Schwelm. Die Schwelmer Radwege sollen ausgebaut werden, doch die Umsetzung läuft nur schleppend. Das hat die Radwegekommission um Uwe Hugendick vor.

Um in der Fahrradsprache zu bleiben: Die Arbeit laufe eher wie eine dreiwöchige Tour de France als wie ein Sprint. Also eher schleppend. Trotzdem ist Uwe Hugendick, FDP-Lokalpolitiker, davon überzeugt, dass sich das zähe Ringen auszahlt. Hugendick ist Vorsitzender der Schwelmer Radwegekommission, die sich für den Ausbau und die Weiterentwicklung des Radwegenetzes in der Stadt einsetzt.

Eingerichtet wurde die Kommission bereits vor zwölf Jahren. „Doch jahrelang ist fast nichts passiert“, moniert Hugendick, der früher selbst passionierter Radfahrer war. „In Schwelm bin ich zum Läufer geworden. Hier ist ja alles um die Ecke.“ Nichtsdestotrotz ist es ihm ein Anliegen, die vorhandenen Radwege in seiner Heimatstadt zu verbessern.

Mehrmals im Jahr tagt daher die Kommission, bestehend aus Mitgliedern aller Ratsfraktionen und Bürgern der Stadt. „Uns geht es darum, den Radverkehr in Schwelm zu fördern, aber nicht Auto- und Radfahrer gegeneinander auszuspielen“, sagt Hugendick. Gemeinsam arbeite man den entsprechenden Ausschüssen und dem Stadtrat zu und sensibilisiere die Lokalpolitik dafür, dass Radfahren in Schwelm genauso wichtig sei, wie Parkplätze oder eine schnelle Durchfahrt für Autofahrer.

Uwe Hugendick, FDP-Lokalpolitiker und Vorsitzender der Schwelmer Radwegekommission.
Uwe Hugendick, FDP-Lokalpolitiker und Vorsitzender der Schwelmer Radwegekommission. © Alisa Schumann | Alisa Schumann

Ein Vorurteil sei, dass sich die Stadt gar nicht fürs Radfahren anbiete, weil es zu bergig sei. Eine Steigungskarte des Ennepe-Ruhr-Kreises würde das Gegenteil beweisen: „Da sieht man anhand der vielen grünen Strecken, dass Schwelm praktisch keine Steigung hat.“ Natürlich gebe es auch dunkelrote und damit steile Streckenabschnitte, aber grundsätzlich sei Schwelm auf dem Rad sehr gut zu bewältigen.

Geld für Radwege im Schwelmer Etat

Auch wenn die Projektliste der Kommission lang sei und die Umsetzung dauere – einige Erfolge konnten die Mitglieder schon verbuchen. So wurden im Stadtgebiet an verschiedenen Stellen Radständer aufgebaut. „Das hat nur zwei Jahre lang gedauert“, sagt Hugendick trocken. Darüber hinaus sind insgesamt zehn Einbahnstraßen für den Radverkehr freigegeben worden. Allerdings seien noch nicht überall die entsprechenden Schilder angebracht worden.

Ein weiterer Erfolg sei es, dass im Schwelmer Haushaltsetat für 2025/26 ein fester Betrag für Radwege vorgesehen sei. „Das gab es bisher nicht.“ 150.000 Euro stünden für Investitionen bereit, also zum Beispiel für entsprechende Markierungen von Fahrradwegen. Auch die Ausweitung der innerstädtischen Straßen mit Tempo 30 sei ein Erfolg für Radfahrer. Doch hier müsse die Stadt die 30er-Schilder noch anbringen und am Anfang kontrollieren, ob die Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten werde.

Schwelmer Tunnel: Immer noch keine Markierung

Was das Ganze so träge mache, sei zum einen der Gang durch die jeweiligen Ausschüsse sowie durch den Stadtrat. „Und dann hängt es an der Umsetzung durch die Stadt.“ Ein Beispiel sei der Ausgang des Schwelmer Tunnels. Hier sei für viel Geld ein Tunnel mit Radweg fertiggestellt worden, „aber der Weg endet für Radfahrer in Schwelm im Nichts.“ Die Kommission habe gemeinsam mit Verantwortlichen der Stadt vor zwei Jahren eine Radtour zur Eröffnung des Tunnels gemacht und mit Schablone und Farbe aufgezeigt, wo man einen weiterführenden Radweg zur Innenstadt hin markieren könnte. Passiert sei seither nichts. „Das dauert in Schwelm einfach sehr lange.“

Eröffnung des Radwegs „Unter dem Karst“: Auch mit dem Fahrrad wurde im Frühjahr 2023 der Schwelmer Tunnel unter die Lupe genommen.
Eröffnung des Radwegs „Unter dem Karst“: Auch mit dem Fahrrad wurde im Frühjahr 2023 der Schwelmer Tunnel unter die Lupe genommen. © WP | Max Kölsch

Veloroute: Brücke über A1

Was die Motivation oben halte, seien Erfolge wie bei der Bergisch-Märkischen-Veloroute, die von Hagen über Schwelm nach Wuppertal führen soll. „Was mich besonders freut, ist, dass die Brücke über die A1 mit in die Planung aufgenommen wurde“, sagt Hugendick. Den Anstoß habe die Radwegekommission gegeben. Über die neu zu bauende Brücke würden Radfahrer und Fußgänger direkt auf die Nordbahntrasse gelangen.

Und da man festgestellt habe, wie viele Tausend Radfahrer es in Schwelm, Ennepetal und Gevelsberg gebe, solle Schwelm eine Vorrangroute werden. „Dafür gibt es dann auch Mittel vom Land“, erklärt Hugendick. Gerade laufe die Machbarkeitsstudie beim Kreis, danach erfolge die Kostenkalkulation des Projekts.

Aktuell diskutieren die Mitglieder der Radwegekommission darüber, an welchen Straßen Radwegmarkierungen aufgebracht werden könnten. Hier hänge es auch davon ab, ob die Straßen zu Straßen NRW gehören oder städtisch sind. Gerne hätte Hugendick im Kreuzungsbereich Hauptstraße und Obermauerstraße einen Aufstellungsbereich an der Ampel für Radfahrer. „Dafür ist Straßen NRW zuständig. Da haben wir keine Schnitte“, ist Uwe Hugendick aber wenig optimistisch.

Trotzdem sei es wichtig, mit vielen verschiedenen Menschen über die Schwelmer Radwege ins Gespräch zu kommen und darüber Impulse zu setzen. „Bei jüngeren Leute ist die Akzeptanz höher und die beobachten auch eher, dass wirklich einige in Schwelm radfahren.“

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