und Samstag 17 bis 23 Uhr und Sonntag in den ersten Monaten 12 bis 22 Uhr. Eine Einschränkung macht die Wirtin: „Normalerweise ist der Mittwoch unser Ruhetag, doch für den 28. Februar kamen so viele Anfragen, dass wir öffnen, es sind noch ein paar Plätze frei.“

Ein Problem begleitet die 26-jährige aber auch in den Stiftskeller: „Mir fehlt noch Personal, ich suche Vollzeitkräfte.“ An einer Homepage wird gearbeitet, Reservierungen unter Tel.: 0174/4235671.