Schwelm. Der Abriss des Gerätehauses in Linderhausen läuft, doch auch andere Projekte drängen. So laufen die Planungen aus Sicht der Schwelmer Feuerwehr.
Seit November 2024 laufen die Abrissarbeiten des alten Gerätehauses der Feuerwehr Schwelm in Linderhausen. Dort wird Platz geschaffen für einen modernen Neubau, der den heutigen Anforderungen der Wehr entsprechen soll. Bis das neue Gerätehaus eingeweiht werden kann, dauert es noch. Trotzdem ist Markus Kosch, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Schwelm, froh, dass sich in Linderhausen etwas tut. Das wünscht er sich auch für die geplanten Neubauten für das Gerätehaus in Winterberg und die Hauptfeuerwehrwache, die am Ochsenkamp gebaut werden soll.
„Die Planung für das Bauvorhaben Gerätehaus Linderhausen läuft von der Herangehensweise her wirklich top. Da fühlt man sich mitgenommen und kann sich mit den Anforderungen der Feuerwehr einbringen. Doch nichtsdestotrotz glauben wir, dass wir da weiter auf die Tube drücken müssen“, macht Markus Kosch deutlich. „Ab dem Moment, an dem wir in eine Interimshalle umziehen müssen, wird das Ganze sportlicher. Ich hoffe, dass man Ende des Jahres dort oben schon etwas sieht.“
Bei den anderen beiden Bauvorhaben laufe derzeit noch der verwaltungstechnische Vorgang. „Das ist für die Kameradinnen und Kameraden noch nicht so greifbar. Da versuchen Oliver Dag und ich die Brücke zu bauen, dass so ein Verfahren eben seine Zeit dauert. Das ist ein wenig zermürbend – insbesondere bei der Hauptwache, weil da die Not am größten ist“, sagt Kosch. „Denn die platzt aus allen Nähten.“
Moderne Standards lassen sich nur schwer umsetzen
Bereits im vergangenen Jahr ließ Markus Kosch in Bezug auf die schwierige Situation in der Hauptwache einen Hilferuf los. „Danach haben wir strukturelle Veränderungen vorgenommen.“ Die Feuerwehr habe seit dem vergangenen März versucht, Maßnahmen zu ergreifen, um über die Restlebensdauer der alten Wache die Arbeitsplätze vernünftiger zu gestalten. So wurden beispielsweise die Kleiderkammer und die Besatzung des Rettungswagens in Wohnungen verlagert, die sich vor der Hauptwache befinden. „Das ist nicht ideal, aber damit konnte man die räumliche Situation etwas entspannen.“
Trotzdem würden viele Unfallgefahren in der derzeitigen Wache lauern, außerdem gebe es nicht genug Büroarbeitsplätze. Zudem gebe es einen Konflikt mit den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften, weil ein Schulungsraum gemischt genutzt werden muss. „Die Ehrenamtler haben so gut wie keine eigenen Optionen, umgekehrt können sich die Hauptamtlichen nirgendwo zurückziehen.“
Auch eine Schwarz-Weiß-Trennung sei nicht möglich – das bedeutet, dass die getragenen Sachen der Kräfte nach ihrem Einsatz eigentlich im Umfeld der Fahrzeuge und Umkleiden bleiben sollten und nicht in den Aufenthaltsbereich gebracht werden. Moderne Standards ließen sich in dem Bau nur schwer umsetzen.
Kein Kamerad gibt auf
Doch trotz der schwierigen baulichen Gegebenheiten schmeiße bisher kein Kamerad die Flinte ins Korn. „Das würde mir auch zu denken geben“, sagt Kosch, weist aber darauf hin, dass man hier den ehrenamtlichen vom hauptamtlichen Teil trennen müsse. „Wenn wir versuchen, im hauptamtlichen Bereich Personal zu generieren, wollen die Bewerber natürlich die Wache und die Unterkünfte sehen.“ Und die seien in Schwelm kein Faktor, der dazu beitrage, Mitarbeiter zu gewinnen, so Kosch. Hauptamtliche Kräfte könnten sich aktuell Stellen aussuchen. „Momentan herrscht ein Arbeitnehmer-Markt und es ist schwer, Personal zu beschaffen.“ Zurzeit sind drei Stellen bei der hauptamtlichen Wehr und eine Tagesdienststelle noch zu besetzen.
Was die Überstunden der Feuerwehrleute angehe, habe die Wehr durch strukturelle Veränderungen Verbesserungen erwirken können. „Wir besetzen ein Notarzteinsatzfahrzeug nicht mehr, das läuft nun über einen Dienstleister.“ Darüber hinaus befänden sich gerade zehn Kräfte in der Ausbildung, die ersten seien im Oktober in den Wachwechseldienst gekommen, was ebenfalls zu einer personellen Entlastung führte. „Wir müssen 42 Leute im Wechseldienst sein und wir sind aktuell 39. Das ist eigentlich ganz gut, dafür, dass die Fluktuation momentan recht kräftig ist.“
Nicht nur beim Hauptamt sind noch Stellen unbesetzt, auch im Ehrenamt fehlen der Wehr Kräfte. Im Vergleich zu vor 15 Jahren gebe es heute in fast allen Einheiten weniger Leute. „Nicht besorgniserregend weniger, aber die Verfügbarkeit der Leute wird schwieriger. In der Folge hängt eine hohe Belastung an denjenigen, die das Hobby machen.“ Auch in 2024 hätte die Wehr mehr als 700 Einsätze absolviert, bei denen auch die ehrenamtlichen Kräfte eine hohe Einsatzzahl abdecken mussten. „Daher muss man die drei ehrenamtlichen Löschzüge weiter stärken. Ich persönlich verspreche mir von den neuen Standorten, mit denen man Reklame machen kann, dass man auch damit den einen oder anderen für das Amt gewinnen kann.“
Jugendfeuerwehr nach Durststrecke wieder voll
Der Löschzug Linderhausen stünde kräftemäßig aktuell ganz gut da, während es beim Zug in Winterberg etwas schlechter aussehe. „Da könnte ich gut acht Leute mehr gebrauchen. Und beim Löschzug Stadt könnten es noch 15 Leute zusätzlich sein.“ Kosch forciere daher gerade die Jugendfeuerwehr, weil die maßgeblich der Nachwuchslieferant sei. „Da hatten wir eine Durststrecke und ich bin froh, dass wir da mittlerweile wieder 33 Jugendliche und Kinder haben und damit voll sind.“
Für Markus Kosch wäre es ein Erfolg, wenn die neue Hauptwache der Wehr in 2030 so gut wie stehen würde. „Für Oliver Dag und mich ist es wichtig, dass es mit dem Druck von Verwaltung und Politik weitergeht. Wir wissen auch, dass die Finanzlage nicht besser wird und auch andere Projekte anstehen. Nichtsdestotrotz ist es ein wichtiges Zeichen für unsere Feuerwehr, sowohl für das Haupt- als auch das Ehrenamt, dass alle weiter an einem Strang ziehen.“ Die geopolitische Lage werde nicht besser und man werde weiterhin mit Unwetterlagen zu kämpfen haben. „Wir müssen uns da konzeptionell und logistisch weiterentwickeln und das geht an den vorhandenen Standorten nicht.“
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